Dark Kiss
schien sie zu überzeugen, und sie begannen, mich ernst zu nehmen. Sie fragten danach, was genau ich beobachtet hatte und wo ich am Abend gewesen war. Dann erzählten sie, dass seit Kurzem auffällig viele Personen in Trinity vermisst würden, und rieten mir, vorsichtig zu sein. Ich las weder Zeitung, noch schaute ich Nachrichten und wusste deshalb auch nichts darüber. Andernfalls hätte ich mich niemals so leichtsinnig verhalten und wäre allein nach Hause gegangen oder hätte angehalten, um einem gut aussehenden Typen auf der Straße zu helfen. Steckte Bishop hinter den Vermisstenfällen?
„Wir kommen morgen früh noch mal her und überprüfen die Gasse“, beruhigten mich die Polizisten. „Trotz des Regens würde ein Mord wie dieser irgendwelche Blutspuren hinterlassen, allerdings können wir hier keine entdecken.“ Der eine der beiden musterte mich. „Könnte es sein, dass dir deine Fantasie einen Streich gespielt hat? Du hast heute Abend einen Horrorfilm gesehen, oder?“
Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn dann aber wieder.
Er hatte recht. Es gab keinerlei Beweise für meine Behauptungen – was sollten die beiden Cops also glauben?
Und ich – was sollte ich glauben?
Die Polizisten fuhren mich nach Hause und sagten mir noch einmal, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und die Polizei sich um alles kümmern werde. Die Stadt sei sicher, und ich hätte wohl nur eine etwas zu blumige Fantasie.
Ich nickte, und in meinem Kopf drehte sich alles. Mir wurde plötzlich schrecklich übel.
Die Cops brachten mich noch zur Eingangstür und warteten, bis ich sie aufgesperrt hatte und das Haus betreten hatte. Dann kehrten sie zu ihrem Streifenwagen zurück und stiegen ein.
Ich war vom Regen komplett durchnässt und zitterte vor Angst und Kälte am ganzen Körper.
Meine Mutter hatte ein Geschäftsessen mit ihren Maklerkollegen und würde nicht vor Mitternacht zurück sein. Ich verbrachte wenig Zeit mit ihr, denn wir hatten fast nichts mehr gemeinsam, heute allerdings wünschte ich mir verzweifelt, dass sie zu Hause wäre.
Also beschloss ich, Carly anzurufen und ihr alles zu erzählen. Ich holte mein Handy aus der Tasche, aber das Display flackerte und wurde dunkel, als ich durchs Telefonbuch scrollte. Akku leer. Leise fluchte ich vor mich hin.
Bevor ich zum Festnetztelefon griff, dachte ich noch einmal nach. Ich konnte nicht beweisen, dass irgendetwas von dem, was ich gesehen hatte, überhaupt real war. Und es schien mir unlogisch, dass Bishop genug Zeit gehabt haben sollte, die Leiche ohne Spuren fortzuschaffen.
Dennoch – ich hatte das alles wirklich beobachtet. Ich war nicht verrückt!
Misstrauisch schaute ich aus dem schmalen Fenster an der Eingangstür, ob mir vielleicht jemand gefolgt war.
Grays werden von ihrem unstillbaren Hunger kontrolliert.
Mühsam unterdrückte ich ein Schluchzen. Ich wusste noch nicht einmal, was ein Gray überhaupt war. Doch den unstillbaren, konstanten Hunger spürte ich tatsächlich. Und tief in meinem Inneren war mir klar, dass er durch eine gewöhnliche Pizza oder ein paar Hamburger nicht zu stillen war.
Das Gesicht des blonden Jungen verfolgte mich. Er schien so einsam und verwirrt. Aber dann war Hoffnung in seinem Blick aufgeleuchtet, während er sich mit Bishop unterhalten hatte.
Doch statt ihm zu helfen, hatte Bishop ihm das Herz mit einem Dolch durchbohrt.
Und dann waren sie alle beide fort gewesen.
Ich fror noch immer, was allerdings nicht der einzige Grund dafür war, dass ich am ganzen Körper zitterte. Mal ehrlich – nach den Erlebnissen. Gott, ich wollte nur noch schlafen. Also genehmigte ich mir drei Stücke kalte Pizza und verzog mich in mein Bett. Mein Magen hatte den Mord offenbar besser verkraftet als mein Verstand.
Ich schloss fest die Augen und versuchte zu verdrängen, was ich in der Gasse gesehen hatte. Doch die Bilder spukten durch meinen Kopf wie ein endloser Horrorfilm-Marathon. Eigentlich liebte ich Horrorfilme; sie waren meine Flucht vor der Realität. Allerdings machten sie nicht halb so viel Spaß, wenn sie plötzlich Wirklichkeit wurden.
Nachdem ich schließlich eingeschlafen war, träumte ich von Bishop. Er kam mir auf der Straße entgegen und streckte die Hand aus, als wollte er mich berühren.
Ich schreckte vor ihm zurück und rief: „Lass mich in Ruhe!“
Sein Gesicht wirkte angespannt und gequält. „Du weißt, dass ich das nicht kann. Nicht mehr.“
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich einen Dolch – seinen
Weitere Kostenlose Bücher