Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
lächelte sie und sah dabei aus, als wüsste sie nicht genau, warum sie es tat. „Einer unserer Ärzte wird sich gleich um Sie kümmern.“ Sie zog die Vorhänge zu und verschwand.
Er kontrolliert ihre Gedanken , durchzuckte es Jesse. Das ist unmöglich!
„Wie machst du das?“, platzte es aus ihm heraus.
„Wie mache ich was?“, fragte der Fremde leise.
„Das eben.“
„Was meinst du?“ Sein Gegenüber neigte den Kopf leicht zur Seite. Lange Ponysträhnen fielen ihm ins Gesicht. Jesse versuchte angestrengt, das feine Kribbeln zu ignorieren, das dieser Anblick in ihm auslöste.
„Was ist im Park passiert?“, forderte er eine Antwort auf die Frage, die ihn am allermeisten beschäftigte. „Wer waren diese …“ Das Wort „Leute“ kam ihm nicht über die Lippen.
Ein seltsamer Ausdruck erschien in den Augen des Fremden. Dunkle Augen. Menschliche Augen. Im Park waren sie gelb gewesen. Oder hatte Jesse es sich in seiner Angst eingebildet? Mit welcher Geschwindigkeit sein Bewacher sich bewegt hatte. Unvorstellbar schnell. Kein Mensch war dazu in der Lage. Aber er konnte nicht sein, was Jesse vermutete. Das war unmöglich! Seine Brust hob und senkte sich. Er atmete.
„Was bist du?“, stieß Jesse hervor.
Wer . Er hatte Wer sagen wollen!
Im nächsten Moment stand der Fremde vor ihm. Ohne dass Jesse eine Bewegung wahrgenommen hatte. Er zuckte erschrocken zurück und prallte dabei schmerzhaft gegen die Wand. In den Augen des Fremden lag eine fürchterliche Härte. Ähnlich dem Blick des Mannes, der Jesse im Park fast getötet hätte. Jesse hielt ihm trotzdem stand. Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug.
„Ich habe keine Angst vor dir!“, sagte er leise. „Du hast mir im Park nichts getan, du wirst mir jetzt nichts tun.“
Und ganz allmählich verwandelte sich die Härte in etwas anderes, weniger Bedrohliches, das Jesse nicht einordnen konnte.
Mit einem Ruck wurde der Vorhang zurückgezogen und ein übermüdet und abgespannt wirkender Arzt trat ein. Jesse atmete innerlich auf, als sich der Fremde wortlos zurückzog, um dem anderen Mann Platz zu machen.
Ohne große Ansprache reichte der Arzt Jesse die Hand, streifte ein Paar Einweghandschuhe über und begann mit der Untersuchung. Er stellte dieselbe Frage wie die Krankenschwester: „Wie ist es zu den Verletzungen gekommen?“
Und erhielt darauf dieselbe Antwort von Jesses Bewacher wie die Frau zuvor: „Das ist unwichtig.“
„Keine offensichtlichen Anzeichen für eine Gehirnerschütterung. Kopf und Brustkorb sollten geröntgt werden“, gab der Arzt schließlich seinen Befund ab, nachdem er Jesse ausgiebig abgetastet, die Platzwunde an der rechten Augenbraue begutachtet und ihm mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen geleuchtet hatte.
„Am rechten Oberarm haben Sie eine hübsche Prellung. Die ist schmerzhaft, aber ungefährlich. Ebenso die Hautabschürfungen und blauen Flecken. Eine Krankenschwester wird Sie gleich zum Röntgen abholen. Heute ist einiges los, deshalb kann es etwas dauern. Wenn wir wissen, wie es in Ihrem Kopf aussieht, kümmern wir uns um die Platzwunde.“ Der Arzt zog die Handschuhe aus und gab ihm zum Abschied die Hand. Danach verschwand er und ließ Jesse allein mit dem Fremden.
In den folgenden Minuten sagte keiner von ihnen ein Wort.
Jesse vermied es, seinen Bewacher anzublicken. Ihm war nicht klar, wie es jetzt weitergehen sollte. Schließlich wurde ihm die Stille zu unbehaglich. Er sah den Fremden an, der seinen Blick durchdringend erwiderte.
„Wie heißt du?“
Sein Bewacher schwieg so lange, dass Jesse die Hoffnung auf eine Antwort schon aufgegeben hatte.
„Devon“, erwiderte er endlich.
Devon. Ein ganz normaler Name.
„Ich bin Jethro.“
Sein Gegenüber lächelte schmal. „Ich weiß.“
„Woher?“
„Das T-Shirt.“
Jesse schaute auf seine Brust, wo in goldener Schreibschrift sein Name prangte. Oh. Natürlich.
Die Gold Bar !, fiel es ihm urplötzlich ein. Sein Verschwinden würde inzwischen bestimmt bemerkt worden sein. Niemand weiß, wo ich bin!
„Ich muss meinen Kollegen Bescheid geben. Sie werden sich Sorgen machen.“
„Das ist bereits erledigt.“
Wie? Wann? Während er verblüfft nach einer Antwort suchte, wurde der Trennvorhang beiseite gezogen.
Eine Krankenschwester holte ihn zum Röntgen ab. Abermals rückte er auf erstaunliche Weise in der Warteschlange nach vorne. Er wurde geröntgt und saß bald darauf wieder dem Arzt gegenüber. Der studierte aufmerksam die
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