Dark Future: Herz aus Feuer
das ebenfalls mit sich in Einklang zu bringen.
Er würde tun, was auch immer erforderlich war; zu viele Menschenleben standen auf dem Spiel, als dass er eine andere Wahl gehabt hätte.
»Du bist Tolliver?« Belek-ool machte eine fast unmerkliche Geste, und die Plünderer, die hinter ihm standen, richteten ihre Plasmakanonen auf Tristans Brust. Im Hintergrund erhoben sich die Berge, dunkelrot und schneebedeckt.
»Das bin ich.«
»Warum bist du hergekommen?«
»Weil ich deine Hilfe brauche.«
Seine Worte wurden mit überraschtem Schweigen aufgenommen. Unvermittelt warf Belek-ool den Kopf in den Nacken und stieß ein Lachen aus, das dunkel und rauh klang und wie eine Rasierklinge kratzte.
»Du bist entweder sehr mutig oder sehr dumm, Tolliver.« Er kniff seine eisblassen Augen ganz leicht zusammen und sah mit einer belustigten Miene zu seinen Männern. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Tristan und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber das Einzige, was er herausbekam, war ein ersticktes Grunzen.
Alles passierte so schnell, dass Tristan sich nicht sicher war, woher sie kam oder wie sie es geschafft hatte. Doch Ana war da, hatte den Arm um Belek-ools Hals gelegt und ihr Messer fest genug an seine Halsschlagader gedrückt, dass ein Tropfen Blut hervortrat. Mit der anderen Hand hielt sie ihre Setti 9 an seine Schläfe.
Schockiertes und zorniges Gemurmel erklang von den Umstehenden, aber bis auf ein leises Knurren und ein paar Schritte vorwärts wollte niemand Anas Entschlossenheit auf die Probe stellen, als sie brüllte: »Stehen bleiben, oder ich schneide ihm die Kehle durch.«
Belek-ool zuckte nicht zusammen und rührte sich auch nicht. Sein vernarbtes Gesicht wirkte ungerührt, obwohl Tristan vermutete, dass er seinen mörderischen Zorn im Zaum zu halten versuchte. Vor seinen Männern überwältigt worden zu sein, musste eine bittere Pille sein.
Von einer Frau überwältigt worden zu sein, machte die bittere Pille wahrscheinlich zum reinsten Gift.
Ana drehte diesen Kerl, der doppelt so groß und schwer war wie sie, herum wie eine Puppe, so dass sein Körper Tristan von der Reihe von Plasmakanonen abschirmte. Wenn die Plünderer nun das Feuer eröffneten, wäre Belek-ool der Erste, der starb.
»Waffen runter«, befahl sie scharf und knapp. »Oder ich töte dich. Deine Männer bringen mich vielleicht um – doch nicht, bevor ich dich ermordet habe. Dir bleiben genau drei Sekunden, um dich zu entscheiden.«
Er nickte. Es war nicht mehr als eine kaum merkliche Bewegung seines Kopfes. Ana löste den Druck auf seine Luftröhre gerade genug, damit Belek-ool seinen Leuten befehlen konnte, die Waffen sinken zu lassen. Dann presste sie das Messer wieder fest an seine Kehle.
Blitzschnell überdachte Tristan seinen Plan. Ana hatte gerade für eine ganz neue Wendung gesorgt. Angesichts der Tatsache, dass sie recht und er unrecht gehabt hatte – und dass er ohne ihr Eingreifen wahrscheinlich schon tot wäre –, hatte er allerdings nicht vor, sich darüber zu beschweren.
»Eine Frau. Du stellst mir eine Frau entgegen?« Belek-ool klang beleidigt und angewidert. Und vielleicht auch ein bisschen fasziniert.
»Genau genommen«, Tristan warf Ana einen Blick zu, aber sie hielt ihre Aufmerksamkeit auf ihre Beute gerichtet, »hat sie sich selbst gegen dich gestellt.« Er wusste, dass er seine Sache nicht voranbrachte, wenn er weiterredete, doch er fuhr trotzdem fort. »Sie hat ihren eigenen Willen. Ich vermute, ihr haben die beiden Heckenschützen nicht gefallen, die drauf und dran waren, mich zu erschießen.«
»Ich wusste nicht, dass du sie bemerkt hast«, murmelte Ana.
»Habe sie bemerkt. Und ich habe angenommen, dass du dich um sie kümmern würdest, wenn es nötig geworden wäre.« Er schwieg kurz. »Ich habe allerdings auch angenommen, dass du dich aus dem sicheren Truck heraus um sie kümmern würdest.«
Sie schnaubte verächtlich. »An diesem Truck ist überhaupt nichts sicher. Du musst dringend an deinen Fähigkeiten am Schweißgerät arbeiten.«
Im Hintergrund bewegten sich die Plünderer ungeduldig, aber keiner wagte es, vorzutreten oder irgendetwas zu tun, das als Bedrohung hätte empfunden werden können. Belek-ool war für ihren fortdauernden Erfolg als starke und gefährliche Gruppe zu wichtig. Er war das Bindeglied, das sie einte, und keiner von ihnen wollte sein Leben aufs Spiel setzen. Noch nicht.
Das konnte sich jedoch jeden Augenblick ändern. Plünderer waren nicht gerade für
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