Dark Kiss
musterte Bishop anerkennend von Kopf bis Fuß. „Sie wäre wütend, wenn ich das tun würde.“
„Interessiert dich das?“
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Willst du mich küssen?“
Sie grinste ihn verwegen an. „Oh ja.“
Eifersucht stieg in mir auf. Auch wenn ich wusste, was derGrund für diesen Kuss war, wollte ich diejenige sein, die er fragte. Und ich hasste es, wie meine sogenannte beste Freundin ihn anschaute. Sie wollte ihn mit Leib und Seele aufsaugen.
Aber Bishop gehörte mir. Wenn sie ihn anfasste, würde ich sie umbringen.
Irrational. Ich hasste es, wie irrational ich wurde, wenn es um Bishop ging. Aber sogar jetzt, trotz allem, was ich über mich und ihn erfahren hatte, wollte ich ihn wieder küssen.
Carly rutschte aus der Sitzecke. Sie trug heute ein enges schwarzes Kleid, das viel Bein zeigte und einen tiefen Ausschnitt hatte. Sie triefte förmlich vor Sex-Appeal – so hatte ich sie noch nie gesehen.
Doch Bishop beachtete Carlys kurvigen Körper kaum. Er blickte über ihre Schulter hinauf in die Lounge. Natalie stand an der Glaswand und schaute zu ihm hinunter. „Kannst du mich Natalie vorstellen?“
Carly nickte. „Das kann ich tun. Sie möchte dich dringend treffen.“
Da war etwas an der Art, wie Natalie Bishop musterte, das mir eine Todesangst einjagte. Es war ein Ausdruck, den ich zuvor noch nicht in den Augen meiner Tante gesehen hatte. Neugierde wurde zu Hass. Abgrundtiefe Abneigung. Sie wusste, wer und was er war, und sie sah so aus, als wollte sie ihn töten … Zack!
Zurück in der Gasse. Ich rang nach Atem und klammerte mich an die Steinmauer in meinem Rücken, um mich aufrecht zu halten. Kraven hielt jetzt meinen Arm fest, und ich riss ihn aus seiner Umklammerung los.
„Was?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Was hast du gesehen?“
Ich musste an ihm vorbeikommen. Ich musste zurück in denClub und verhindern, dass Bishop hinauf in die Lounge ging, Carly küsste oder irgendwie in Kontakt mit meiner Tante kam.
Ich hatte gerade keinen hübschen Dämon mit einer übernatürlichen Essstörung gesehen – keinen, der Freiheit und Hilfe bei seinen Problemen haben wollte. Der mich mit meinem leiblichen Vater vereinen wollte und mir Geschichten von der tödlichen Liebesgeschichte meiner Eltern erzählte. Nein, dieser Dämon wollte den Engel töten, der gesandt worden war, um sie zu finden. Und mir war klar, dass es ihr große Freude bereiten würde, der unmittelbare Grund für seinen Tod zu sein. Ich hatte ihr mein Vertrauen geschenkt, weil ich mich mit ihr verbunden fühlte – sie gehörte zu meiner Familie. Aber das waren Lügen. Alles Lügen. Mir stand es bis obenhin, angelogen zu werden. Natalie mochte meine Tante sein, dennoch war sie bösartig. Und jetzt würde sie Bishop umbringen.
Das Problem war, dass er sich schon auf seiner Selbstmordmission befand.
Einen Augenblick. Eine Selbstmordmission. Das war es – das musste es sein. Ich sah Kraven mit aufgerissenen Augen an. Er starrte zurück. „Was ist los, Gray-Mädchen?“
Bishop war heute losgezogen, um sich von seiner Seele zu befreien, das war richtig. Allerdings tat er das nicht, weil er sich selbst bemitleidete und glaubte, das sei seine einzige Chance, in den Himmel zurückzukehren. Er tat es, weil er wusste, dass seine Selbstzerstörung einen Übergang in das Schwarz öffnen würde, und er wollte Natalie mitnehmen. Nein, ich musste mich irren – der Plan war zu verrückt. Andererseits – Bishop war im Moment ziemlich verrückt.
„Samantha, rede mit mir“, rief Kraven, da ich gedankenverloren schwieg. Lustig, das war das erste Mal, dass er mich mit meinem richtigen Namen ansprach. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem großen blonden Dämon zu. Die Sorge in seinem Gesicht ließ mich beinahe lächeln. Ich hattejetzt eine Idee, und ich hoffte wirklich, dass es funktionieren würde.
„Weißt du, vor dieser Sache war mein letztes größeres Problem, dass ich beim Ladendiebstahl erwischt wurde.“ Kraven schaute mich wegen des plötzlichen Themenwechsels überrascht an. „Du sollst nicht nehmen deines Nächsten Gut. Gefällt mir. Was hast du geklaut?“
„Einen Schal. Ein Fläschchen Nagellack. Nichts Großes.“ „Warum hast du es gemacht?“
„Ich habe etwas gesehen, das ich haben wollte, also habe ich es mir genommen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Außerdem, weil ich mit Familienproblemen zu kämpfen hatte und beachtet werden wollte. Ich war dämlich.“
„Wir machen alle
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