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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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»Für meine Söhne«, rief er lauter und wartete, bis die Männer ihm mit einem Schrei antworteten.
    Mit einem tiefen Atemzug ritzte er sich ein drittes Mal, parallel zu den anderen beiden Wunden. »Für meine Söhne!«
    Alle Plünderer stampften mit den Füßen auf und riefen: »Für deine Söhne!«
    Anschließend wandte Belek-ool sich Tristan zu. »Warum sollte ich mich mit dir verbünden, Tolliver?«, sagte er leise. »Die Rache ist mein. Die Rache muss mein sein.«
    »Verstanden«, warf Ana ein und machte einen Schritt vor. »Aber zu überleben, nachdem du Ward getötet hast, muss Teil dieser Rache sein. Wenn du dich nicht mit uns verbündest, gibt es niemanden, der ein Heilmittel finden kann, niemanden, der die Bewohner des Ödlands beschützt. Dann wird deine Rache vergebens sein. Du wirst sterben. Deine Kameraden werden sterben. Deine anderen Söhne werden sterben.«
    Ohne Belek-ool aus den Augen zu lassen, schob sie den Ärmel hoch und schnitt eine tiefe Kerbe in ihren Unterarm. Tristan machte einen Schritt nach vorn, doch sie warf ihm einen Blick zu, bei dem er erstarrte.
    Sie hatte ihm vertraut und war den Weg gegangen, den er für den besten gehalten hatte, auch wenn sie mit seiner Entscheidung nicht einverstanden gewesen war. Jetzt erwartete sie dasselbe von ihm.
    Die Hände so krampfhaft zu Fäusten geballt, dass er fürchtete, seine Knochen zu Staub zu zermahlen, blieb er stehen, wo er war. Ana wandte ihr Gesicht wieder Belek-ool zu.
    »Für deine Söhne«, sagte sie. Dann setzte sie einen zweiten Schnitt neben den ersten. »Für deine Söhne«, sagte sie lauter. Sie hob das Messer, um ein drittes Mal zu ritzen. Aber Belek-ool packte ihr Handgelenk und übernahm die Aufgabe. Er schnitt eine tiefe, blutige Wunde in ihren Unterarm. Das Blut von den Schnitten, die er sich selbst zugefügt hatte, vermischte sich mit ihrem.
    »Für meine Söhne!«, brüllte er, und von den Bergen hallten die Rufe seiner Männer wider. »Ward gehört mir«, sagte er, nachdem das Geschrei schließlich verklungen war. »Den tödlichen Schlag werde ich ausführen.«
    Ana holte tief Luft und beugte sich vor. Sie flüsterte Belek-ool etwas ins Ohr, das Tristan nicht verstehen konnte.
    Belek-ool wich zurück und starrte sie an. Sein gesamter Körper war so still, dass er in der Kälte zu vibrieren schien.
    »Ja«, stimmte er zu. »Ja. Das ist der richtige Weg. Den tödlichen Schlag wirst du ausführen, Frau, die eigentlich ein Mann hätte sein sollen. Du wirst den tödlichen Schlag ausführen.«
    Und als Ana den Kopf hob und Tristan ansah, befiel ihn eine düstere Vorahnung.

[home]
    22. Kapitel
    E s dauerte zwei Tage, bis sie Wards Konvoi aufgespürt hatten. Belek-ools Kontakte im Ödland waren unglaublich mitteilsam. Und Tristan stand in engem Kontakt mit Lamia, die ihren Kommunikator und die Satellitenverbindungen nutzte, um von allen Truckern und Siedlern, mit denen sie Verbindung aufnehmen konnte, Informationen zu bekommen.
    Die Plünderer waren für einen Hinterhalt. Und so stellten sie einen Tag später, während der eisige Wind ihnen entgegenschlug und der Nachthimmel voller dunkler grauer Wolken hing, ihre Falle auf, nahmen ihre Positionen ein und warteten.
    Tatiana lag fünfhundert Meter südlich der Station in Gladow auf einer eisigen Erhöhung auf ihrem Bauch. Gigantische Brocken aus Schnee und Eis ragten in den Himmel, und auf jedem war strategisch geschickt ein Heckenschütze plaziert. Belek-ools Männer.
    Mit geübter Ruhe checkte sie ihre AT 450 und prüfte die Kartusche mit den Plasmaschüssen zur Sicherheit noch ein zweites Mal. Voll. Dann sah sie sich ihren Fluchtweg noch einmal genau an. Der Abhang der Erhöhung, auf der sie lag, war glatt und hatte ein hübsches Gefälle. Sie konnte hinunterrutschen und sofort losrennen, falls Tristan sie brauchte.
    Oder falls sie die Chance bekam, Ward zu erwischen.
    Nein, nicht »falls«. Sie
würde
die Chance bekommen, Ward zu erwischen, denn sie wollte diejenige sein, die ihn tötete. Es war für sie die einzige Möglichkeit, jemals wirklich frei zu sein.
    Gerechtigkeit, nicht Rache. Gerechtigkeit.
    Es war ihr Recht. Mehr noch – es war ihre Verantwortung.
    Aus diesem Blickwinkel konnte sie Tristan erkennen. Er saß direkt unter ihr auf einem geliehenen Schneemobil, ausgerüstet mit geliehenen Waffen. Seine zerlumpte Thermokleidung hob sich gegen die Fellgewänder der Eispiraten ab. Doch auch ohne diese Besonderheit hätte sie ihn in einer Menschenmenge auf den ersten

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