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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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hielten sie fest wie Ranken, die sich um sie schlangen, sie zogen sie zurück und nahmen sie mit an einen Ort, an dem sie nicht sein wollte.
    Wizard … rette sie. Bitte. Sie hat eine Chance.
    Yurikos Stimme, leise und drängend.
    Gefangen im Netz der Ereignisse, die sich vor langer Zeit abgespielt hatten, warf Tatiana sich hin und her und kämpfte dagegen an. Ein Traum, es war nur ein Traum.
    »Wäge die Chancen ab«, befahl Bane.
    Tatianas Atem ging stoßweise, keuchend. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte keinen Laut hervor. Feigling. Sie war ein Feigling. Schwach.
    Sie richtete ihren verschwommenen, unscharfen Blick auf Wizard. Stumm flehte sie um … was? Welche Reaktion wünschte sie sich von ihm? Was konnte er tun?
    Der Ausgang war immer derselbe. Damals war sie zu schwach gewesen, um etwas zu ändern, und auch heute hatte sie nicht die Kraft, irgendetwas anders zu machen.
    »Wähle.« Bane flüsterte Wizard das Wort ins Ohr.
    Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, zögerte ihr Bruder.
    Wähle. Wähle. Wähle.
    Und dann schmolz Banes Gesicht wie Wachs in einer Flamme, veränderte sich, bis es ein anderer Mann war, der sie ankettete, ein anderer Mann, der vor ihr stand und auf sie herabsah, der sie beherrschen wollte, der sie benutzen wollte, der sie zu seinem persönlichen Vorteil verbiegen wollte.
    Sie hatte geglaubt, Bane wäre das Gesicht des Bösen gewesen. Doch sie hatte sich geirrt.
    Gavin Ward. Dr. Gavin Ward.
    Er war ihretwegen hier. Ihre Zeit war abgelaufen.
    Verschwitzt und schreiend schreckte Tatiana auf. Ihr Traum war so real, dass sie den Gestank ihrer eigenen Angst riechen konnte, dass sie den stechenden Schmerz der Schläge auf ihrer Wange, ihrem Kinn fühlen konnte, als wären sie erst vor einigen Minuten und nicht vor Jahren dort gelandet. Und sie spürte die quälende Gewissheit, dass ihre Schwäche ihre Schwester das Leben gekostet hatte.
    Yuriko. O Gott, Yuriko.
    Tatiana schlang die Arme um ihre Knie und legte ihre Stirn darauf. Sie schloss die Augen, zitterte in der Kälte und der Dunkelheit und wehrte sich gegen die Erinnerungen, die Wut und die Angst.
    Ein Alptraum, sagte sie sich, nur ein Alptraum.
    Aber es war kein Alptraum.
    Denn als sie den Kopf hob, sah sie ihn dort in den Schatten jenseits der Gitterstäbe, hinter denen sie gefangen war. Gavin Ward war da, und er beobachtete sie.
    Und das Licht brach sich in dem Skalpell, das er in der Hand hielt.

[home]
    1. Kapitel
    Nördliches Ödland, 2093
    J emand sollte ihn töten.
    Tatiana drehte sich zu dem baufälligen Schuppen um, in dem sich das
Abbott’s
befand. Das gesamte heruntergekommene Gebäude neigte sich zu einer Seite, gestützt von einem Haufen Abfall und Schrott, der beinahe so hoch war wie das Haus selbst. Hinter der Hütte gab es einen durch Stacheldraht abgeriegelten Hof, der vom schwachen Leuchten eines Lumi-Lichts erhellt wurde. Auf dem kleinen Platz verstreut standen sechs Schneemobile – in unterschiedlichen Stadien des Verfalls –, die Abbott liebend gern an einen leichtgläubigen Käufer verschachert hätte.
    Der bitterkalte Wind umwehte sie und peitschte ihr die Haare ins Gesicht, als ihr Blick auf ihren eigenen Scooter fiel. Es war ein
Morgat:
glatt und glänzend, schwarz, brandneu und schneller als ein Schuss aus einer Plasmakanone. Das kam ihr bei ihrer aktuellen Arbeit sehr gelegen. Im Wiederbeschaffungsgewerbe waren diejenigen im Vorteil, die es verstanden, schnell zu verschwinden; das Überleben hing davon ab.
    Sie wandte sich wieder der überbordenden Anhäufung architektonischen Ungeschicks zu, in dem sich das Geschäft und darüber hinaus Abbotts Gasthaus und ein Pub befanden. Auf der einen Seite zweigeschossig, auf der anderen nicht ganz eingeschossig, wirkte das gesamte Gebäude wie ein Kartenhaus, das aus nicht zusammenpassenden Kartenspielen gebaut worden war. Der Besitzer, Boyd Abbott, verkaufte von Kleidung über Lebensmittel bis hin zu Schneemobilen einfach alles. Auf besonderen Wunsch lieferte er seinen Kunden auch Frauen oder kleine Mädchen … und sogar Jungs. Mit ihrem Einverständnis. Oder eben ohne.
    Abbott führte alles. Er war ein durch und durch kranker, gieriger Mistkerl.
    Also, ja, jemand sollte ihn töten.
    Tatiana wägte Vor- und Nachteile gegeneinander ab und dachte darüber nach, ob sie dieser Jemand sein sollte. Sollte sie einen Video-Chip werfen? Kopf – irgendetwas zertrümmern. Zahl – den Mann umbringen.
    Die Logik sprach gegen beide Optionen. Sie hatte

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