Dark Desires: Im Bann der Unsterblichkeit
steckte das Handy zurück, stellte die Schälchen in zwei Reihen auf und begann, eine Hälfte mit gesalzenen Erdnüssen zu füllen. In die andere Hälfte kamen später die schwarzen und goldenen Schokolinsen.
„Alles klar bei dir?“
Die Stimme ließ ihn zusammenzucken. Einige Erdnüsse verfehlten prompt ihr Schälchen und kullerten über die Anrichte. Er wandte den Kopf und sah Sylvia in der Küchentür stehen. Sie musterte ihn besorgt.
„Hi“, gab er zurück. „Du hast mich erschreckt.“
„Entschuldigung.“ Sie beobachtete ihn eine Weile beim Befüllen der Schüsseln. „Geht es dir gut?“
„Ja, keine Sorge.“ Jesse stutzte. Er hatte Sylvia versprochen, anzurufen. Und es komplett vergessen!
„Bei dir alles in Ordnung?“, erkundigte er sich schuldbewusst.
„Ich hab mich von Marc getrennt. Unser Ausflug war eine einzige Katastrophe!“ Sylvia sah aus, als würde sie jede Sekunde in Tränen ausbrechen.
„Tut mir leid.“ Jesse holte eine Tüte Schokolinsen aus dem Schrank. Ich sollte sie in den Arm nehmen. Warum nehme ich sie nicht in den Arm?
Stattdessen zerrte er ungeduldig an der blöden Tüte herum, die trotz der Einkerbung am oberen Rand nicht aufgehen wollte. „Was hat er diesmal angestellt?“
„Mit meiner Cousine rumgeknutscht“, gab Sylvia zurück und schob trotzig das Kinn vor. „Ich hab die beiden im Keller erwischt.“
„Gut! Dann kannst du dir endlich jemanden suchen, der dich nicht hinhält und wie Dreck behandelt.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sylvia knallrot anlief.
„Er hat mich nicht wie Dreck behandelt!“
„Doch, Sylvia, das hat er!“ Mit einem Ruck riss Jesse die widerspenstige Tüte auf. Ein Regen von Schokolinsen ging auf die Anrichte und den Boden nieder. „Scheiße!“
Er feuerte die halbleere Tüte in die Spüle und marschierte zum Putzschrank, um die Bescherung aufzufegen. Der blöde Besen hatte sich mit dem Bürstenteil irgendwo verklemmt. Als Jesse genervt daran zog, purzelte ihm der halbe Inhalt des Putzschrankes entgegen. Reinigungsmittel, Feudel und Lappen verteilten sich zu seinen Füßen.
„Mist, verdammter!“ Jesse knallte den Besen in die Lücke zwischen Spüle und Schrank.
Sylvia sah ihn aus großen Augen erschrocken an. „Soll ich dir beim Aufräumen helfen?“, fragte sie zaghaft.
„Nein, das mache ich allein!“
Mit einem Aufschluchzen stürmte Sylvia aus der Küche.
Wunderbar! Jesse versetzte der Spüle einen wütenden Tritt, wodurch weitere Schokolinsen auf den Boden fielen und über das Linoleum rollten. Das hatte er meisterhaft hinbekommen! Er starrte auf die zahlreichen Linsen, die sich im Ausguss gesammelt hatten, und versuchte, sich zu beruhigen. Mist, verdammter!
Kurz darauf klopfte es leise an der Tür. Jesse wandte den Kopf. Nguyen stand hinter ihm. Beim Anblick des Chaos verzog sein Freund beeindruckt das Gesicht.
„Hübsch hast du’s hier. Darf ich reinkommen, oder reißt du mir dann den Kopf ab?“
„Natürlich nicht.“ Jesse begann, die Schokolinsen einzeln aus der Spüle zu pflücken und in die zerrissene Tüte zu stecken. Es war Blödsinn. Die Dinger gehörten direkt in den Müll.
„Was ist los, Jess?“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nguyen anfing, den Putzschrank wieder einzuräumen. „Normalerweise bin ich die Drama-Queen.“
„Nichts.“ Jesse versenkte die Tüte mit den Schokolinsen im Mülleimer. „Bin bloß etwas angespannt.“ Er griff nach dem Besen, um die restlichen Süßigkeiten aufzufegen. Bevor jemand auf ihnen ausrutschte und sich den Hals brach.
„Das hat nicht zufällig etwas mit deinem kleinen Abenteuer im Park zu tun, oder?“
„Kann sein.“
„Ich bin mir da sogar ziemlich sicher, Honey. Wie weit sind wir von der Stelle entfernt, an der du vor einer Woche verprügelt wurdest? Fünfhundert Meter? Sechshundert?“
Jesse hielt inne und sah zu seinem Freund, der mit vor der Brust verschränkten Armen dastand.
„Fahr nach Hause“, befahl ihm Nguyen in liebevollem Tonfall.
Jesse schüttelte entschlossen den Kopf. „Es geht schon. Außerdem werde ich hinter dem Tresen gebraucht.“ Wenn er jetzt kniff, würde er nächste Woche vielleicht gar nicht erst kommen.
„Wie du meinst. Bei Sylvia solltest du dich aber entschuldigen. Das arme Ding heult Rotz und Wasser.“
Jesse rollte mit den Augen. „Großartig.“
„Ach, die beruhigt sich schon.“ Nguyen winkte ab. „In dem Alter ist alles Drama.“
„Ganz anders als bei uns.“
„Natürlich.“ Nguyens todernste
Weitere Kostenlose Bücher