Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
beieinander, tranken Bier, aßen Hotdogs und sprachen über das bevorstehende Spiel. Aus Lautsprechern dröhnte Musik, die immer wieder von den Hymnen der beiden gegnerischen Mannschaften unterbrochen wurde. Dann jubelten die jeweiligen Fans und stimmten lautstark in den Gesang ein. Jede Footballmannschaft hatte ihr eigenes Lied, zu dem sie Einzug ins Stadion hielt; meist eine schmissige Melodie mit anspruchslosem Text, den auch ein Betrunkener mitgrölen konnte.
Menschen waren merkwürdige Wesen.
An einen Laternenpfahl gelehnt, beobachtete Devon das Treiben. Die Angst vor dem Sterben und das Schreckgespenst der Endlichkeit brachten sie dazu, die sonderbarsten Dinge zu tun. Sie befanden sich in einem ständigen Wettlauf gegen die Zeit, den sie nicht gewinnen konnten. Trotzdem versuchten sie es unermüdlich. Der Hunger nach Leben verlieh ihnen erstaunliche Kräfte.
Kurz vor dem Anpfiff folgte Devon der Menge ins Stadion. Sein Platz lag weit oben im Schutz des Stadiondaches.
Er nahm auf dem harten Plastikstuhl Platz und wartete auf den Spielbeginn. Devon konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was ihn immer wieder hierher zog. Wie das Warten auf den Sonnenaufgang war es zu einem Ritual geworden. Es ging ihm nicht um die Suche nach potenziellen Opfern und die Spiele selbst verfolgte er mit mäßigem Interesse. Umgeben von Zehntausenden von Menschen fühlte er sich den Sterblichen nicht näher. Im Gegenteil. Er fühlte sich isoliert und fremdartig. Ein schwarzer Fleck in einem Meer schimmernder lebendiger Auren. Vielleicht kam er hierher, um sich daran zu erinnern, was er war. Und was er nicht mehr war.
Begleitet von ihrer Stadionhymne und unter dem frenetischen Beifall der Anhänger hielt die erste Mannschaft Einzug. Devon schloss die Augen und hörte eine Weile dem Leben zu, das um ihn herum tobte. Dreißigtausend Herzen, die wie Uhrwerke schlugen.
In der Halbzeitpause blieb er auf seinem Platz sitzen, während zahlreiche Fans ins Innere des Stadions strömten, um sich mit Snacks, Getränken und Wärme zu versorgen. Plötzlich spürte Devon ein feines Kribbeln, das ihm die Anwesenheit eines Artgenossen verriet. Von irgendwo hinter ihm näherte sich ein Vampir. Das Stadion war groß genug, doch nicht jeder Artgenosse teilte bereitwillig sein Revier. Deshalb wartete Devon ab, ob der andere vorübergehen würde. Er tat es nicht. Das Kribbeln wurde stärker, als der Vampir näher kam. Dann wehte der Wind einen bekannten Geruch heran. Devon erhob sich und wandte sich um. Martin stand einige Reihen über ihm auf der Treppe. Sobald er sicher war, dass Devon ihn gesehen und erkannt hatte, ging Martin zurück ins Innere des Stadions.
Devon folgte ihm, gespannt auf die Erklärung für seine Anwesenheit.
„Es tut mir leid“, war der erste Satz seines Artgenossen. Nebeneinander gingen sie am Rand des breiten Korridors entlang. Draußen trieb der Wind feine Regentropfen gegen die Glasscheiben. „Sebastian hat befohlen, Sie zu suchen.“
Demnach war ihm jemand zum Stadion gefolgt. Wahrscheinlich ein menschlicher Handlanger. Sie kannten also seine Adresse. Devon spürte Zorn in sich aufsteigen.
„Sebastian sollte vorsichtig damit sein, welche Freiheiten er sich nimmt“, antwortete er gezwungen ruhig.
„Es gibt Probleme.“ Martin vermied Blickkontakt. „Wir benötigen Ihre Unterstützung.“
Devon blieb stehen und zwang den anderen dadurch zu einer Kehrtwende. „Ich wüsste nicht, wie ich helfen könnte.“ Oder wollte.
Martin senkte die Stimme zu einem Flüstern, das nur geschärfte Vampirohren wahrnehmen konnten.
„Die Polizei hat gestern einen Keller aufbrechen lassen, weil Anwohner sich über den Gestank beschwerten. Die Beamten haben zwei tote Junkies gefunden. Mit sonderbaren punktförmigen Einstichwunden an den Hälsen. Zum Glück waren die Leichen stark verwest. Bisher denken alle, die Junkies hätten keine brauchbaren Venen mehr gefunden und sich die Wunden selbst beigebracht, um die Drogen auf diese Weise in den Blutkreislauf zu bringen. Diesmal werden wir damit durchkommen“, fuhr Martin fort, „aber der Fall ist an die Presse gelangt. Es haben bereits besorgte Artgenossen bei uns angerufen. Einer von ihnen steht im engen Kontakt zur Herrscherin von Adelaide. Wenn wir das Problem nicht schnell lösen, könnten Außenstehende den Eindruck bekommen, Sebastian hätte die Situation nicht im Griff.“
Zu recht. „Habt ihr die Identität der Vampirin herausgefunden?“
„Nein. Weder ihre
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