Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
Neugeborenen und seine Meisterin zur Strecke zu bringen. Würde seine Artgenossen das glauben?
Devon wartete angespannt ab. War es ihm gelungen, seine Überraschung und Richards Wahnsinn überzeugend darzustellen?
„In Ordnung“, sagte Nora schließlich gönnerhaft.
„Wir können sowieso nichts mehr daran ändern.“
„Können Sie beschreiben, wie die Vampirin aussieht?“, schaltete Martin sich ein. „Wir haben die technischen Möglichkeiten, ein Bild von ihr zu erstellen.“
Devon nickte.
Nora winkte den Vampir mit der Bolzenschusspistole heran, der in der Nähe geblieben war. Vermutlich, um seine Chefin vor einem weiteren Ausbruch Devons zu schützen.
„Fahr sie zum Hauptquartier.“ Nora gab ihrem Artgenossen einen Fahrzeugschlüssel.
„Ich nehme meinen eigenen Wagen“, erwiderte Devon bestimmt.
Kapitel 7
Soony blickte reglos in die Dunkelheit hinaus. In der Ferne ragte die Silhouette der West Gate Bridge auf.
Das Licht mehrerer Kerzen spiegelte sich in der schmutzigen Fensterscheibe. Sie standen auf zwei leeren Obstkisten und wiesen den Weg zu einem fensterlosen Abstellraum, in dem ein Feldbett, ein Koffer und ein Karton mit Vorräten standen. Soony wünschte sich, die Kerzen würden mehr Wärme abgeben. Die Kälte in ihren Gliedern vertreiben.
Ein heiserer Schrei durchbrach die Stille. Ein langgezogenes Nein , dem ein animalisches Fauchen folgte.
Es kam aus dem Keller.
Soony zog die Jacke fester um sich. Sie fühlte sich unendlich müde und ausgelaugt. Sie drehte sich in einem stetig enger werdenden Kreis der Verzweiflung, aus dem es kein Entrinnen gab. Irgendwo unten schlug eine Tür zu.
Soony schloss für einige Momente die Augen. Als sie sie wieder öffnete, spiegelte sich Mai-Li im Fenster.
Ein weiterer Mythos, der nicht zutraf. Wie viele Erzählungen über sie stimmten nicht?
„Er wird sich beruhigen“, sagte ihre kleine Schwester tonlos. „Es ist eine große Umstellung.“
Soony unterdrückte ein hysterisches Lachen.
„Ich weiß nicht, warum er so ist.“ Mai-Li runzelte die Stirn. Sie sah dabei aus wie ein ratloses kleines Mädchen.
„Ich habe es genauso gemacht wie Er .“ Ein Ausdruck des Schmerzes huschte über ihr makelloses Gesicht. Keinen Tag älter als neunzehn. Für alle Ewigkeit.
Soony wandte sich um. „Warum hast du das getan?“
Mai-Li schaute sie verständnislos an.
„Warum hast du ihn verwandelt?“ Wie konnte sie dieses furchtbare Schicksal einem anderen Menschen aufzwingen? Dieses unglaubliche Leid?
Ein harter Zug erschien um Mai-Lis Mund. „Ich wollte nicht mehr allein sein. Du hast keine Ahnung, wie das ist.“
„Aber du bist nicht allein. Du hast mich!“
Ihre Schwester lachte auf. Ein bitteres, verzweifeltes Lachen. „Du weißt doch nichts! Du stückelst dir Ideen aus Büchern und Filmen zusammen. Bei dir ist alles ein Ratespiel. Er kennt ihre Regeln. Er weiß, wie sie sich Nahrung beschaffen, ohne zu töten. Er kann mir helfen!“
Wut regte sich in Soony. Obwohl sie wusste, wie gefährlich das in Mai-Lis Gegenwart sein konnte. „ Ich habe dir geholfen! Ich habe dich beschützt und dir …“ Sie brachte das Wort ‚Opfer’ nicht über die Lippen. „Ich habe mich zu deiner Komplizin gemacht!“ All die furchtbaren Dinge, die sie getan hatte!
„Ich musste ihn verwandeln, verstehst du das nicht? Damit er bei mir bleibt.“
Soony senkte den Blick, unfähig, ihre Schwester länger anzusehen. Was war aus dem kleinen Mädchen geworden, dem sie Zöpfe geflochten hatte? Dem sie bei den Hausaufgaben geholfen und das Abendessen gekocht hatte? Dem sie versucht hatte, Mutter, große Schwester und beste Freundin gleichzeitig zu sein.
„Ich kann das nicht mehr“, brach es aus ihr hervor. „Ich kann diesen Wahnsinn nicht mehr ertragen!“
Ein Kaleidoskop von Gefühlen jagte über Mai-Lis Gesicht. Im nächsten Moment war sie bei Soony und umarmte sie. Klammerte sich an sie wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring.
„Lass mich nicht im Stich. Ich brauche dich!“
„Ich weiß“, gab Soony tonlos zurück. Gott, wie sie das wusste! Endlose quälende Wochen lang hatte sie befürchtet, Mai-Li hätte sie verlassen. Wie ihr Vater, wie ihre Mutter. Sie hatte befürchtet, ihre kleine Schwester sei tot. Bis Mai-Li zurückgekommen war. Manchmal verfluchte sie jene Nacht.
„Es wird sich alles ändern.“ Mai-Li schmiegte sich an sie. „Du wirst mir nicht mehr helfen müssen. Ich werde bald allein für mich sorgen können.“ Kühle Lippen
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