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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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war.
    Plötzlich erschütterte ein Beben den Berg. Erst war es nur ein leises Zittern, dann brachen die ersten Gesteinsbrocken aus der Tunneldecke.
    Mein Vater und ich kletterten fieberhaft den Gang hinauf, das Licht meiner Lampe wies uns den Weg. Immer wieder rutschten wir aus, wurden von Steinen getroffen und atmeten Staub ein. Dann stolperten wir hinaus ins Freie, sogen den ersten Hauch frischer Luft ein, während hinter uns der Stollen einstürzte. Erschöpft fiel ich in den Schnee und blickte dankbar zu einem sternenklaren Himmel auf.
    Ich folgte den Markierungen, die ich an den Bäumen hinterlassen hatte, den Arm meines Vaters über meine Schulter gelegt. Die klirrende Kälte spürte ich kaum, denn ich war nur unendlich froh, noch am Leben zu sein. Als wir endlich die Straße erreichten, wurden wir von den blinkenden Lichtern eines Rettungsfahrzeugs empfangen. Man musste mein verlassenes Schneemobil geortet haben. Ich hatte es tatsächlich geschafft und hatte meinen Vater gerettet. Überwältigt von Erschöpfung verlor ich das Bewusstsein.

Als ich erwachte…
    A ls ich erwachte, war es warm. Ich schlug die Augen auf, und das Erste, was ich sah, waren Mark und Jack. Ich lag in einem Bett, die Sonne schien durch die Vorhänge eines Fensters. Meine rechte Hand war bandagiert und mein Kopf schmerzte, als hätte mich jemand mit einem Hammer niedergeschlagen.
    »Wo bin ich?«, stöhnte ich. »Was ist passiert?«
    Ich richtete mich auf und sah Nachtrabe. Sie lächelte, sagte aber kein Wort. Um mich herum begann sich wieder alles zu drehen und mir wurde schlecht.
    »Hier, trink das«, sagte eine warme, volle Stimme. Ich drehte mich um und sah meinem Vater ins Gesicht, der mir eine dampfende Tasse mit Tee entgegenhielt. Mein Vater!, dachte ich und brach in Tränen aus.
    »Scht«, machte er und setzte sich auf die Bettkante. »Alles ist gut, Lydia.« Er stellte die Tasse auf einen kleinen Tisch und ergriff meine Hand. Er fühlte sich warm an, lebendig.
    »Du weißt, wer ich bin?«
    »Nachtrabe hat es mir gesagt. Du bist meine Tochter!« Er sah mich mit leuchtenden Augen an, als sei ich das größte Wunder, das er je gesehen hatte.
    »Ja«, antwortete ich.
    Milton streckte seine Hand aus, um mein Gesicht zu berühren, hielt aber inne. »Darf ich?«, flüsterte er.
    Ich nickte. Behutsam strich er mir über die Wange. Er lächelte traurig.
    »Warum hast du Mom und mich damals verlassen?«
    Er wollte etwas entgegnen, doch Nachtrabe kam ihm zuvor. »Als Nachtgeschöpf musste er mir gehorchen. Ich bin die Schuldige, nicht er. Dein Vater hat nur auf meinen Befehl gehandelt. Ich bin eine Frau, in die sich kein Mann verlieben würde. Tausende von Jahren war ich zur Einsamkeit verdammt. Gegen meinen Willen musste ich meinen Fluch weitergeben, um weiterzuleben. Doch es gab eine Regel, die erste und wichtigste von allen: Niemand durfte ein Kind verwandeln. Wer gegen dieses Gesetz verstieß, sollte durch mich den endgültigen Tod finden. Denn mein Leben ist wirklich ein Fluch: niemals einen erwachsenen Körper zu haben, während Seele und Geist altern. Schon früh erteilte ich anderen Nachtgeschöpfen den Befehl, alle Erkenntnisse über unsere Natur zusammenzutragen. Ich hoffte, dass es auf diese Weise eines Tages möglich sein würde, uns wieder in Menschen zurückzuverwandeln. Jede Kleinigkeit sollte berücksichtigt werden: die Wirkung von Heilkräutern und Mineralien, der Einfluss der Himmelskörper. Die Nachtgeschöpfe bereisten alle Kontinente, manche von ihnen siedelten sich in der Fremde an. Und sie waren sehr eifrig. Im fünfzehnten Jahrhundert fasste Henry von Grimsby in England alle gewonnenen Erkenntnisse in einem Buch zusammen. Es war die umfassendste Sammlung aller, die sich mit dem Wesen von Leben und Tod beschäftigten. Um dieses Wissen vor Unberufenen zu schützen, erfand er eine neue Sprache und eine Geheimschrift. Doch er wurde entdeckt und von den Menschen gepfählt, sein Buch verschwand und der Schlüssel zu seinem Code ging verloren. Er ist bis heute verschollen. Ich vermute, Henry hat ihn kurz vor dem endgültigen Tod vernichtet.«
    »Aber das Manuskript tauchte wieder auf«, stellte Mark fest.
    »Ja, und zwar im Jahr 1912«, sagte Nachtrabe. »Ein gewisser Wilfried Voynich kaufte es einem italienischen Jesuitenkolleg ab. In den Zwanzigerjahren schickte er Kopien an verschiedene Wissenschaftler und so erfuhren wir von der Existenz des Buches, aber nicht, wo sich das vollständige Original befand. Erst als es

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