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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Navigationssystem ausgefallen und als ich mich endlich geschlagen geben und Kontakt zum Stützpunkt aufnehmen wollte, war ich abgestürzt. Ich hatte mich von dem Wrack fortgeschleppt, mein linkes Bein dabei allerdings zurückgelassen.
    Das war das Letzte, an das ich mich erinnern konnte. Wie lange war ich bewusstlos gewesen? Ein paar Stunden? Ein paar Tage?
    Wo auch immer ich war, ich war nicht aus eigener Kraft hierhergekommen.
    Mit diesem Gedanken im Kopf unterzog ich meine Umgebung einer näheren Untersuchung. Anscheinend befand ich mich in einer Art Hütte aus gebleichten Ästen und Zweigen. Das Dach war nicht sehr solide und weißes Tageslicht sickerte herein. Die schmutzige Matratze war das einzige Inventar. Die Tür war aus dicken Ästen gebaut, die man mit einem Seil zusammengebunden hatte. Der Boden bestand aus … Sand?
    Langsam beugte ich mich hinab, wobei ich mich an der Wand abstützte, und grub mit der rechten Hand in den Grund. Nein, kein Sand.
    Salz.
    In diesem Moment flog die Tür auf und gebückte Gestalten füllten den Türrahmen aus. Der Dobermann begann wieder zu bellen, verdrehte seine Kette und wich vor ihnen zurück.
    Ich stieß mich wieder hoch. »Was hat das alles zu bedeuten?« Das war zu viel für meine Stimmbänder und die Worte gingen in Husten über. Die Gestalten kamen näher und traten aus dem grellen Sonnenlicht in den Schatten der Hütte. Trotz meines Hustenanfalls erkannte ich sie als das, was sie waren.
    Sie gehörten zu den Grauen. Sie waren Zombies. Ein paar der schlimmsten, die ich jemals gesehen hatte. Monster aus Knochen und bloßliegenden Muskeln, die nur noch spärlich von verrottender Haut und Sehnen zusammengehalten wurden.
    Ich konnte nicht sprechen. Sie packten mich an den Armen und zogen mich nach draußen. Das Licht überforderte meine Augen und ich konnte nichts mehr sehen. Die Welt geriet beängstigend aus den Fugen, während ich gleichzeitig versuchte, gegen die Krämpfe meines Zwerchfells anzukämpfen, meine Pupillen an die Lichtverhältnisse anzupassen, mich mit dem übrig gebliebenen Bein abzustützen und mich dabei gegen die Hände der Männer zu wehren, die mich noch immer gepackt hielten.
    Leider ergab alles auch nicht viel mehr Sinn, als ich endlich wieder klar sehen konnte.
    Ich befand mich in einer Art Fort. Das immerhin war mir klar. Was meinem Realitätssinn allerdings Probleme bereitete, war das, was außerhalb des Forts lag.
    Zeit, Klimawandel und Terraforming-Maßnahmen hatten das Landschaftsbild Zentral- und Südamerikas verändert, aber das Gebiet, auf dem das Fort stand, schien unberührt zu sein. So weit das Auge reichte, erstreckte sich Wüste. Eine endlose Weite aus Salz, mit trüben Wasserlachen an einigen Stellen. Der verschleierte graue Himmel schien ein Teil der Wüste zu sein, den man am Horizont mit ihr verschweißt hatte. Wenn man seine Reflexion in einer der Pfützen betrachtete, überkam einen der beunruhigende Eindruck, sich im Innern eines Spiegels zu befinden.
    Ich erkannte die Gegend, auch wenn mein Hirn noch immer herauszufinden versuchte, wo oben und unten war. Sie war mir aus meinen Studien vertraut. Ich befand mich in Bolivien auf der riesigen Salzebene, die Salar de Uyuni genannt wird.
    »Komm schon«, grollte einer der Zombies, die mich gepackt hielten, und schubste mich voran.
    Das Fort ähnelte den Radierungen, die ich als Junge in den Geschichtsbüchern meines Großvaters gesehen hatte. Er besaß damals eine kleine Sammlung ledergebundener Bücher aus dem ersten viktorianischen Zeitalter, die erstaunlich schwer waren, obwohl sie doch aussahen, als würden sie jeden Moment zu Staub zerfallen. Das Fort lag auf einem abgeflachten Salzhügel. Die Außenmauer war nur aus Stämmen kleiner Bäume errichtet, die spitz zuliefen und zwischen denen breite Lücken klafften. Die Gebäude waren aus Holz, alle so schlecht und dilettantisch zusammengezimmert wie meine Hütte. Sonne und Salz hatten alles ausgebleicht und dem Fort das Aussehen eines Knochenberges verliehen.
    Wie passend.
    Die Grauen waren überall – Hunderte von ihnen. Ich erkannte, dass ihre Kleidung so verwittert war wie alles andere und so den Eindruck weckte, als trügen sie identische Uniformen. Mehrere von ihnen blieben stehen und knurrten mich an, während meine Eskorte mich an ihnen vorbeizerrte. Unter meine Angst und Verwirrung mischte sich auch Mitleid für diese Kreaturen. Sie hatten sich dieses Schicksal nicht ausgesucht.
    Als ich den Blick wieder nach vorne

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