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Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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unterschiedlichen Röntgenbilder und nickte zufrieden.
    „Keine Frakturen, keine Haarrisse, keine Absplitterungen. Sieht alles gut aus. Ich gebe Ihnen jetzt eine örtliche Betäubung und nähe die Platzwunde. Anschließend versorgt eine der Schwestern die Kratzer an Ihren Armen.“
    Das Nähen der Wunde ging schnell und war dank der Betäubung nahezu schmerzlos. Das Durchstechen und Zusammenziehen der Haut fühlte sich allerdings unangenehm an.
    „Ich würde Sie gern vierundzwanzig Stunden zur Beobachtung hierbehalten“, bemerkte der Arzt, während er die Handschuhe auszog. „Um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.“
    „Nicht nötig“, erklärte Jesse. „Es geht mir gut.“
    Natürlich war das gelogen, aber er wollte nach Hause. Sich ins Bett legen, die Decke über den Kopf ziehen und schlafen. Würde er schlafen können? Würde er von gelben Augen träumen?
    „Es wird Sie niemand zum Bleiben zwingen, allerdings …“
    „Gut“, unterbrach er den Arzt, „dann gehe ich jetzt.“
    „Haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmern kann?“
    „Ich kann eine Freundin anrufen.“
    Jesse würde niemanden anrufen. Er wollte allein sein.
    „In Ordnung, Sie können gehen. Allerdings ausdrücklich gegen meinen ärztlichen Rat. Dafür brauche ich Ihre schriftliche Bestätigung. Sollte sich Ihr Zustand verschlechtern, Schwindelgefühl, Übelkeit, starke Kopfschmerzen, suchen Sie sofort ärztliche Hilfe auf. Das meine ich todernst! Ich verschreibe Ihnen Schmerztabletten und ein Breitbandantibiotikum. Die nächsten drei Tage dürfen Sie sich zuhause im Bett ausruhen. Die Krankschreibung und Medikamente bringt Ihnen die Schwester. Sind Sie gegen irgendetwas allergisch?“
    Als Jesse den Kopf schüttelte, entließ ihn der Arzt in die Obhut der nächsten Krankenschwester.
    Kurz darauf waren die Kratzer an seinen Armen gesäubert, desinfiziert und mit einer ganzen Reihe von Pflastern und kleinen Mullstücken bedeckt. Zum Abschied bekam er ein Plastikröhrchen mit Schmerztabletten, Dosierungsanweisungen, eine Bescheinigung über die Arbeitsunfähigkeit und den Ratschlag, in den nächsten Tagen auf das Duschen zu verzichten.
    Dabei wollte er nichts lieber tun.
     
    Von Devon gefolgt humpelte Jesse kurz darauf durch die Doppeltür und am Empfangstresen vorbei zum Ausgang. Niemand schenkte ihnen Beachtung. Niemand hielt Jesse Papiere zum Unterschreiben hin, auch keine Erklärung, dass er freiwillig und gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus verließ. Niemand reichte ihm eine Rechnung für die Behandlung, die sein Budget für diesen und den nächsten Monat vermutlich sprengen würde. Wie war er überhaupt aufgenommen worden? Außer dem Hausschlüssel, seinem Führerschein und ein paar Dollar hatte er nichts bei sich. Selbst nach seinem Führerschein war er nicht gefragt worden. Wie konnte das sein?
    Devon. Jesse widerstand dem Drang, über die Schulter zu schauen.
     
    Draußen ließ ihn die kühle Nachtluft frösteln. Sie gingen schweigend die wenigen Meter zur Straße.
    Devons schnittiger Sportwagen stand schräg auf dem Bürgersteig, denn der Besucherparkplatz war um diese Zeit geschlossen. Jesse blickte nach links, die Commercial Road hinunter. Zu Fuß waren es keine zehn Minuten bis zum Nelly’s , wo er sich gestern mit Nguyen und den anderen getroffen hatte. Zum Market Hotel waren es wenige Minuten mehr. Dort stand Nguyen jetzt hinter seinem DJ-Pult und legte die nächste Platte auf.
    „Mrs. Davis sorgt dafür, dass deine Sachen eingeschlossen werden. Du kannst sie Montag abholen.“
    Jesse nickte mechanisch.
    „Ich habe ihr gesagt, ich wäre Polizist. Falls sie nach Officer Jensen fragt, meint sie mich. Kommst du in deine Wohnung?“
    Jesse nickte abermals.
    „Sicher?“
    Er zog die Schlüssel aus der Hose und hielt sie hoch.   
    Devon schaute zu einem Taxi, das schnell herangefahren kam. Im nächsten Moment setzte der Fahrer den Blinker und schwenkte in den Wendekreis vor der Notaufnahme ein.
    „Dein Taxi.“
    Jesse blinzelte verblüfft.     
    „Was du heute Nacht erlebt hast“, fuhr Devon fort, „ist tatsächlich geschehen.“
    Jesse sah ihn schief an. Sein rechtes Auge schwoll immer weiter zu und seine Sicht war verschwommen.
    „Und jetzt?“ Sollte er nach Hause fahren und alles vergessen?
    „Niemand darf davon erfahren. Es ist zu deinem eigenen Schutz. Die Wahrheit werden dir nur die Falschen glauben.“
    Die Falschen? Wer waren die Falschen? Wer waren die Richtigen?
    „Bin ich in Gefahr?“

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