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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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heftig den Kopf, das Gesicht verzerrt von Angst und Ekel. »N-nein! Ich habe gesehen … ich … ich würde … niemals.« Sein Blick flog zu den anderen Wachen und seine Augen weiteten sich.
    Ich musste die Grauen aus der Hütte kriegen, bevor er begriff, dass er da seinem eigenen, unvermeidlichen Schicksal ins Auge blickte. Ich musste ihn im Hier und Jetzt halten.
    »Nun«, sagte ich und wandte mich den Grauen zu. Ich versuchte, meiner Stimme eine gewisse Autorität zu verleihen. »Ich wünsche, dass dieser Gentleman meine persönliche Wache wird. Wenn ich diese Aufgabe für Ihren Anführer in Angriff nehmen soll, werde ich ein zweites Paar Beine brauchen.«
    Die Grauen knurrten. Ich schätzte, dass sie den Kernpunkt meiner Aussage begriffen hatten und nicht eben glücklich darüber waren, hinausgeworfen zu werden.
    Ich hielt an meiner Forderung fest. »Wie hilfreich könnten Sie denn schon sein? Können Sie überhaupt verstehen, was ich Ihnen gerade erkläre? Es tut mir leid, wenn ich Sie beleidige, aber Sie wären hier nur im Weg, dieses Labor ist nicht gerade geräumig. Mr.   Macumba hat seine Befehle, er wird mich bewachen.«
    Der Kleinere der beiden betrachtete mich misstrauisch. Diese Reaktion beeindruckte mich tatsächlich, da ich nicht angenommen hatte, dass sich in seinem Kopf noch irgendwelche Rädchen drehten. Er sah seinen Kameraden an und rollte die Schultern. Anscheinend begriff er. Ich konnte nicht nachvollziehen, was in ihnen vorging, doch nach ein paar Augenblicken traten die Grauen durch die Tür und trotteten in Richtung des Langhauses davon.
    Sobald sie außer Hörweite waren, legte ich eine Hand auf Henrys Schulter. »Mr.   Macumba, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen, wenn Sie im Gegenzug auch mir helfen. Ich werde hier kein hilfloser Gefangener bleiben. Meine eigene Dummheit hat mich in diese Lage gebracht, also werde ich mich auch selbst daraus befreien. Meine Tochter lebt und sie ist irgendwo da draußen. Um mich von ihr fernzuhalten, braucht es schon mehr als eine Bruchbude und die Pläne eines Untoten.«
    Ich erkannte, dass in Henrys Augen noch immer das Entsetzen darüber brannte, was mit ihm geschehen sein musste. »Können … können wir … Sie … die haben gesagt, Sie wären tot … ich … ich kann nicht fühlen …«
    »Wir müssen nicht zu Monstern werden, Mr.   Macumba«, sagte ich und verstärkte den Griff um seine Schulter. »Seit einem Jahr bin ich nun schon tot und dort, wo ich herkomme, gibt es viele, die schon vor viel längerer Zeit gestorben sind. Sie sind sich noch immer ehrenhaft, ihr Verstand arbeitet wie zuvor. Es sind gute Menschen.«
    Der Mann leckte sich über die spröden Lippen. »Dann bin ich … also wirklich tot. Wie … die anderen.« Ich nickte. Dieser Moment war entscheidend. Die Welt um uns schien still zu stehen, das Salz vor der offenen Tür glühte gleißend rot im Licht des Sonnenuntergangs. Henry senkte den Blick und suchte nach seiner Seele.
    Er fand sie, jedenfalls für den Moment. »Ich … folge Ihnen.«
    »Gute Entscheidung.« Ich sah die Kisten an. »Irgendwo in diesem Durcheinander muss es Wasser geben. Versuchen Sie, es zu finden, und nehmen Sie es mit. Richten Sie Averne aus, dass ich heute Abend mit der Arbeit beginnen werde. Passen Sie auf, dass Sie nicht austrocknen, bleiben Sie im Schatten. Essen Sie nichts, egal wie groß Ihr Hunger ist. Sie brauchen keine Nahrung mehr, Ihr Körper kann nichts mehr damit anfangen. Sobald es dunkel ist, kehren Sie zu mir zurück.«
    Henry nickte und fragte dann: »Und … A-Averne, was soll ich ihm sa-sagen … wenn er wütend wird?«
    Meine Hand umschloss meine neue Krücke noch fester. »Sagen Sie ihm, was ich auch den anderen erklärt habe – dass ich damit einverstanden bin, dass Sie mich bewachen und als mein Assistent arbeiten, aber nur zu meinen Bedingungen. Oder wenn Ihnen danach ist, dann richten Sie ihm von Dr.   Dearly aus, er könne zur Hölle fahren.«

Die Mistkerle haben mich aufgeschlitzt.
    Irgendjemand würde dafür sterben .
    Wirklich sterben.
    Ich hatte es erst nach dem Frühstück bemerkt. Anscheinend machte es hungrig, wenn man von Monstern gejagt und entführt wurde, denn ich hatte mehr gegessen, als ich eigentlich vorgehabt hatte. Mein Magen war immer noch etwas empfindlich. Aber Tee und Kuchen waren genau das Richtige gewesen, weil es mich an zu Hause denken ließ.
    Nachdem ich satt war, hatte ich meine Aufmerksamkeit dem Stoffbeutel zugewandt,

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