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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Dolch in der Hand hielt.
    „Bleib weg von mir, oder ich tue es. Ich werde dich töten.“
    Trotz meiner Warnung kam er näher, ganz so als könnte er nicht anders.
    Ich erinnerte mich nicht daran, dass ich auf ihn eingestochen hätte, aber es musste wohl so gewesen sein, denn im nächsten Moment fiel er auf die Knie und umfasste mit zitternden Händen den Griff des Dolches, der aus seiner Brust ragte.
    Bishops Blick suchte meinen. „Sie dürfen dich nicht erwischen – versprich es mir, Samantha. Lass das nicht zu.“ Er sackte zur Seite, das Leuchten in seinen Augen erlosch, und dann bewegte er sich nicht mehr. Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle.
    Plötzlich wollte ich ihn berühren, ihn heilen und alles wiedergutmachen. Doch es war zu spät.
    Von allen Seiten schlichen Schatten auf mich zu. Als sie ins Bishops Körper krochen, verschwand er, so als wäre er niemals hier gewesen.
    „Du musst uns begleiten, Samantha“, wisperten Stimmen, während die Schatten immer näher kamen.
    Eisige Hände griffen nach mir, raubten meinem Körper die letzte Wärme, und ich schien nur noch aus Angst zu bestehen.
    „Du bist jetzt eine von uns. Du wirst immer eine von uns sein.“
    „Nein!“ Sowie ich versuchte, sie abzuwehren, rissen sie mich in Stücke, aber statt Blut floss Dunkelheit aus meinen Wunden.
    Mein eigener markerschütternder Schrei weckte mich.
    Meine Mutter stürmte durch den Flur und öffnete meine Schlafzimmertür.
    „Was ist passiert?“ Ihr sonst stets perfekt sitzendes blondes Haar war zerwühlt. Sie wickelte den Bademantel enger um sich. Unter ihren blauen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Meine Mutter litt an Schlaflosigkeit und bekam jede Nacht nur ein paar Stunden Ruhe. Eine schreiende Tochter war da nicht sehr hilfreich.
    „Schlecht geträumt. Ich hab einfach schlecht geträumt.“
    „Ein Albtraum? Mehr nicht? Ich dachte, du wirst hier drinnen abgestochen.“
    Ich zuckte bei dieser Wortwahl zusammen und wollte ihr alles erzählen. Doch natürlich würde sie mir kein Wort glauben. Wie auch? Ich glaubte mir ja selbst kaum.
    „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
    Sie lehnte die Stirn gegen den Türrahmen. „Fühlst du dich denn wieder besser?“
    „Ich werd’s überleben.“
    „Mir hilft manchmal warme Milch. Magst du welche?“
    „Nein, danke.“ Schon bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um.
    Nicht einmal mein wiedererwachter Heißhunger konnte daran etwas ändern.
    Immer wenn ich als Kind Albträume gehabt hatte, war meine Mutter zu mir ins Zimmer gekommen und hatte mir vorgelesen, bis ich wieder eingeschlafen war. Ich konnte mich besonders an eine Geschichte über einen Hasen erinnern, der sich im Wald verlaufen hatte und auf seiner Suche nach dem Heimweg vom Wohlwollen Fremder abhängig war. Auch von denen, die ihn normalerweise zum Abendessen verspeist hätten.
    Zum Glück gab es ein Happy End. Nicht alle Wölfe hatten Appetit auf niedliche Häschen.
    Am liebsten hätte ich sie gebeten, mir jetzt vorzulesen, hielt aber den Mund. Schließlich war ich kein Kind mehr.
    „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, sagte sie erschöpft und rieb sich die Augen. „Aber ich bin froh, dass alles in Ordnung ist. Probier etwas zu schlafen. Die neue Woche fängt gerade erst an. Hoffentlich wird sie gut.“ Als sie ging, ließ sie die Tür einen Spalt offen stehen. Das war nicht ganz so beruhigend wie eine Gutenachtgeschichte über Hasen und Wölfe, die Freunde wurden, doch immerhin besser als nichts.
    Ich hatte einen alten Teddy namens Fritz, der auf den Schaukelstuhl neben meinem überladenen Bücherregal verbannt war. Ihm fehlte ein Auge, und sein linker Arm war halb abgerissen. Schnell holte ich ihn zu mir ins Bett und drückte ihn an mich, allerdings konnte er mir nicht die gleiche Geborgenheit schenken wie in meiner Kindheit.
    Eine Stunde später gab ich den Versuch zu schlafen auf. Ich griff nach meinem Laptop auf dem Boden neben meinem Bett und rief die Seite des Trinity Chronicle auf. Dann suchte ich in den aktuellen Nachrichten nach Meldungen über Messerstechereien und Morde. Nichts. Es war fast, als wäre das alles nie geschehen.
    Doch das war es.
    Ich ging die Vermisstenmeldungen durch, aber nichts wollte zu meinen Erlebnissen passen.
    Trinity war eine große Stadt mit einer Million Einwohnern. Jahrein, jahraus passierten hier schlimme Verbrechen. Das Unglück machte weder vor den ganz Jungen noch vor den Alten halt. Es war ihm egal, wen es traf,

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