Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
sich die Vampirin versteckt hatte. Vermutlich hatten sie in der Zwischenzeit jeden Stein umgedreht und an jedem Grashalm gerochen.
Martin wandte den Kopf, sobald Devon näher gekommen war. Er schaute finster drein. Peta Shawcross starrte ausdruckslos auf den Boden. Sie verschwand fast in ihrer Daunenjacke. Hin und wieder schniefte sie und tupfte sich die Nase mit einem zusammengeknüllten Taschentuch ab. Ihr Herz schlug relativ ruhig und gleichmäßig. Es schien sie nicht zu stören, sich in der Gesellschaft von fünf Vampiren zu befinden. Oder war es der Schock, der sie gleichgültig machte?
Devon reichte Martin zur Begrüßung die Hand. Sein Artgenosse ergriff sie, was Devon als gutes Zeichen deutete.
„Drei von uns folgen ihren Spuren, bisher ohne Erfolg.“ Martin musterte ihn durchdringend. „Was ist passiert?“
Devon bemerkte, wie sich die Wache bei der Albert Street in Bewegung setzte und auf sie zukam. Es war eine schlanke, in Schwarz gekleidete Frau mittleren Alters, mit dunklen Haaren und kantigen, verkniffenen Gesichtszügen.
„Eine von ihnen hat Richard Geoffrey verwandelt.“
Ein lautes Schluchzen von Peta Shawcross unterbrach ihn. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihren Körper. Devon fragte sich, wie tief die Partnerschaft der beiden gereicht hatte. Wenn sie ein Paar gewesen waren, bestand die Möglichkeit, dass Richard sie aufsuchte.
Das konnten sie ausnutzen.
„Vermutlich wollten sie auf diese Weise an einen Mentor oder Ratgeber kommen“, fuhr er fort.
„Aber wozu?“, fragte Martin verständnislos. „Warum nicht einen von uns um Hilfe bitten?“
„Nach allem, was sie getan haben? Dafür ist es zu spät und Richard wird es ihnen deutlich machen. Es ist jetzt auch in seinem Interesse, dass den Vampirinnen nichts geschieht.“ Zumindest für einige Zeit. Bis er gelernt hatte, sich allein zu ernähren. Ein geschickter Schachzug seiner Meisterin.
„Warum hast du sie nicht aufgehalten?“ Die dunkelhaarige Vampirin hatte sie mittlerweile erreicht. Ihre Augen sprühten zornige Funken. „Wieso konnten sie entkommen? Sie waren wohl kaum zu stark für dich, oder?“
Devon war es nicht gewohnt, ungefragt geduzt zu werden und hatte nicht vor, es von diesem jungen Ding hinzunehmen.
Martin kam ihm jedoch zuvor. „Nora!“, zischte er wütend. „Zeige etwas mehr Respekt! Das ist Nora“, stellte Martin sie offiziell vor. „Sie leitet das Team.“
Die Vampirin verschränkte die Arme vor der Brust.
„Er stinkt nach Krankenhaus.“
„Ich habe unseren unerwünschten Zeugen dort abgeliefert.“
„Den Barkeeper?“, erkundigte sich Martin.
Devon nickte.
„Ist er ein Problem?“
„Nein. Ich habe sein Gedächtnis manipuliert. Er denkt, er wäre einer Frau zu Hilfe gekommen, die hier im Park überfallen wurde. Dabei ist er verletzt worden.“
„Wie heldenhaft“, spottete Nora. „Sind die beiden deshalb entkommen? Weil du Babysitter für einen Menschen spielen musstest?“
Devon packte sie blitzschnell bei der Kehle und zog sie mit einem Ruck zu sich heran.
„Willst du mich beleidigen, Kind?“, fragte er ruhig, während Nora vergeblich versuchte, seine Finger von ihrem Hals zu lösen.
„Alles in Ordnung!“, hörte er Martins Stimme und sah sich um. Der Vampir, der bei der Baumreihe gestanden hatte, war zum Spielplatz gekommen, eine Bolzenschusspistole einsatzbereit in der Hand. Martin stand vor ihm, die Hände in einer beschwichtigenden Geste gehoben.
„Nur eine kleine Unstimmigkeit. Kein Grund zur Aufregung.“
Aus erzieherischen Gründen wartete Devon einige Sekunden, bevor er Nora endlich losließ. Sie wich zurück, eine Hand an der Kehle, und funkelte ihn wütend an. Wenn er nicht aufpasste, konnte sie ihm gefährlich werden.
„Ich will wissen, was hier los war“, verlangte die Vampirin. „Jedes Detail, jede Sekunde, nachdem Sie in den Park kamen. Jede verdammte Bewegung, die Sie und die beiden gemacht haben!“
Sie siezte ihn. Die Zurechtweisung hatte gewirkt.
Devon beschloss, so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. In seiner Version der Ereignisse war Jethro die meiste Zeit bewusstlos gewesen. Das Gespräch mit der Vampirin hatte stattgefunden, mit demselben Ergebnis: Richard Geoffreys Reaktion hatte die Situation kippen lassen. Die Vampirin und ihr neuer Schützling hatten Devon gemeinsam angegriffen und waren entkommen.
Damit endete sein Bericht. Er war älter als alle Vampire in diesem Park zusammen und er hatte es nicht geschafft, einen
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