Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Moment. „Ich regle das.“
Wie wollte er das regeln? Was wollte er regeln?
„Du bist einer Frau zu Hilfe gekommen, die im Park überfallen wurde. Du hast ihre Schreie gehört und den Angreifer vertrieben, ihn aber nicht erkannt. Dabei bist du verletzt worden. Das habe ich Mrs. Davis erzählt.“ Devon zog einen Zettel aus der Innentasche seines Sakkos, auf dem in sauberer Handschrift eine Zahlenfolge stand.
„Der Taxifahrer wird kein Geld von dir verlangen. Gib ihm einfach deine Adresse. Hier ist die Telefonnummer einer Freundin. Sie wird wissen, wie du mich erreichen kannst. Wenn du Antworten brauchst, sprich mit mir. Mit niemandem sonst. Es ist zu deinem eigenen Schutz.“
Jesse zögerte. Schließlich nahm er den Zettel und humpelte mit weichen Knien los. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Als er endlich auf der Rückbank des Taxis saß, hatte er Mühe, nicht vor Erschöpfung und Überforderung in Tränen auszubrechen.
Devon blickte dem Taxi nach, bis es außer Sichtweite war. Vielleicht hatte er soeben das Schicksal aller Vampire besiegelt. Vielleicht würde aus diesem jungen Mann der beste Vampirjäger aller Zeiten werden und er, Devon, hatte es zugelassen. Doch daran glaubte er nicht.
Die Telefonnummer gehörte Eleni. Er würde sich morgen Abend ein eigenes Handy kaufen und ihr die Nummer geben. Falls Jethro sich meldete. So kam er tatsächlich dazu, sich eines dieser lästigen Technikdinger anzuschaffen.
Devon stieg in seinen Wagen und blieb eine Weile sitzen. Zwei Vampirinnen. Diese Wendung hatte ihn überrascht. Aber wo hatte die Zweite gesteckt, wenn Jethro ihr angeblich in den Park gefolgt war? Wieso war sie ihrer Gefährtin nicht zu Hilfe gekommen? Und warum war Richard von seiner Meisterin verwandelt worden? Um einen Gefährten zu haben? Einen Mentor? Zugegeben, keine schlechte Wahl. Ein menschlicher Verbündeter sollte zumindest die Grundregeln kennen. Wenn Richard Geoffrey bei der Verwandlung allerdings den Verstand verloren hatte, würde er kein guter Ratgeber sein.
Würden sie es erneut versuchen? Die Vampirin aus dem Park war viel zu jung und zu schwach, um geistig gesunde Nachkommen zu erschaffen. Falls ihre Gefährtin ebenso jung war, konnte es viele Versuche brauchen, bevor sie Erfolg hatten. Und auf dem Weg dorthin würden sie eine Flut degenerierter Monster in diese Welt bringen. Er hätte es verhindern können. Alles, was er hätte tun müssen, war ihnen zu folgen. In dem Moment, in dem die Vampire die Flucht ergriffen, schwebte Jethro nicht mehr in Gefahr. Selbst nach seinem Schwächeanfall hätte er es ohne Hilfe zurück zur Bar geschafft.
Wo er Richards Partnerin in die Arme gelaufen wäre , kam es Devon plötzlich in den Sinn. Sie hätte Jethro sofort an Martin und die anderen ausgeliefert.
Es war die richtige Entscheidung gewesen, bei Jethro zu bleiben. Nein, keine Entscheidung, jedenfalls keine bewusste. Er war einem Gefühl gefolgt. Einem irrationalen, menschlichen Impuls, der ihn den Kopf kosten konnte!
Devon startete den Alfa Romeo und fuhr zurück zum Park, wo
Martin und der Rest der Eingreiftruppe auf ihn warteten.
Die Parklücke, die er zuvor benutzt hatte, war inzwischen von einem schwarzen Transporter belegt. Also stellte er den Wagen in der Hofeinfahrt einer Jugendherberge ab, die, versteckt hinter Bäumen und einem hohen Holzzaun, von der Straße aus kaum zu sehen war.
Etwas passte noch immer nicht ins Bild: Die Vampirin hatte in der Ich-Form gesprochen: Ich wollte nicht weglaufen. Er hat mich verstoßen. Sie hätte wir sagen müssen und uns .
Oder hatte sie ihre Gefährtin später gefunden?
Devon hielt kurz inne, als er beim Eingang zum Park einen Artgenossen witterte. In der Ferne konnte er Martin erkennen, der beim Spielplatz wartete. Neben ihm saß eine schwarzhaarige Frau in einer dunklen Jacke auf einer Schaukel. Peta Shawcross, Richards Partnerin. Devon ging weiter.
Hinter einem der Bäume, die im Eingangsbereich wuchsen, trat jetzt ein junger Vampir hervor. Breitschultrig, muskelbepackt und ganz in Schwarz gekleidet. In einem Halfter am rechten Oberschenkel trug er etwas, das wie ein Bolzenschussgerät aussah. An seiner linken Wade war ein langes Messer befestigt. Devon setzte seinen Weg unbeeindruckt fort. Die Wache starrte ihm grimmig hinterher, bevor sie sich in den Schatten zurückzog.
Devons suchender Blick fand zwei weitere Artgenossen, von denen einer am Ausgang zur Albert Street stand und der andere bei der Baumreihe, hinter der
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