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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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sollen. Ich möchte Ihre Forschungen nicht aufhalten.«
    »Forschungen?«, fragte ich nach. Jetzt spielte ich nicht mehr den Unwissenden. Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, wovon er sprach.
    Averne nickte, es war eine geradezu hypnotische Kopfbewegung. »Ich habe Ihre Arbeiten gelesen. Ich weiß, wie nahe Sie daran sind, einen Impfstoff zu entwickeln.« Er schnippte in Richtung der Truhen. »Ich will ihn haben. Umgehend.«
    Nach dieser Aussage beschloss ich, das Theater sein zu lassen. »Sie sind verrückt. Zum einen kann ich meine Arbeit unmöglich in einem Freiluftlabor inmitten einer Salzebene fortsetzen. Und es ist mir gleich, ob sich in diesen Truhen irgendwelche Supercomputer befinden, die die Welt noch nicht gesehen hat, es ist nicht möglich.«
    Ich sah, wie sich seine Hände zwischen den Falten des Umhangs zu Fäusten ballten.
    »Und außerdem«, fuhr ich mit plötzlicher Furchtlosigkeit fort, »gibt es kein Heilmittel und es wird auch nie eines geben. Die Natur der Krankheit macht das unmöglich.«
    »Ich habe auch nichts von einem Heilmittel gesagt«, zischte er. »Ich will den Impfstoff. Ich weiß, dass das möglich ist – und wenn Sie mich belügen und mir erzählen wollen, dem wäre nicht so, werde ich Ihnen mit Freuden auch noch das andere Bein abschlagen.«
    Er schnippte mit den Fingern, einer der Wachsoldaten trat vor und ließ seinen Speerschaft hochschnellen. Er traf mich unter die Nase und ich kippte nach hinten. Averne beugte sich über mich, während ich auf dem Salzboden lag und geräuschvoll nach Atem rang.
    »Es wird Sie freuen zu hören, dass es Ihren hochgeschätzten Helden gelungen ist, Ihr Balg als Erste zu erreichen!«, blaffte er.
    Mir wurde leicht ums Herz. Gott sei Dank.
    »Aber meine Truppen im Norden haben ihre Befehle! Wenn auch nur einer meiner Männer überlebt hat, sind Ihre Landsleute so gut wie tot! Sie werden euch infizieren, wie ihr uns infiziert habt! Wenn Sie möchten, dass ein paar Ihres Volkes überleben, dann sollten Sie sich besser an die Entwicklung des Impfstoffes machen, und zwar schnell !«
    Wieder keimte Furcht in mir auf, als ich verstand, was er meinte. »Ich kann nicht. Wirklich, ich kann nicht . Mir fehlt …«
    »Ihr Blut?« Avernes Stimme troff vor Sarkasmus. Mit diesen merkwürdigen zackigen Bewegungen stürzte er sich auf einen der anderen Wachsoldaten, packte ihn an der Kehle und schleifte ihn zu mir. Bevor der halbverweste Mann sich wehren konnte, brach Averne ihm das Genick, was ihm zwar nicht das Bewusstsein raubte, ihn aber körperlich lähmte. Als er zu Boden fiel, sah ich die Augen des Zombies panisch in ihren Höhlen rollen, seine Brauen und Lippen zuckten unkontrolliert. Ich starrte ihn an und verstand nichts.
    » Er hat es. Sie war verwundet und er hat sich einen Schluck genehmigt. Finden Sie es. Tote verdauen nichts, also muss es noch irgendwo da drinnen sein.«
    Die bloße Vorstellung war absurd. Er bluffte. Berechnungen rasten mir durch den Kopf, mein Verstand sagte mir, dass es unmöglich sei, dass man diese Kreatur in so kurzer Zeit so weit nach Süden gebracht hatte. Aber … wie lange war ich bewusstlos gewesen? Was, wenn es tatsächlich so war ?
    Bei dem Gedanken, dass irgendjemand das Fleisch meiner Tochter gekostet hatte, verlor ich die Beherrschung. Mit einem Aufschrei stemmte ich mich hoch, packte Avernes Umhang und riss ihn zu mir herunter. Der Schlag saß, bevor seine Wachen mich erreichen konnten. Dann aber kamen sie, jemand trat zu und ich hörte, wie eine meiner Rippen brach.
    »Bringt ihn in seine Zelle!«, befahl Averne mit wutverzerrter Stimme, während er aufstand und seinen Schal zurechtzog. »Lasst die Ausrüstung zu ihm bringen! Wenn er nicht noch heute Abend mit der Arbeit beginnt«, er deutete auf mein Bein, »dann fangt an zu sägen.«

    Den Rest des Tages verbrachte ich in meiner Zelle. Ich saß auf der Matratze und beobachtete, wie Avernes madenartige Männer Kisten mit medizinischen Vorräten und Forschungsausrüstung aufstapelten. Als sie schließlich eine Kühlbox mit den vertrauten Phiolen, die das Blut meiner Tochter enthielten, hereinbrachten, wusste ich, dass man das hier von langer Hand geplant hatte.
    Ich versuchte, mir einen Reim auf dies alles zu machen. Wollte jemand die Kompanie Z abgelenkt wissen? Wie waren sie an das Blut meiner Tochter oder an meine geheime Forschungsarbeit herangekommen? Ich wollte nicht glauben, dass jemand in der Kompanie Z in die Sache verwickelt war. Außerdem hätten meine

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