Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
gehofft hatte, ihn nie wieder aussprechen zu müssen: „Dann ist es wohl besser, man sieht uns nicht zusammen.“
„Dadurch wäre die Gefahr nicht gebannt.“
„Warum?“
„Weil Vampire einen hervorragenden Geruchssinn besitzen.“
„Du meinst, sie können mich an dir riechen?“
„Und umgekehrt.“
Es erstaunte Jesse, wie wenig ihm die Vorstellung gefiel, Devon vielleicht für Wochen nicht wiederzusehen.
Er stand ebenfalls auf, um seine eigene Jacke von der Garderobe zu nehmen. Dabei kam er Devon so nahe, dass sich ihre Körper fast berührten. Und plötzlich schien die Luft um sie herum zu knistern. Jesse hielt inne, überwältigt von dem unglaublichen Verlangen, Devon erneut zu berühren. Was passierte hier? Sein Blick fand den von Devon und der Ausdruck, der in diesen graubraunen Augen lag, ließ ein ganzes Feuerwerk in Jesses Bauch explodieren. Ohne sich darum zu kümmern, wo sie waren oder wer sie beobachten könnte, legte er eine Hand gegen Devons Brust. Er spürte, wie ein feines Zittern durch Devons Körper lief, und hielt unwillkürlich den Atem an. Dann schien es, als würde Devon selbst der Atem stocken. Sein Brustkorb hörte auf, sich zu bewegen, und er stand ganz still da. Jesses Finger strichen wie von selbst über den weichen Hemdstoff. Er fühlte Knochen, Muskeln und Fleisch. Keinen Herzschlag.
Eine kühle Hand schloss sich sanft um seine Finger und hielt sie fest. Heißes Prickeln jagte durch Jesses Körper. Er spürte, wie Devon den Kopf neigte und näher an ihn herantrat. Vor Anspannung vibrierend schaute Jesse auf. Und sah das gelbe Schimmern in Devons Augen. Panik flammte in ihm auf. Er entriss sich Devons Griff, stolperte zurück und gegen einen Tisch, der mit lautem Quietschen über den Boden schrammte. Devon sah ihn verständnislos an. Dann begriff er. Ein Ausdruck des Entsetzens glitt über sein Gesicht, bevor er sich abrupt abwandte.
Jesse wartete mit klopfendem Herzen ab, während er versuchte, sich von dem Schreck zu erholen. Für einen Moment war er zurück im Park gewesen, in den Fängen eines blutrünstigen Vampirs, der ihn töten wollte.
Minuten schienen zu verstreichen, in denen keiner von ihnen ein Wort sprach. Allmählich beruhigte Jesse sich wieder.
„Es tut mir leid“, sagte Devon schließlich, ohne Jesse anzusehen. Seine Stimme klang verlegen und zornig zugleich. „Es ist lange her, seit ich … und deine Nähe …“ Er unterbrach sich und hob neu an. „Meine Konzentration war auf andere Dinge gerichtet.“ Endlich wandte Devon den Kopf. Der gelbliche Schimmer war aus seinen Augen verschwunden. „Ich wollte dir keine Angst machen.“
„Ich weiß.“ Jesse gelang ein Lächeln. Trotz allem fühlte er sich auf absurde Weise geschmeichelt. „Vielen Dank für das Kompliment.“
Devon wusste eindeutig nicht, was er darauf erwidern sollte. Seine Sprachlosigkeit verlieh ihm etwas unglaublich Menschliches.
„Ich sollte gehen.“ Jesse streifte rasch seine Jacke über, bevor er es sich anders überlegte.
„Wirst du am Samstag in der Bar sein?“
Devons Frage ließ ihn innehalten. „Ich weiß nicht.“
„Die drei Vampire werden sich von dort fernhalten. Sie müssen damit rechnen, dass wir Wachposten aufstellen. Du solltest sicher sein.“
„Werdet ihr Wachposten aufstellen?“
„Einer von uns wird die Bar am Samstag beobachten.“
Jesse verkniff sich die Frage, ob Devon dieser Jemand sein würde. Es wäre vermutlich zu riskant.
„Geh voraus. Ich werde einige Minuten warten.“ Devon nahm die Schirmmütze und die Sonnenbrille vom Tisch und setzte beides auf. Die Accessoires verliehen ihm ein sportliches und ziemlich lässiges Aussehen. Ob es ihm bewusst war?
„Sollte jemand neugierige Fragen stellen oder dir zu nahe kommen, ruf mich an. Ich möchte wissen, falls dir etwas merkwürdig vorkommt. Zu unser beider Schutz.“
„In Ordnung.“
Jesse verließ das Café und ging zügig zu seinem Wagen zurück. Hin und wieder blickte er sich um, auf der Suche nach etwaigen Beobachtern. Aber er war mit den Gedanken bei Devon und dem, was eben fast zwischen ihnen geschehen wäre. Vampire konnten also intensive Gefühle empfinden. Und sie kamen offenbar ebenso aus der Übung wie Menschen. Wahrscheinlich sogar noch mehr. Konnten Vampire auch …? Jesse bremste seine Gedanken. Einen Schritt nach dem anderen!
Als er den Pick-Up fast erreicht hatte, fiel ihm etwas ein, das Devon im Café gesagt hatte:
Weil Vampire einen hervorragenden Geruchssinn
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