Dark Kiss
vollsten. Es waren schon einige Hundert Teenager dort. Der DJ spielte einen Remix des alten Britney-Spears-Songs „Toxic“. Obwohl ich Bishops Gedanken nicht lesen konnte, war mir klar, dass er nach ihr suchte. Er suchte Carly … Zack!
Zurück auf dem Bürgersteig, starrte ich Kraven an, der mich wiederum verwirrt anschaute.
„Wo warst du gerade?“, fragte er. „Nirgendwo.“
Sein Blick verfinsterte sich weiter. „Du warst hier, aber dein Geist war es nicht. Hast du noch mehr Tricks im Ärmel, von denen ich keine Ahnung habe, Süße?“
Panik erfasste mich. Ich musste sofort ins Crave. „Ich muss ihn stoppen.“
Der Dämon kam ein paar Schritte näher, und seine harte Miene wurde etwas weicher. „Mir ist klar, dass du glaubst, ich sei hier der Böse, doch das bin ich nicht.“
Prima, ausgerechnet jetzt wollte er reden. „Du bist ein Dämon. Das ist das Böse.“
„Das kommt darauf an, mit wem ich es zu tun habe.“ Er seufzte und hielt seinen Blick dabei auf mich gerichtet. „Duwillst ihn wirklich aufhalten, aber alles, was er will, ist ein weiterer Kuss.“
„Er weiß nicht, was er will. Er ist verrückt – du erinnerst dich?“
„Er hat seine Wahl getroffen. Deine Einmischung wird die Dinge nur verkomplizieren.“
„Pech. Denn ich werde eingreifen. Jetzt geh mir verdammt noch mal aus dem Weg.“
Er bewegte sich noch immer nicht. Warum sollte er auch? Ich wollte Bishop davon abhalten, sich selbst zu zerstören. Wenn ich Erfolg hatte, würde Kraven nicht der Chef werden und den anderen sagen können, was sie zu tun hatten. Da es Nacht war, nahm ich an, dass die Übrigen gerade ihre Runde machten. Das hoffte ich jedenfalls. Seit ich gestern diesen Gray-Zombie gesehen hatte, war mir klar, dass diese Stadt dringend Schutz brauchte.
„Er verdient deine Aufopferung nicht“, erwiderte Kraven ruhig.
„Warum? Weil er einmal der Böse war, als er noch ein Mensch gewesen ist?“ Ich suchte in Kravens Blick nach irgendeiner Regung und meinte sie zu entdecken.
„Das hat er dir erzählt, oder? Ich muss gestehen, ich bin schockiert.“
Das war nur noch eine Bestätigung, bei der sich mir der Magen umdrehte. „Was hat er getan? Was hast du getan? Warum bist du ein Dämon, und er ist ein Engel?“
Seine Lippen umspielte ein tiefgründiges Lächeln. „Weil er bereit war, etwas zu tun, das ich niemals getan hätte.“
Ich konnte kaum noch atmen. „Und was wäre das?“
Sein Grinsen wurde noch breiter. „Das ist ein Geheimnis, Süße. Und ich würde niemals das Vertrauen meines Bruders missbrauchen.“
Mein Gesicht brannte vor Frustration. „Bitte geh zur Seite.“
„Oder was? Wirst du mir einen elektrischen Schlag versetzen?“
„Vielleicht.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Weißt du, ich habe deine Geheimnisse noch immer nicht entschlüsselt. Du bist für mich ein vollkommenes Rätsel.“
„Was muss ich tun, damit du verschwindest?“
Er legte den Kopf zur Seite und sah hinaus auf die Straße, als ein weiteres Auto vorbeifuhr. Ich war so nahe am Crave – nur noch zwei Blocks entfernt. Er sah mich wieder an. „Engel können heilen, während sie hier in der Welt der Menschen sind. Sie können auch Gedanken manipulieren – Menschen dazu bewegen, ihr Verhalten auf merkwürdige Weise zu ändern oder über eine Sache anders zu denken.“
„Wieso erzählst du mir das? Es ist mir egal.“ Dennoch war meine Aufmerksamkeit geweckt.
„Es ist dir nicht egal. Du bist fasziniert von allem, das mit meinem kleinen Bruder zu tun hat.“ Er rückte noch näher. „Wir Dämonen sind natürlich anders. Wir können etwas Feuer herumschleudern, wenn uns danach ist, aber unsere Kräfte sind hier weitestgehend blockiert. Wir können auch keine Spielchen mit dem Verstand der Menschen treiben, abgesehen davon, dass wir kleine Gebiete von ihrer Wahrnehmung abschirmen können. Schade eigentlich – Gedankenkontrolle würde die
Dinge erheblich erleichtern.“
Kraven streckte den Arm aus, strich mein Haar über meine Schultern zurück und ließ seine warmen Finger dann an meinem Hals entlanggleiten.
Ich schlug seine Hand fort. „Was glaubst du, was du hier tust?“
Wieder schaute er mir in die Augen und grinste noch breiter. „Vielleicht hasst du mich doch nicht so sehr, wie ich dachte. Ein Schlag ist nicht das Gleiche wie ein Stromstoß.“
„Von dem bist du etwa drei Sekunden entfernt.“
„Oh, oh. Egal, wie ich schon sagte, können Dämonen keine Gedanken beeinflussen. Wenn ich es könnte,
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