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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Sie ruft bald wieder an.« Er legte auf und ich erhob mich verärgert. Ich wollte gerade zu einem wüsten Protest ansetzen, als er nach meiner Hand griff und mich mit sich zog.
    »Was soll das?«, rief ich.
    »Du musst dir etwas ansehen.« Seine Stimme klang dringlich und sein üblicher sarkastischer Unterton war verschwunden.
    Er zog mich auf Deck und ich blinzelte in die grelle Mittagssonne. »Klar, als ob ich jetzt irgendetwas erkennen könnte …«
    »Nora, halt den Mund und schau hin! « Er nahm mich bei den Schultern und drehte mich herum. Ich verengte die Augen zu Schlitzen und spähte in die Ferne.
    Eine Gruppe von Menschen kam vom Waldrand aus auf uns zu. Sie bewegten sich langsam und schienen Mühe beim Gehen zu haben, woraus ich schloss, dass es Zombies waren.
    »Überlebende Zombies?«, fragte ich aufgeregt. »Woher kommen sie?«
    Samedi sagte nichts, doch er hielt mich weiter bei den Schultern. Ich hob eine Hand, um meine Augen vor dem Sonnenlicht abzuschirmen. Es waren etwa zwanzig Zombies und ich hatte sie noch nie gesehen, außer …
    Samedi verstärkte seinen Griff, um mich zu stützen.
    In vorderster Reihe lief Bram.
    Chas, die einen halbverhungerten Dobermann an einer Kette führte, ging direkt hinter ihm.
    Ich riss mich von Samedi los und rannte Brams Namen schreiend die Gangway hinunter. Bram wandte den Kopf und begann auf mich zuzuhumpeln.
    Ich beugte mich so weit vor, dass ich schon Angst hatte, ich würde bäuchlings auf der knochenharten Erde landen. Tatsächlich streiften meine Fingerspitzen sie sogar einmal kurz. Ich kämpfte mich durch ein Gestrüpp aus verschlungenen jungen Baumstämmen und hoffte nur, ich würde ihn erreichen, bevor ich mir an irgendetwas den Schädel einrannte.
    »Nora!«, hörte ich jemanden rufen.
    Auf halber Strecke trafen wir uns. Mit einem Arm riss er mich hoch und zog meinen Kopf zu sich heran. Ich hatte absolut nichts dagegen einzuwenden. Er küsste mich ungestüm und ich erwiderte seinen Kuss. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und mein unerfahrener Mund suchte voller Verlangen seine spröden, aufgesprungenen Lippen. Und dann hielt er mich einfach nur fest und legte seine Wange an meinen Kopf, während ich weinte und sein schmutziges T -Shirt mit meinen Tränen durchweichte.
    »Ich dachte, du wärst tot«, brachte ich schließlich heraus. »Ich dachte, du wärst wirklich tot …«
    »Das dachte ich auch«, sagte er mit einem schwachen Lachen. »Aber ich werde dich niemals verlassen, solange es noch eine Chance gibt. Ich hatte nur die Wahl, zu dir zurückzukehren oder es so lange zu versuchen, bis ich zu Staub zerfalle.«
    Um uns herum hatte sich ein wildes Stimmengewirr erhoben. Jemand hatte Tom gefunden und er rannte mit quietschender Beinschiene über den Dschungelboden. Chas warf sich in seine Arme und hielt ihn so fest umschlungen, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Der Hund hatte inzwischen meinen Vater erblickt und war mit freudigem Gebell auf ihn zugestürmt.
    »Alter Junge«, rief mein Vater und versuchte, das umherspringende Tier zu streicheln. »Herrje! Wo hast du dich bloß rumgetrieben, hm?«
    »Wie jetzt?«, fragte Samedi. »Sie kennen den Hund?«
    »Dieser Bursche sollte mich bewachen«, lachte mein Vater und kraulte ihn zwischen den Ohren. »In der Nacht der Explosion ist er davongelaufen. Oh, ich freue mich wirklich, dass du in Ordnung bist, alter Junge. Ich …« Ich hörte, wie mein Vater verstummte, während ich mein Gesicht noch immer an Brams Brust vergraben hatte.
    »Ähm … davon hätte ich Ihnen wohl erzählen sollen«, meinte Samedi leicht verlegen, als Bram mich ein Stück von sich wegschob, sich über mich beugte und mich wieder auf den Mund küsste, diesmal sehr sanft. Ich schmolz dahin.
    »Du weißt doch, dass das hier falsch ist?«, fragte er scherzhaft, als ich die Augen öffnete und seinem Blick begegnete, der auf mir ruhte, als wolle er sich mein Gesicht aufs Neue einprägen.
    »Schrecklich, schrecklich falsch«, stimmte ich ihm zu und hob die Hand, um einen frischen Schnitt an seinem Haaransatz nachzuzeichnen. Die Haut seiner rechten Wange war angesengt. Doch er war noch immer das Schönste, was ich jemals gesehen hatte.
    »Nein, ist schon gut, Samedi«, hörte ich meinen Vater lachen. »Ist schon gut.«

    Obwohl die allgemeine Stimmung sofort nach einer Feier verlangte, musste sie doch warten. Chas’ Kehle war in der Explosion von einem brennenden Balken zertrümmert worden und sie hatte ihre Stimme verloren.

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