Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Angebote für Gesprächstherapien, Netzwerke, Ratgeber, die ganze Palette. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es zu deiner Zeit war.“ Glaubte man den Geschichtsbüchern, musste es die Hölle gewesen sein.
„Es war ein gefährliches Versteckspiel.“ Devons Tonfall verriet, dass sich hinter diesen wenigen Worten mehr verbarg.
„Wie hast du es herausgefunden?“
Diesmal schwieg Devon so lange, dass Jesse sich fragte, ob er sich nicht erinnern konnte oder wollte.
„Ich hatte keinen Begriff für das, was in mir vorging“, antwortete Devon schließlich mit wohlüberlegten Worten.
„Ich habe stets die Gesellschaft von Männern vorgezogen, aber darin lag in meinen Augen nichts Ungewöhnliches. Enge Kameradschaften waren gang und gäbe. Viele Ehen wurden damals aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Es war normal, dass Eheleute sich nicht liebten, also habe ich das große Glück weder erwartet noch gesucht. Ich habe meine ehelichen Pflichten erfüllt und mich so oft wie möglich anderen Männern für gemeinsame Unternehmungen angeschlossen. Ohne sexuelle Annäherungen. Das wäre zu gefährlich gewesen.“ Er hielt kurz inne. „Mir war nicht klar, was mir fehlte. Lediglich, dass mir etwas fehlte. Etwas sehr Wichtiges.“
Jesse nickte mechanisch. Er hatte bei den Worten „eheliche Pflichten“ aufgehört, richtig zuzuhören.
„Du warst verheiratet?“, fragte er verblüfft.
„Ich habe zu der Zeit in London gelebt und für ein Handelshaus gearbeitet. Es entsprach meinem Stand, mir eine Frau zu suchen und Nachkommen zu zeugen. Sie war neunzehn und die jüngere Tochter eines Kaufmannes. Weder hübsch noch besonders begabt, doch sie besaß ein gutes Herz.“
„Hast du sie geliebt?“
Devon bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Nein.“
Jesse wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Er konnte sich nicht vorstellen, sich jemals auf diese Weise zu verstecken. Andererseits hätte er auch nie gedacht, dass Sasha es könnte. „Hattet ihr Kinder?“
„Einen Jungen und ein Mädchen.“
Devon hatte eine Familie gehabt!
„Und du hast dich in einen Mann verliebt, der …“
„Zufällig ein Vampir war“, beendete Devon den Satz.
„Du hast es gewusst?“
„Nicht von Anfang an. Er hat mein Interesse bemerkt und mir eindeutige Avancen gemacht. Was danach geschah, war wie eine Offenbarung. Die Antwort auf eine Frage, von der ich nicht wusste, wie ich sie stellen soll.“ Devons Gesichtsausdruck brachte Jesse zum Grinsen. Er war unglaublich … menschlich.
„Du warst verliebt.“
„Rettungslos! Ich wurde von Gefühlen überrollt, die ich nie zuvor verspürt hatte. Mein bisheriges Leben erschien mir plötzlich schal und leer. Wie ein Gefängnis. Endlich wusste ich, was mir fehlte und es war zu spät.“
„Weil du deine Familie nicht einfach verlassen konntest.“
Eine Scheidung wäre eine Sünde vor Gott gewesen. Devon hätte seine Frau gesellschaftlich und wirtschaftlich ruiniert. Um mit einem Mann zusammen zu sein.
„Wäre meine Frau nicht gestorben, hätte ich mein Leben einer Lüge geopfert.“
Für einige Sekunden fehlten Jesse die Worte. „Wie ist sie gestorben?“
„Bei der Geburt unseres dritten Kindes. Es gab Komplikationen, die beide nicht überlebt haben.“
Das war furchtbar! Wie konnte Devon dabei so sachlich bleiben?
Weil diese Ereignisse Jahrhunderte zurückliegen , beantwortete Jesse sich selbst die Frage.
Devon lächelte schmal. „Es mag grausam klingen, aber der Tod meiner Frau hat mich erlöst. Ich habe die Kinder zu meiner Schwägerin gebracht und neu angefangen. Mit ihm.“
„Wart ihr glücklich?“ Jesse beschlich die böse Ahnung, dass es kein Happy End gab.
„Er hat das Menschliche an mir geliebt. Die Unschuld und die vielen Fragen. Er hat sich in der Rolle des Mentors gefallen, der mich in nicht nur eine, sondern zwei neue Welten einführen konnte. Schließlich hat er mich verwandelt. Auf meinen Wunsch. Ich war neununddreißig Jahre alt und ich wollte endlich frei sein.“
Ob Devon sich der Ironie bewusst war, die in diesem Satz lag?
Jesse war nicht sicher, ob er die nächste Frage wirklich stellen wollte. „Was ist passiert?“
Devon lächelte schmal. „Die Ewigkeit hat drei Jahre gedauert.“
„Drei Jahre?!“ Jesse war entsetzt. „Aber du hast alles für ihn aufgegeben!“
„Ich kannte den Preis und ich wusste, was ich dafür bekommen würde. Liebe allein hätte nicht gereicht, um mich zu verführen.“
„Dann hat es dir nichts
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