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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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dieses schlechte Gefühl beschlichen, das etwas mit ihr nicht stimmte. Als hätte sich eine Sperre in Jesses Kopf gelöst, fügten sich die Puzzleteile zusammen. Es war die ganze Zeit um die Frau gegangen. Nach ihr hatte der mysteriöse Fremde gefragt, nicht nach Noah. Noah war ihm gleichgültig gewesen.
    Undercover-Bulle, fielen ihm Nguyens Worte ein. Wirklich? Jesse hätte sich in den Hintern treten können. Wäre er bloß früher darauf gekommen! Er hätte vollkommen anders reagiert. Er hätte die Polizei alarmiert und dem Türsteher Anweisungen gegeben, die Frau nicht aus der Bar zu lassen. Stattdessen hatte er sie plump angesprochen und war ihr anschließend in einen verlassenen Park nachgelaufen. Einer potenziellen Mörderin. Mitten in der Nacht. Wie einer dieser Deppen in einem schlechten Horrorfilm!
    Jesse blickte sich voller Unbehagen um. Die Lichter der Albert Street schienen Kilometer weit weg zu sein.
    Kalter Wind kam auf und trug ein Wispern zu ihm heran. Unverständliche Worte, deren feindseliger Klang ihm Gänsehaut über die Arme jagte. Plötzlich fühlte er sich von tausend Augen beobachtet. Angst kroch sein Rückgrat herauf. Er wandte sich zum Gehen und erstarrte. Rechts von ihm, wo der Ausgang zur Barkly Street lag, wuchs eine Reihe hoher Bäume, die wie Trauerweiden aussahen. Unter den Bäumen standen Bänke. Auf einer der Bänke lag etwas. Oder jemand? Jesse meinte, schemenhaft einen Körper erkennen zu können. Ein Penner?
    Eine heftige Windböe brachte die Blätter der Bäume zum Rascheln und fuhr unter sein dünnes T-Shirt. Ein Knacken, wie von einem trockenen Zweig, ließ ihn herumfahren. Hinter ihm lag die vom Mondlicht beschienene Rasenfläche. Niemand zu sehen. Jesse blickte zurück zu den Bänken. Sekunde.
    Hatte der Penner nicht eben auf der vorderen Bank gelegen? Jetzt lag er auf der mittleren Bank.
    Nein, das bildete er sich bloß ein.
    Von irgendwo hinter ihm kam ein Zischen, wie von einem Tier. Jesse fuhr erneut herum. In einem der Büsche glitzerten zwei kleine gelbe Punkte. Panik erfasste ihn. Die Barkly Street lag am nächsten. Dort war Licht. Dort würde er in Sicherheit sein. Aber dafür musste er an den Bänken vorbei. Er ging los. Zügig, doch nicht zu schnell, um das Ding im Busch nicht zu reizen. Natürlich bildete er es sich ein, und sobald er auf der Barkly Street war, würde er darüber lachen. Jetzt machte er sich vor Angst fast in die Hose. Jesse erreichte die Trauerweiden, deren Äste im Wind hin- und herwogten und sich tief dem Erdboden entgegen neigten. Als wollten sie nach ihm greifen.
    Er beäugte furchtsam den Mann, der seitlich auf der mittleren Bank lag. Der Penner, falls er einer war, hielt die Arme vor der Brust verschränkt und das Kinn gesenkt, wie um sich vor der Kälte zu schützen. Seine Beine ragten ein gutes Stück über die Bank hinaus. Er wirkte, als würde er schlafen. Aber er bewegte sich nicht und gab keine Geräusche von sich, kein leises Schnarchen, nichts.
    Seine Kleidung war zu sauber für einen Obdachlosen.
    „Hallo?“, fragte Jesse zaghaft. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Drang wegzulaufen und dem Wunsch zu helfen. Falls es dem Mann tatsächlich schlecht ging, durfte er ihn nicht einfach hier liegenlassen. Was würde er über sich denken, wenn er morgen in den Nachrichten hörte, dass ein Toter in diesem Park gefunden worden war?
    Jesse trat zögernd näher. „Hallo?“, fragte er erneut, diesmal lauter. Der Mann rührte sich nicht.
    Schließlich überwand Jesse seine Angst und berührte ihn sanft an der Schulter. Nichts geschah. Also stieß er den Mann kräftiger an. Der Körper federte schlaff zurück. Nein, nein, nein, nein, nein! Er durfte nicht tot sein!
    Fühl seinen Puls. Jesses eigene Stimme in seinem Kopf, klein und ängstlich. Nein. Er wollte es nicht wissen!
    Trotzdem ließ er sich auf ein Knie hinab und schob zwei zitternde Finger in den Kragen des Mannes. Suchte nach dem erlösenden Pochen. Die Haut fühlte sich kühl an und klebrig, wie von Schweiß. Kein Puls.
    Jesse zog abrupt die Hand zurück. Eine dunkle Substanz bedeckte Mittel- und Zeigefinger.
    Er schaute entsetzt auf …
    … und sah in ein Paar gelb schimmernder Augen.
    Mit einem erschrockenen Laut zuckte er zurück, verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Boden.
    Aber er hatte keinen Puls gefühlt! Wie war das möglich?
Unter seinem fassungslosen Blick setzte sich der Mann auf.
    „Hilf mir.“ Die Stimme des anderen klang kehlig und rau. „Du musst

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