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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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Bleistift.
    „Hallo Jesse.“ Sie blickte ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an. „Ich bin gleich fertig.“
    Mrs. Davis rauchte seit ihrem vierzehnten Lebensjahr, was ihrer Stimme deutlich anzuhören war. An schlechten Tagen klang sie wie ein Sack Kies, der über Beton geschleift wurde. Sie tippte einige Zeilen, nahm den Bleistift aus dem Mund, machte ein Häkchen auf einem Zettel und wandte sich ihm zu. Die Farbe des Tages war eindeutig lila. Sie trug genug davon auf Augenlidern und Lippen, um einen Trupp Cheerleader zu schminken.
    „Was gibt’s?“
    Während Jesse ihr die Situation erklärte, erschien ein irritierter Ausdruck auf dem Gesicht der Managerin.
„Was für ein sonderbarer Zufall“, bemerkte sie, nachdem er geendet hatte.
    „Wieso?“
Mrs. Davis rang sichtlich mit einer Entscheidung. Schließlich lächelte sie verschwörerisch. „Eigentlich darf ich mit niemandem darüber sprechen, also, shhhh!“ Sie hob zur Verdeutlichung den Zeigefinger an die Lippen. „Am Montag sind zwei Polizeibeamte vorbeigekommen und haben die Überwachungsbänder der vergangenen vier Wochen mitgenommen. Sie sollen angeblich Beweismaterial in einem wichtigen Fall sein.“
    Jesse runzelte die Stirn. Allmählich wurde es mysteriös. „Mehr haben die Polizisten nicht gesagt?“
    „Nein, sie waren sehr zurückhaltend. Wir bekommen die Bänder zurück, sobald sie ausgewertet worden sind.“
    „Von welchem Revier kamen die Beamten? Damit ich den jungen Mann zur richtigen Stelle schicken kann.“
    „Moment, ich habe hier irgendwo eine Visitenkarte.“
    Mrs. Davis begann, die Papiere von einer Seite des Schreibtisches auf die andere umzuschichten. Als sie nicht fündig wurde, zog sie nacheinander die vier Schubladen auf. „Hier irgendwo …“, murmelte sie und suchte weiter.
    Sie würde keine Karte finden. Jesse konnte nicht sagen, woher er die Gewissheit nahm.
    „Ich muss sie aus Versehen weggeworfen haben.“ Die Managerin zuckte die Achseln. „Ich dachte, ich hätte sie.“
    „Kein Problem. Ich sage Marco, dass er zur nächsten Polizeidienststelle gehen soll. Dort wird man ihm bestimmt weiterhelfen können.“
    „Mach das.“ Mrs. Davis lächelte erleichtert und wandte sich wieder dem Monitor zu.
     
    Marco hatte sein Bier in der Zwischenzeit ausgetrunken. Jesse erzählte ihm, was er erfahren hatte. Das Gesicht des Italieners verdunkelte sich. „Das klingt ernst.“
    „Keine vorschnellen Schlüsse ziehen“, versuchte Jesse, ihn zu beruhigen. „Sprich mit der Polizei. Hoffentlich wird sich alles bald aufklären.“
    „Danke für deine Hilfe.“ Marco erhob sich und gab ihm zum Abschied die Hand.
    „Ist doch selbstverständlich.“ Es tat Jesse leid, dass er nicht mehr hatte tun können. „Kann ich dich irgendwie erreichen? Falls sich etwas ergibt.“
    Marco nickte und schrieb seine Handynummer auf einen Bierdeckel. Danach ging er. Jesse blickte ihm nach und hatte das Gefühl, etwas unheimlich wichtiges vollkommen zu verpassen.

 
    Der Mann war zur Bar zurückgekehrt. Zusammen mit vier anderen Sterblichen stand er neben der Treppe und rauchte. Sie hörte das Knistern des brennenden Tabaks, wenn er an der Zigarette zog. Heute war der Verwesungsgeruch an ihm von schwindelerregender Intensität. Was tat er hier, jede Nacht? Woher kannte er die Vampire? Sie musste mit ihm sprechen! Sie nahm all ihren Mut zusammen und löste sich aus dem Schatten der Gasse. Das Klappern hochhackiger Schuhe ließ sie wieder zurückweichen. Die schwarzhaarige Frau. Der Wind trug ihren Geruch heran. Sie stank nach Wein und Parfüm. Nach Leben. Nach ihm.

 
     
    Die Hochzeitsgesellschaft war in bester Stimmung und das Drei-Gänge-Menü von allen Gästen in den höchsten Tönen gelobt worden. Eleni war von Tisch zu Tisch gegangen und hatte ihr Bestes getan, um alle Wünsche zu erfüllen. Sie trug heute ein eng anliegendes, anthrazitfarbenes Cocktailkleid und hatte die kräftigen schwarzen Haare zu einem langen Zopf geflochten. Sie war keine Schönheit mit den strengen Gesichtszügen und der ausdrucksstarken Adlernase, doch mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Charme gewann sie die Menschen. Vor wenigen Minuten hatten die Kellner etliche Tische an die Wand gerückt. Jetzt stimmte die Band zum Auftakt einen Walzer an. Unter dem Applaus der Gäste betrat das frisch vermählte Paar die freigeräumte Tanzfläche. Er im Smoking und mit glänzenden Augen, sie im blütenweißen Brautkleid und über das ganze Gesicht strahlend. Devons Blick

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