Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
Zuckerrohrplantagen, sowie Weizen-, Mais- und Reisfelder, die sich über mehrere Meilen ins Landesinnere erstreckten. Und alles konnte nur dank Unmengen von Drakars Veolicht gedeihen und wachsen. Anfangs waren die Felder noch offen gewesen. Doch mit der Zeit sah sich sein Vater gezwungen, eine Mauer um das Gelände zu ziehen, damit keine Straßenbanden und anderes Gesindel mehr versuchten, Nahrungsmittel zu klauen.
Es schnürte Miro die Kehle zu, als sie an den verschiedenen Toren vorbeifuhren, über denen mit großer Schrift der Name seines Vaters geschrieben stand. Wenn er ihn doch nur irgendwie hätte verständigen können! Wenn wenigstens der Pförtner da gewesen wäre! Aber die Anlage war wie ausgestorben, da alle zur Hexenverbrennung ins Stadion gepilgert waren, wie das Gesetz es verlangte. Und er, der Sohn eines der einflussreichsten Männer Dark Citys, wurde währenddessen in seiner eigenen Kutsche entführt. Bis jemand sein Verschwinden bemerken würde, wären sie längst über alle Berge.
Sie ließen die Stadt hinter sich. Die Betongebäude wichen bescheidenen Häusern und Hütten, die anfangs eng zusammengebaut waren und später in immer größeren Abständen in der weiten Malan-Hochebene verstreut anzutreffen waren, als hätte sie jemand willkürlich aus dem Himmel in die Steppe geworfen.
Sie jagten über erdige, mit Schlaglöchern gespickte Landstraßen, vorbei an heruntergekommenen Gehöften, ärmlichen Behausungen und einigen kahlen Baumskeletten, an denen Moosgeflechte hingen wie Spinnweben. Die Landschaft war ziemlich eben und glich einer steinigen Wüste, trostlos und nur mit vereinzelten Sträuchern und Büschen durchzogen. Der Nebel hing schwer und dick über der gesamten Ebene. Miro hatte sich noch nie so weit vom Stadtkern entfernt. Warum hätte er es auch tun sollen? Sein exklusiver Lebensstil passte nicht in diese Einöde. Hier draußen war nichts los. Man konnte sich bloß die Schuhe schmutzig machen. Dass jemand überhaupt auf die Idee käme, sich in dieser Wildnis anzusiedeln, war Miro schleierhaft. Doch die vereinzelten Landhäuser verrieten, dass hier tatsächlich Menschen wohnten.
Nach einem längeren pfeilgeraden Wegstück lenkte der Kutscher das Gefährt nach links und erreichte ein einfaches altes Steinhaus mit dicken Mauern und einem Strohdach. Die Pferde kamen abrupt zum Stehen, und Miro, der neugierig aufgestanden war, purzelte auf den gegenüberliegenden Sitz. Zwei Männer in schwarzen Anzügen tauchten in der Haustür auf und näherten sich der Kutsche mit raschen Schritten. Zielstrebig kamen sie auf ihn zu. Miro glaubte, sein letztes Stündchen hätte geschlagen. Sie werden mich töten, war sein erster Gedanke. Mit einem leisen Klicken wurde die Tür wie von Geisterhand entriegelt, und bevor Miro die Möglichkeit hatte, darauf zu reagieren, öffneten die Männer die Tür und stiegen zu ihm in die Kabine.
Miro schluckte. Sie glichen sich wie ein Ei dem andern, waren beide sehr groß, hatten kurzes hellblondes Haar, glatte weiße Haut wie aus Porzellan und leuchtende stahlblaue Augen. Sie wirkten athletisch und äußerst elegant und strahlten eine geradezu ungeheuerliche Selbstsicherheit aus. Allein ihre Anwesenheit ließ den Jungen innerlich erzittern. Ihre Ausstrahlung war so stark, dass Miro weiche Knie kriegte und sich so erbärmlich klein vorkam wie ein Insekt. Er senkte den Blick und wagte es nicht, ihnen ins Gesicht zu sehen. Trotzdem spürte er, wie ihre Augen auf ihm ruhten. Der Achtzehnjährige zog sich so weit in die Ecke zurück, wie es nur ging.
«Was wollt ihr von mir?», stammelte er. Er wollte herausfordernd klingen, wie jemand, der sich vor nichts fürchtete, doch seine Stimme klang dünn und ganz und gar nicht wie die Stimme eines adligen, reichen und über jede Situation erhabenen Jungen.
Die Männer gaben keine Antwort. Miro zweifelte nicht daran, dass sie ihm mit bloßer Hand alle Knochen brechen würden, falls er versuchen sollte, den Helden zu spielen. Mit diesen Typen war nicht zu spaßen, und wer auch immer sie beauftragt hatte, wusste, dass auf sie Verlass war.
Der eine rutschte etwas näher zu ihm hin, während er nach einem Gegenstand in seiner Tasche griff. Miro kratzte all seinen Mut zusammen.
«Schön, wie viel?», fragte er. «Ich rufe meinen Vater an, und er gibt euch jede Summe, die ihr verlangt.»
Die beiden Hünen schienen nicht beeindruckt. Während der eine unbeweglich neben der Tür sitzen blieb, fischte der andere ein Fläschchen
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