Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
Nacken und sah nach oben. Hoch, höher und noch höher schraubten sich die Reihen von Zinnen, Wehrgängen, Vorsprüngen, gotischen Bögen, Stützpfeilern und die ganze übrige Konstruktion aus Metall und Stein, die den Eisernen Turm der Verzweiflung bildete. Mit einem Wort, ein beeindruckendes Werk höchster Baukunst. Nun ja, abgesehen von seiner Farbe: Quietschrosa!
Suus stand vor dem mächtigen, gewölbten Eingangsportal des Turms, Pforten der Verdammnis genannt. Großartige furchterregende Schädel von schmiedeeisernen Wasserspeiern schmückten den Bogen, der sich über den Eingang spannte. Auch wenn sie jetzt natürlich genauso rosafarben leuchteten wie der Rest. Sie reckten ihre Köpfe nach unten oder hielten sie zur Seite geneigt, mit geschlossenen Augen, als schliefen sie. Warum ausgerechnet schlafende Wasserspeier über dem Eingang?, fragte Suus sich. Höchst merkwürdig. Die Portale selbst waren verziert mit den gekrümmten Gestalten gequälter Seelen, die in einer verrückten Hölle schmorten.
Cool!, dachte Suus.
Hinter ihr warteten Gargon und Agrasch. Ihre Goblinhorde – die jetzt Königliche Wichtel-Garde der Herrin der Dunkelheit hieß – war gerade vollauf damit beschäftigt, Kleinholz aus dem von den Elfen angelegten Vergnügungspark zu machen. Anscheinend hatten sie ihren Spaß. Sinnlose, blinde Zerstörung war für einen Wichtel das Allergrößte. Obwohl sie in diesem Fall im Grunde gar nicht so sinnlos war. Suus wollte um jeden Preis das ganze rosafarbene und weiße Zeug, alles Erdbeerrote und Zitronengelbe loswerden. Es musste endlich wieder mehr nach Dirk aussehen, und der zuckersüße, niedliche Elfenspielplatz passte einfach nicht ins Bild. Außerdem bezweifelte sie, dass sich die Wichtel von ihrem geliebten Plündern, Zertrümmern und Zertreten hätten abhalten lassen. Das war nun mal ihre Hauptbeschäftigung. Sollten sie ruhig ihren Spaß haben. Zumindest vorerst. Später könnte sie sie vielleicht doch ein bisschen erziehen. Ihnen ein bisschen Kultur und besseres Benehmen beibringen. Aber als sie ihre Goblinhorde wild herumspringen und hemmungslos alles kurz und klein schlagen sah, wusste sie, dass es bis dahin noch ein weiter Weg war. Ein sehr weiter Weg.
Obwohl soweit alles ziemlich gut gelaufen war, die früheren Besatzer hatten sich relativ leicht vertreiben lassen. Sie hatten einfach Gargon vorausgeschickt. Er brauchte nur seine Flügel auszubreiten, seine Krallenfüße heben, einmal wütend schnauben und dabei etwas beißenden Schwefeldampf ausstoßen.
Und schon hatten die Elfen mit ihren rosa Flatterbändern, die Menschenkinder und ihre Eltern schreiend die Flucht ergriffen. Ein paar Gestalten, die die Aufsicht hatten, wollten sich widersetzen, aber als die Wichtel auf sie zugestürmt waren, hatten auch sie das Weite gesucht.
Und jetzt stand sie vor ihm, dem Eisernen Turm der Verzweiflung.
»Kannst du die Tore öffnen, Gargon?«, fragte sie.
»Sie öffnen sich nur einem Dunklen Lord… oder einer Lady. Ihr müsst Euch ihnen nur nähern, meine Königin.«
Gerade wollte Suus einen Schritt auf den Turm zu machen, als ein Gedanke sie zurückhielt. Was würde passieren, wenn die Tore nicht aufgingen? Gargon und Agrasch wüssten sofort, dass sie keine echte Dunkle Lady oder Königin der Nacht war. Und was würden sie dann mit ihr machen? Sie hörte, wie die beiden hinter ihr miteinander sprachen.
»Aber wie haben Hasdruban und seine Leute es dann geschafft, die Pforten des Grauens zu öffnen?«, fragte Agrasch.
»Sieht so aus, als hätten sie es nicht geschafft«, erwiderte Gargon. »Dunkler Lord… Dirk… sagt, Turm ist unzerstörbar. Gargon ihm nicht glaubt – war schließlich nicht dafür bekannt, die Wahrheit zu sagen – aber jetzt Gargon denkt, Dark Lord hat vielleicht doch die Wahrheit gesagt.«
»Ah, deshalb haben sie den Turm also rosa angestrichen, mehr haben sie nicht geschafft«, vermutete Agrasch.
Gargon nickte. Suus starrte immer noch unsicher auf die mächtigen Tore, während Agrasch eifrig weiterredete.
»Das bedeutet, dass drinnen alles noch so ist wie vorher! Die Schwarze Bibliothek, die Zauberbücher, das Lager, die Verliese der Verdammten. Alles. Super, dann sind auch die Waffen und das ganze andere Zeug noch da, das unsere Gebieterin benutzen kann!«
»Ja, gut, sehr gut!«, stimmte Gargon begeistert zu.
»Also, worauf warten wir noch, meine Gebieterin? Sollten wir nicht endlich reingehen und uns den Laden mal ansehen?«, Agrasch wurde allmählich
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