Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
Vom Netzwerk:
Frau oder Mann, schön oder hässlich, reich oder arm. Es wählte seine Opfer blind aus.
    Ich stopfte mir die Kissen in den Rücken und zog meine dicke Bettdecke hoch, um nicht mehr so zu frieren. Dann googelte ich Gray – ohne brauchbares Ergebnis. Es war eben eine Farbe, sonst nichts. Aber so hatte der dunkelblonde Junge mich genannt. Bishop hatte mich danach angesehen, als wäre ich ein Monster. In Wirklichkeit war es genau umgekehrt – er war das Monster.
    Ich klappte den Laptop wieder zu und nahm mir vor, ihn und alles, was ich gesehen und erlebt hatte, vollständig aus meiner Erinnerung zu streichen.
    Ein prima Plan – der natürlich unmöglich durchzuführen war.
    Der Montagmorgen kam viel zu früh. Am liebsten wäre ich daheimgeblieben und hätte mich vor der Welt versteckt, dochdas ging nicht.
    Also zwang ich mich, aufzustehen und für die Schule fertig zu machen.
    Meine Mutter war schon auf dem Weg zur Arbeit, als ich nach unten kam. Ich machte mir Rühreier und Toast zum Frühstück – und dann noch mehr Toast –, was an meinem Hunger nicht das Geringste änderte.
    Ein Blick in den großen Badezimmerspiegel bewies, dass ich genauso aussah wie immer – klein, dünn und mit langem zerzaustem Haar, das ich zu einem Pferdeschwanz zusammenband. Etwas pfirsichfarbenes Lipgloss und ein Hauch Mascara bildeten mein übliches Schönheitsprogramm für einen normalen Schultag. Alles wie immer.
    Dennoch – irgendetwas schien sich verändert zu haben. Die Schüler an der McCarthy High schauten mich anders an. Ich versuchte, die neugierigen Blicke zu ignorieren. Vielleicht starrten sie mich an, weil ich aussah, als hätte ich die letzte Nacht mit einem höllisch attraktiven Killer verbracht. Ein Mörder, der sich zusammen mit seinem Opfer in Luft aufgelöst hatte und mich an meinem Verstand und meiner Sehkraft zweifeln ließ.
    Sehr viel wahrscheinlicher aber hatte die Geschichte von Stephens Kuss im Crave die Runde gemacht. Bestimmt erzählte Jordan überall herum, ich sei eine Schlampe. Super, mein Leben war ja auch wirklich noch nicht kompliziert genug!
    „Ms Day!“ Mein Englischlehrer Mr Saunders blickte mich über seine Brille hinweg an wie eine missbilligende Eule. „Hören Sie mir heute überhaupt zu?“
    Ich setzte mich gerade hin, legte meine Hände auf die Tischplatte und schüttelte meine trüben Gedanken ab. „Natürlich tue ich das.“
    „Was habe ich denn gerade gesagt?“ Alles starrte mich an.
    „Sie haben gesagt …“ Ich schluckte und suchte an der Tafel nach einem Hinweis. „Etwas über Macbeth?“
    „Ist das eine Frage oder eine Feststellung?“
    „Eine Feststellung. Auf jeden Fall eine Feststellung.“
    „Da wir uns diese Woche mit dem Stück beschäftigen, dürfte die Vermutung naheliegend sein. Aber was habe ich genau darüber gesagt?“
    Es kam mir vor, als würden die Wände auf mich zukommen, und ich kriegte plötzlich kaum noch Luft. Ich musste unbedingt raus aus dem Klassenzimmer, und zwar sofort, für Erklärungen hatte ich keine Zeit mehr. Mit den Konsequenzen würde ich mich später auseinandersetzen.
    Ich packte meine Ledertasche und die Bücher, dann stand ich auf. „Verzeihung, Mr Saunders. Ich … ich fühle mich nicht so gut.“
    „Ms Day?“ Er schaute mir überrascht hinterher, als ich ohne ein weiteres Wort aus dem Raum flüchtete. Je mehr ich probierte, nicht an die vergangene Nacht zu denken, desto unerbittlicher überrollten mich die Erinnerungen. Ich brauchte dringend Frischluft!
    Zuerst rannte ich zu meinem Spind, um meine Bücher loszuwerden.
    „Hey, was ist denn mit dir los?“ Colin war mir aus dem Klassenraum gefolgt. Seine verknickte Ausgabe von Macbeth und seine Mappe hatte er lässig unter den Arm geklemmt. „Alles okay?“
    Ich warf meine Bücher in den Spind, schmiss die Tür zu und verstellte den Zahlencode am Schloss. „Ja, es geht mir gut.“
    „Freut mich zu hören.“
    Weil ich immer noch fror, schlang ich die Arme um meinen Oberkörper. Colin trug kurze Ärmel – offenbar empfand nur ich es als kalt. „Bist du nur meinetwegen raus aus dem Unterricht?“
    „Na ja, klar. Ich habe Saunders gesagt, dass ich nachsehen will, wie es dir geht. Er schien auch besorgt zu sein, also hatte er nichts dagegen. Du hast Glück, dass er dich mag.“
    Sonst war mir niemand hinterhergelaufen. Ich hatte nicht allzu viele Freunde in der Schule. Offen gestanden hatte ich überhaupt nicht sehr viele Freunde. „Du bist ja süß.“
    Ich hätte schwören

Weitere Kostenlose Bücher