Dark Love
verraten, aber keiner von uns wusste ganz genau, ob das auch nur zum Teil stimmte. Ich kannte den Jungen kaum, daher konnte ich kein Urteil über ihn fällen, aber Ares schien ihm keineswegs zu vertrauen - genauso wenig wie Emilio und Nadja. Sie hatte sich in den letzten Tagen deutlich geweigert Rhea zu begleiten, was diese furchtbar wütend gemacht hat. Ständig hatte sie Ares deswegen angeschrien und gedroht etwas Schlimmes zu tun, falls sie nicht zu ihm gehen dürfte. Als er die Tür abgesperrt hatte, hat sie sie eingetreten und war für mehrere Stunden fort gewesen, ehe sie voller Begeisterung zurückgekommen war und so getan hat, als wäre nichts geschehen. Ich war mir sicher, dass sie das alles mit Absicht tat. Sie wollte ihrem großen Bruder so dermaßen auf die Nerven gehen, dass dieser sie aus dem Apartment warf und sie dann gemeinsam mit Lawrence weglaufen konnte. Ob Ares das jemals zulassen würde, war noch immer fraglich. Er wirkte viel eher so, als wäre er bereit alles Erdenkliche zu tun, um sie bei sich zu halten - egal, ob mit Gewalt oder Liebe. Wahrscheinlich fühlte Rhea dasselbe wie ich. Einerseits liebte sie Ares, doch andererseits war sie auf eine gewisse Art und Weise seine Gefangene. Wir unterschieden uns gar nicht so sehr wie ich am Anfang angenommen hatte. Mir war erst mit der Zeit aufgefallen, dass Ares sie nur in Begleitung anderer irgendwohin gehen ließ. Selbst mit ihren menschlichen Freundinnen stand er in Kontakt. Sie berichteten ihm ständig, was seine kleine Schwester tat und ob sie in Sicherheit war. Er hatte solche Angst um seine Familie, dass er am liebsten keinen von ihnen mehr auf die Straße lassen wollte. Rhea jedoch war ein Teenager, der tatsächlich schwer zu kontrollieren war. Ich wusste, dass sie ihre Gaben einsetzen wollte, um Ares weh zu tun, doch in meiner Gegenwart beherrschte sie sich immerzu und ließ ihre Frust mit dem Zerstören von teuren Gegenständen zum Vorschein kommen, was Ares überhaupt nicht gefiel.
Ich hatte ihn bisher nur einmal mit Deimos darüber reden hören, aber dieser meinte damals bloß, dass nur ihre Mutter die Kraft besäße, sie zu kontrollieren. Ich hatte daraufhin geschlossen, dass es ihre Gabe sein musste, anderen die Kräfte zu nehmen oder sie zu besänftigen.
Du hast einzelne Zimmer gebucht? fragte Michelle plötzlich und riss mich somit aus meinen Gedanken.
Wir standen in einem langen Korridor mit vielen Türen, der von insgesamt fünf Kronleuchtern beleuchtet wurde. Ich fand es besonders faszinierend, dass die Decke ein einziger Spiegel war. Dieses Hotel war auf keinen Fall für Personen aus der Mittelschicht gedacht. Es checkten sicherlich nur Reiche hier ein, die sich die luxuriös ausgestatteten Zimmer leisten konnten. Es war gut zu wissen, dass Ares alle Kosten für unsere Reise übernahm, aber ich fühlte mich dennoch nicht besonders wohl hier. Es lag nicht an ihm oder an den Arbeitern, sondern einfach nur daran, dass ich nicht in dieser erstklassigen Gesellschaft aufgewachsen bin. Ich gehörte nicht hierher.
Nur du bekommst ein Einzelzimmer, Michelle. antwortete Ares auf ihre Frage, nachdem er ihr den kleinen, silbernen Schlüssel in die Hand gedrückt hatte. Emilio und Rhea wollen sich ein Zimmer teilen, um nicht so allein zu sein. Er deutete auf die von Emilio geöffnete Tür, durch die er nun lächelnd mit Rhea verschwand. Die beiden verstanden sich wirklich außerordentlich gut. Ich fragte mich, ob Ares nicht ein wenig neidisch war, weil sich seine Schwester besser mit seinem besten Freund verstand als mit ihm, aber sein Gesichtsausdruck zeigte keine Spur von Eifersucht.
Was ist mit Makayla?
Sie bleibt natürlich bei mir in der Suit. Mit diesen Worten zog er mich hinein in den großen, hell eingerichteten Raum und ließ seine fassungslose Sekretärin einfach auf dem Korridor stehen, die sich dann mit gerecktem Kinn umdrehte und fortging.
Während ich den Pagen sagte, dass sie unsere Koffer auf dem Sofa abstellen sollten, kramte Ares aus seiner Hosentasche einen kleinen Beutel mit Tabletten darin hervor, um mit ihnen geradewegs in das Badezimmer zu marschieren.
Nachdem die beiden Pagen fort waren, setzte ich mich kopfschüttelnd hin, weil ich es unglaublich fand, dass er seine Drogen sogar persönlich ins Ausland schmuggelte.
Hast du die Leute am Flughafen bestochen, damit sie dich nicht beim Sicherheitsdienst verraten? wollte ich wissen, als er wenige Minuten später wieder herauskam und seinen blauen Koffer öffnete,
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