dark destiny
schwaches Licht schälte schemenhafte Umrisse aus der Dunkelheit. Weitere Holzkisten kamen zutage, leere Essigfässer und Kleidung; nichts, was wir gebrauchen konnten. Ich sah eine zweite Tür, die vermutlich in den Flur führte. Und ich sah jede Menge Blut auf Matthials Sachen. Jakes Hände glänzten purpurrot, er starrte sie an, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Gemeinsam mit Josh stapelte ich die Kisten vor der Tür. Das gab uns keine Sicherheit, falls man nach uns suchte, aber es verschaffte uns vielleicht ein paar Sekunden, wenn jemand kam, und dämpfte die Schreie, die immer noch von der Straße zu uns hineindrangen.
Josh murmelte nervöse Worte. Ich verstand nur »Können hier nicht bleiben«. Er zitterte, als hätte er einen Bolzen im Bauch und nicht sein Bruder. Er stand kurz vor einer Panikattacke, die ihn völlig außer Gefecht setzen würde, und auch Jake war nicht mehr weit von diesem Zustand entfernt. Doch Josh hatte recht. Auch wenn das Haus noch nicht brannte, war dies nur eine Frage der Zeit. Ich presste mir die Finger gegen die Augenlider und versuchte nachzudenken. Fehler konnten wir uns nun nicht mehr erlauben, wenn wir das überstehen wollten. Matthial war schwer verletzt. Aber ihn jetzt notdürftig zu versorgen, würde uns alle Chancen kosten, von denen ich nicht mehr sicher war, ob sie überhaupt noch existierten. Ich packte Josh am Handgelenk.
»Sieh du nach Matthial. Jake und ich gehen nach oben. Vielleicht finden wir einen Weg hinaus.«
Wie die Aussichten standen, wusste ich selbst. Solche Häuserreihen besaßen meist nur schmale Hinterhöfe, die irgendwann wieder zur Straße führten. Wo sie auf uns lauerten.
»Du haust ab!«, wimmerte Josh. »Du lässt uns hier sitzen, oder?«
Matthial krächzte etwas, das wie »Joy, rette dich« klang.
Ich hätte sie gerne beide geohrfeigt. »Ich komme zurück.«
»Schwörst du es?« Auf Joshs Wangen glänzten Tränen im diffusen Licht der Fackel.
Rick winselte und bewegte fragend die Schwanzspitze hin und her.
»Ich komme zurück«, wiederholte ich. »Ich schwöre es.« Für einen Moment dachte ich an die Schwüre, mit denen wir als Kinder unsere Worte besiegelt hatten. »Ich schwöre, schwöre, schwöre -Sprech Wahres, Wahres, Wahres«, flüsterte ich.
Matthials Lippen zuckten, als wollte er lächeln. Josh nickte, er glaubte mir.
Jake und ich schlichen in den Flur, liefen die Treppen hinauf und spähten aus den blinden Fenstern. Der Hof lag zwischen Mauern und alten Garagen, in denen früher Autos abgestellt wurden, als es noch viele davon gab.
»Da könnten wir drüberklettern«, meinte Jake schwach.
Ich schüttelte wortlos den Kopf. Allein vielleicht. Aber nicht mit Matthial.
Hier hinten führte kein Weg hinaus, den wir bewältigen konnten. Meine Hoffnung sackte mir in Form eines schmerzend harten Steins in den Magen und blieb schwer dort liegen.
Wir liefen ein Stockwerk nach oben und ich trat voller Frust eine Wohnungstür auf, sodass sie gegen die Wand knallte.
Jake zuckte zusammen. »Wenn sie uns hören!«
Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Es musste einen Ausweg geben, es musste einfach!
»Waffen!«, rief ich. »Wenn wir wenigstens Waffen finden würden!«
Wir durchkämmten die karg eingerichtete Wohnung, aber mehr als stumpfe Gabeln entdeckten wir nicht. Selbst die Scheren hatten die Menschen mitgenommen. Verdammt.
»Hast du sie wiedergefunden?«, fragte ich Jake, während wir hektisch Schubladen und Schränke durchwühlten und Polster aufrissen, in der verzweifelten Hoffnung, jemand könnte dort eine Pistole oder Ähnliches versteckt haben.
Jake hielt inne. »Was?«
»Das Mädchen aus der Stadt, das du zum Clan holen wolltest. Für die du im Chivvy gekämpft hast.« Ich hatte keine Ahnung, wie ich jetzt darauf kam. Vielleicht, weil ich hören wollte, dass Träume manchmal auch in Erfüllung gingen.
Doch Jake schüttelte resigniert den Kopf. »Sie hatte schon im Winter einen neuen Freund.«
»Oh. Tut mir leid.«
»Muss es nicht.« Verbitterung verlieh seinen sonst so weichen
Zügen etwas schrecklich Hartherziges. »Hat ihr ja alles ebenso wenig genützt wie uns.« Ganz leise fügte er hinzu: »Wir verrecken hier eh alle.«
Ich erwiderte nichts, sondern lugte vorsichtig aus einem Fenster, das zur Straße hinausführte.
Und plötzlich bekam ich keine Luft mehr.
»Jake.« Meine Stimme war nicht mehr als ein atemloses Keuchen.
Die Straße war inzwischen beinahe leer, soweit man sie angesichts des Qualms
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