Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
zu machen! Sie beschloss, das Ganze noch etwas weiter auszuspielen.
»Schwört eurer Dunklen Herrin, der Königin der Nacht, Treue!«, verlangte sie und versuchte, möglichst majestätisch und unerbittlich zu klingen. Der Ring schien auf ihre Ansprache zu reagieren, er summte vor Energie und ließ sein dunkles Leuchten aufstrahlen.
Agrasch antwortete zaghaft: »Ja, Euer Dunkelheit, ich gelobe Euch Gehorsam, Euch der… ähm…« Er blickte fragend zu ihr auf.
»Suus, Königin der Nacht«, antwortete sie hoheitsvoll, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere mit dem Ring streckte sie dem vor ihr knienden Goblinanführer majestätisch entgegen. Eine mustergültige erhabene Königin.
»Ich, Agrasch, gelobe Suus, der Dunklen Herrin, Königin der Nacht, Treue und Gehorsam!«, wiederholte Agrasch feierlich. Er nahm Suus’ Hand und küsste den Ring, sodass grüner Schnodder über ihre Finger tropfte. Suus versuchte, ihren Ekel zu verbergen, während sie sich den übrigen Wichteln zuwandte, was ihr allerdings nicht sehr überzeugend gelang. Nur mit Mühe unterdrückte sie ein Würgen, doch die Wichtel schienen es nicht zu bemerken. Vielleicht waren sie solche Reaktionen aber auch gewöhnt.
Wie auf Kommando gingen alle vor ihr auf die Knie und gelobten: »Wir schwören Suus, der Dunklen Königin der Nacht und Trägerin des Großen Rings, Treue und Ergebenheit!« Während Suus unauffällig versuchte, den Schnodder von ihrer Hand abzuschütteln.
Sie warf Gargon einen triumphierenden Blick zu. Der nickte zufrieden und sein hässliches Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln, wobei er ein paar riesige schwefelgelbe Fangzähne entblößte.
»Gut gemacht, meine Gebieterin«, schnarrte er.
»Ich danke dir, mein Kommandant«, erwiderte sie ebenfalls lächelnd.
Verlegen rappelte er sich hoch, offensichtlich bemüht, das Thema zu wechseln. »Also, Suus, äh, ich meine, meine Dunkle Herrin, wie ist Euer Plan?«
»Also, ich habe mir gedacht, wir gehen erst mal zum Eisernen Turm und versuchen vielleicht, ihn zurückzuerobern. Besonders, wo wir jetzt so viele sind«, sagte Suus.
Agrasch runzelte die Stirn und erklärte mit einem Seitenblick auf Gargon: »Ähm… gemessen an Hasdrubans Armee sind dreißig Wichtel eigentlich nicht besonders viel, meine Königin. Die Anzahl der Soldaten geht in die Tausende, Zehntausende, um genau zu sein.«
»Oh«, sagte Suus. Doch dann hellte ihre Miene sich auf. »Andererseits haben wir Gargon und… nun, natürlich auch den Ring der Macht, oder etwa nicht?«
»Das ist wahr.« Agrasch lebte ein wenig auf. »Ja, in der Tat, wir haben den Ring der Macht und einen… Verzeihung, eine Dunkle Herrin. Ja, darauf können wir bauen und eine neue Armee der Dunkelheit aufstellen.«
»Ja, und ob!«, bekräftigte Suus, obwohl ihr insgeheim Zweifel kamen. Wohin würde das alles führen? Hieße das, sie müsste am Ende eine Armee aus Orks und Wichteln befehligen? Wozu sollte das gut sein? Sie hatte nicht vor, in einem fremden Land eine Art absurden Krieg zu führen! Alles, was sie wirklich wollte, war, nach Hause zu ihrer Mum zurückzukehren und Dirk wiederzusehen. Aber was sollte sie machen?
Ohne etwas von ihren Bedenken zu ahnen, fuhr Agrasch fort: »Zurzeit ist der Turm so gut wie unbewacht. Nur ein Haufen ekliger Feen und stinkender menschlicher Touristen. Es wird richtig Spaß machen, sie zu überrumpeln und abzuschlachten! Leckeres Hackfleisch werden wir aus ihnen machen!«
Die restlichen Wichtel fielen johlend mit ein, stimmten ein wildes Kriegsgeheul an und fuchtelten mit ihren Waffen. »Ja, schneidet sie in kleine Stücke! Schlachtet das ganze Pack ab! Blutig muss es sein, dass es nur so spritzt! Wir lieben den unfairen Kampf! Holt euch als Trophäe ein Paar Elfenflügel! Massaker am Morgen vertreibt alle Sorgen!«, und so weiter und so weiter…
Suus verzog das Gesicht. »O nein, so nicht!«, stöhnte sie.
»Wie meint Ihr das, Euer Dunkelheit?«, fragte Agrasch verwirrt.
»Kein Mord und Totschlag!«, verlangte Suus energisch.
»Kein… Was sagt Ihr da, Herrin? Aber ich… Aber wir sind Wichtel, wisst Ihr und…«, stammelte ein vollkommen perplexer Agrasch.
»Kein Hauen und Stechen! Wir werden ihnen nur Angst machen und sie verjagen. So lautet mein Befehl und keine Widerrede«, sagte Suus.
»Aber wieso? Das verstehe ich wirklich nicht!«, sagte Agrasch.
»Ja«, mischte Gargon sich ein, »hierzulande regeln wir das normalerweise anders, Herrin.«
Fieberhaft überlegte Suus,
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