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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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und sehr einsilbig und leise. Nur von den schneeweißen Mirin-Wölfen aus dem Mirin-Tal südlich des Ysah-Gebirges war bekannt, dass sie öfter bellten als normale Wölfe. Doch die Mirin-Wölfe waren seit der großen Nebelkatastrophe ausgestorben, so hatte Aliyah geglaubt. Wie dieses Tier die Nebelkatastrophe überlebt und sich nach Dark City verirrt hatte, war ihr schleierhaft. Sie näherte sich dem verletzten Tier furchtlos, und je näher sie ihm kam, desto mehr fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Sie spürte ganz deutlich, dass der Wolf ihr nichts antun würde. Da war eine geheimnisvolle Verbindung zwischen ihnen, ja, es war so, als hätten sie schon immer zusammengehört.
    Aliyah befreite den Wolf mit tastenden Fingern und nahm ihn kurzerhand mit nach Hause, obwohl sie wusste, dass sie dadurch mächtig Ärger mit Onkel Fingal kriegen würde. Das Donnerwetter ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Was ihr eigentlich einfalle, einen Wolf mit ins Haus zu bringen, empörte sich Onkel Fingal, sie könne ihn gleich wieder dorthin zurückbringen, wo sie ihn gefunden hatte. Alles Flehen und Betteln nützte nichts. Onkel Fingal bestand darauf, dass der Wolf aus dem Haus kam, und zwar augenblicklich.
    Aliyah ging zur Tür und versuchte den Wolf dazu zu bewegen, ihr zu folgen. Doch der Wolf blieb einfach mitten im Wohnzimmer stehen und bellte einmal kräftig, als wolle er damit zu verstehen geben, dass er nicht die Absicht habe, wieder wegzugehen. Onkel Fingal machte einen Schritt auf den Wolf zu, um ihn eigenhändig hinauszubefördern, doch da stellte das Tier seine Nackenhaare auf, legte die Ohren flach nach hinten und knurrte den Onkel so lange an, bis dieser einsah, dass er das neue Haustier wohl oder übel akzeptieren musste. Aliyah gab ihm den Namen Nayati, und von nun an waren sie und der weiße Wolf unzertrennlich.
    Onkel Fingals kratzige Stimme holte das blinde Mädchen in die Gegenwart zurück.
    «Beeil dich!», rief er ihr von der Küche aus zu.
    «Ja, Sir!», antwortete Aliyah mit sanfter Stimme. Mit einem gezielten Griff nahm sie das einzige nette Kleidchen, das sie besaß, von der Wäscheleine und zog es an. Es war ein Kleid, das Mutter ihr kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte, und Aliyah wunderte sich, dass Onkel Fingal es ihr nicht längst weggenommen hatte. Das Kleid bestand aus einem blauen Faltenrock mit einem eleganten gelben Oberteil, das die Schultern frei ließ. Die Ärmel waren zwei wehende, lose um die Unterarme gelegte Tücher, die mit Bändeln kurz oberhalb des Ellbogens zusammengeschnürt waren und an die zarten Flügel eines weißen Schmetterlings erinnerten. Und genauso sah Aliyah in dem Kleid aus: wie ein zierlicher Schmetterling, elegant und zerbrechlich. Ihre weiße Haut war zart wie Seide, ihr rostrotes, halblanges Haar glänzte wie gesponnene Fäden aus Kupfer, und ihre Augen, ein grünes und ein blaues, leuchteten wie das prächtige Farbenspiel zweier Opale. In dem Kleid sah die Sechzehnjährige beinahe aus wie eine kleine Prinzessin.
    Schade, dass Mutter mich jetzt nicht sehen kann, dachte sie.
    «Aliyah!», krächzte der Onkel aus der Küche.
    «Komm, Nayati», sagte das Mädchen und gab dem Wolf einen Wink mit dem Kopf. Sie gingen in die Küche, Aliyah setzte sich an den Tisch. Nayati wich nicht von ihrer Seite. Der Onkel stellte dem Mädchen einen Teller Grütze hin und brummte, sie solle sich beeilen. Er hätte schon lange genug auf sie gewartet. Er wolle nicht zu spät zur Exekution kommen.
    Während Aliyah schweigend die geschmacklose Brühe löffelte, folgte der Wolf mit seinen Augen jeder Bewegung des Onkels. Wenn der dem Mädchen zu nahe kam, stellte er seine Nackenhaare auf und verharrte bewegungslos.
    «Ich sag dir eines», bemerkte Onkel Fingal mit drohend erhobenem Zeigefinger. «Eines Tages setze ich euch beide vor die Tür. Ich kann diesen Wolf nicht ausstehen.» Nayati zog seine Lefzen hoch und ließ ein drohendes Knurren vernehmen.
    «Nayati tut niemandem was zuleide, Sir», sagte Aliyah.
    «Den Eindruck habe ich allerdings nicht von ihm», antwortete der Onkel. «Ich traute ihm vom ersten Tag an nicht über den Weg. Er gehört nicht hierher. Seine Rasse ist längst ausgestorben, und das sollte er auch sein. Er ist hinterhältig und böse.»
    «Sir, Ihr wisst, dass das nicht wahr ist!»
    Nayati legte die Ohren zurück. Seine eisblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er warf Onkel Fingal einen Blick zu, als würde er jedes Wort verstehen.
    «Außerdem

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