Dark Love
habe Chaldene im Geheimen um Rat gefragt, weil sie die Klügste von uns allen war und ihre Ideen bisher immer die besten gewesen sind. Er seufzte tief. Dein Großvater hat nach einigen Monaten Agatas Misstrauen geweckt, indem er immer wieder nach Las Vegas zu euch gereist ist und außerdem hat sie sich schon die ganze Zeit gefragt, warum dein Vater sich so plötzlich mit uns hatte versöhnen wollen. Deshalb hat sie sich Byron vorgeknüpft und ihn so lange ausgequetscht, bis er mit Ramons Plänen herausrücken musste. Du solltest vielleicht wissen, dass sie schon immer ziemlich... angsteinflößend sein konnte, wenn man nicht das tat, was sie will.
Ich konnte nichts dazu sagen, weil ich sie niemals kennengelernt hatte, aber wenn sie tatsächlich eine gute Person war, dann würde ich mir vielleicht noch überlegen, dieser Familie zu helfen, um sie zu befreien. Immerhin war sie auch mit mir verwandt. Wir waren alle eine Familie.
Agata und Byron stritten sich, weil sie nicht glauben konnte, dass er das einfach geschehen ließ. Er runzelte die Stirn. Sie wollte, glaube ich, nicht tatenlos zusehen, wie ihr ältester Sohn schamlos ausgenutzt wird und sie wusste von Anfang an, dass er Ramon den Portalstein niemals geben oder ihm den Standort verraten würde, denn dafür nahm er seine Aufgabe viel zu ernst. Sie führte ein ernstes Gespräch mit Ramon, aber ich hörte nicht auf sie und als sich Byron ebenfalls nicht davon abbringen ließ seinem Sohn zu helfen, da hielt sie es nicht mehr aus und machte einen Umzug zu uns. Sie erzählte meinem Vater von allem, was Ramon vorhatte und das enttäuschte ihn sehr. Er glaubte seiner Mutter natürlich jedes Wort, weil sie ihn niemals freiwillig anlügen würde, aber er hat all die Jahre lang nichts erwähnt, sondern weiterhin so getan, als würde er Ramon als seinen Bruder akzeptieren. Letztes Jahr jedoch... Schon wieder verzog sich sein Gesicht vor Wut. Mein Vater und ich befanden uns mit Ramon gerade in einem unserer Konzerne, als er plötzlich angefangen hat sich merkwürdig zu verhalten. In den letzten zwanzig Jahren hatte er den Portalstein nicht ein einziges mal zu Gesicht bekommen und genau an diesem einen Tag war seine Geduld am Ende gewesen. Er hat sich direkt neben meinen Vater ins Büro gesetzt und angefangen davon zu reden, dass Brüder keine Geheimnisse voreinander haben sollten, woraufhin mein Vater mich losgeschickt hat, zwei Blutbeutel zu holen, anstatt Michelle dafür zu beauftragen, die gerade in der Kantine war. Ich habe gleich nichts Gutes geahnt und mich daher hinter der Tür versteckt, um die beiden durch das Schlüsselloch beobachten zu können. Ramon besitzt keine vampirischen Sinne, was bedeutet, dass nur mein Vater wusste, das ich nicht weggegangen bin, aber er kam nicht heraus und scheuchte mich fort. Es hat mir klar gemacht, dass er wollte, dass ich genau da blieb, wo ich war. Dann fragte er Ramon, was er damit meinte, dass Brüder keine Geimnissevoreinander haben sollten. Dieser begann hämisch zu lachen, nachdem er seine Hand auf die Schulter meines Vaters gelegt hatte und sagte, dass unsere Familie seine gesamte Geschichte kannte, aber er selbst bisher kaum von unseren Familiengeheimnissen erfahren hatte. Es blieb für einen Moment still, ehe ich hörte, wie er beiläufig erwähnte, dass wir kaum in seiner Gegenwart über unseren Auftrag sprachen. Mein Vater wollte daraufhin wissen, warum wir das tun sollten, doch er ließ nicht locker und behauptete, dass wir ihm vertrauen können. Genau da ist mir bwusst geworden, was er all die Jahre wirklich im Sinn gehabt hatte. Es gab schließlich nur einen Grund, weshalb er den Portalstein unbedingt haben wollte, und der war die Unsterblichkeit. Ich wäre am liebsten in das Büro gestürmt und hätte ihm den Kopf abgerissen - so entsetzt war ich darüber! Als er seine Hände zu Fäusten ballte und die Augen schloss, da wurde mir klar, dass er schon recht bald zum Hauptteil der Geschichte gelangen würde. Nun konnte ich mir sicher sein, das er eine Pause machte, weil er sich vorbereitete und wie immer, wenn er wütend war, holte er tief Luft, um keinen Anfall zu bekommen. Wundere dich bitte nicht, wenn... wenn ich...
Ares, es ist vollkommen okay, wenn du weinen musst. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich meine Hand auf seine warme Wange gelegt hatte und zog sie deshalb schnell wieder weg. Ihn zu berühren bereitete mir nur noch mehr Schmerzen im Herz. Ich habe doch schon ein paar mal deine Tränen gesehen.
Schon,
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