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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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verlangt! Sie hat Ihren Namen genannt, alles in allem halte ich das für einen Fortschritt.«
    »Sie hat nach mir verlangt?« Halleluja. »Warum das?«
    »Nun ja, die Sache ist die …«
    » WO IST ER ?!«
    Das Gebrüll dröhnte durch meine Zimmertür, erfüllte den Gang und drang durch die Fenster nach draußen. Noch mehr Papageien flogen auf. Überall blieben Zombies stehen und drehten die Köpfe. Sogar ich blieb stehen und drehte den Kopf.
    »Ich denke, es wäre vielleicht«, Elpinoys Lippen wirkten so blass und kraftlos wie ein ungekochtes Fischfilet, »es wäre vielleicht vertretbar, wenn Sie ihr … unter diesen Umständen … doch ein wenig mehr darüber erzählen, wo sie sich befindet und warum.«
    Ich konnte einfach nicht anders. »Ach wirklich? Sind Sie sicher? Ich möchte der kleinen Lady wirklich keine Angst machen. Hatten wir darüber nicht schon mal gesprochen?«
    »Bram, gehen Sie einfach hoch und kümmern Sie sich darum!«
    »Nein, nein, ich glaube wirklich, sie sollte mit einem der Lebenden hier sprechen.« Mit erhobenen Händen wich ich einen Schritt zurück. »Ich würde sie nur ekeln und ihr nicht den gebührenden Respekt erweisen – und außerdem, wie viel kann sie mit ihrem vornehmen kleinen Verstand schon verarbeiten, hm?« Während ich sprach, versammelte sich meine Mannschaft hinter mir.
    »Was ist hier los?«, fragte Tom.
    »Ich weiß nicht, was sie so aufgebracht hat, und sie spricht nicht mit mir!«, gab Elpinoy zu.
    » ICH WILL IHN , SOFORT !« Was auch immer es war, allmählich schien sie ungeduldig zu werden.
    Chas’ Kopf ruckte in die Richtung, aus der der Schrei kam, und ihre Augen weiteten sich. »Wow, Bram. Tom muss unbedingt Nachhilfe bei dir nehmen.«
    Bevor Tom zurückschießen konnte, war ich schon weg und rannte in vollem Tempo über den Hof.

Grell und trocken brach der Nachmittag herein und ich erhob mich vom Bett.
    Was mit nur einem Bein eine Herausforderung war, aber irgendwie gelang es mir.
    Schon bei meiner ersten leisesten Bewegung hatte der vor der Tür postierte Dobermann angefangen zu bellen. Er testete nicht aus, wie weit der Radius seiner verrosteten Kette reichte – wenn ich es darauf angelegt hätte, wäre er wohl eher vor mir zurückgewichen als umgekehrt –, aber Alarm geschlagen hatte er. Genau das hatte ich mir gedacht, weshalb ich auch lange, nachdem ich wieder zu Bewusstsein gekommen war, regungslos auf der Strohmatratze in meinem mysteriösen Gefängnis liegen geblieben war. Ich wusste nicht, wen der Hund alarmieren sollte.
    »Ruhig, Junge.« Einen Versuch war es wert. Meine Stimme klang rau. Ich lehnte mich schwer gegen die Wand, unter meinen Fingern bröckelte trockene Rinde. Vor meinen Augen drehte sich alles.
    Das war nicht gut.
    Winselnd verstummte der Hund. Er drehte sich ein paar Mal im Kreis und rasselte dabei mit der Kette. Immerhin war es ruhig genug, damit ich denken konnte, aber dieser eine Gedanke überlagerte alle anderen.
    Ich bin ein Idiot.
    Als Wolfe mit der Nachricht in mein Büro gestürmt war, dass wir es endlich geschafft hatten, eine Nachricht der Grauen abzufangen – nachdem wir monatelang Radiowellen, Telegrafendrähte und das AetherNet abgehört hatten – und dass die Grauen planten, meine Tochter zu entführen, hatte ich keine Fragen gestellt. Was vermutlich daran lag, dass ich in diesem Moment kein zivilisierter Mensch mehr gewesen war. Die Vorstellung, dass jemand es wagen könnte, Hand an mein Mädchen zu legen, hatte in meinem Kopf ein dumpfes Wummern ausgelöst. Meine Wahrnehmung hatte sich verzerrt und das Knurren und all die anderen abstoßenden Laute, zu denen wir natürlicherweise tendierten, waren mit überraschender Wildheit aus meiner Kehle gedrungen. Ich hatte mich nicht weniger animalisch benommen als mein vierbeiniger Wärter hier. Mein einziger klarer Gedanke war gewesen, dass ich es zu Nora schaffen musste, irgendwie. Als ich mir vorgestellt hatte, einfach dazusitzen und abzuwarten, war helle Mordgier in mir aufgelodert – und es war mir egal gewesen, ob es mich selbst auch erwischen würde.
    Ich hätte mir bewusst machen sollen, dass ich seit mindestens zehn Jahren kein Flugzeug mehr geflogen hatte. Allerdings habe ich einen verhängnisvollen Hang zu unüberlegtem Handeln. Ich wusste nicht, was schiefgelaufen war. Die Luftströmungen mussten mich weit vom Kurs abgetrieben haben. Und mit »weit abgetrieben« meine ich eigentlich »genau in die entgegengesetzte Richtung geblasen«. Dann war das

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