Dark Love
ich fast eine halbe Minute lang die Luft angehalten habe. Als meine Lungen sich dehnten, durchzuckte mich ein leichter Schmerz. Es tut mir trotzdem leid.
Makayla und Lucy, ich hoffe, dass das, worüber ihr redet wichtig ist. ertönte plötzlich eine sehr strenge, tiefe Stimme von hinten, die uns beide gleichzeitig zusammenzucken ließ, ehe wir uns vorsichtig umdrehten und direkt in Mister Wolfs Gesicht sahen, das wutverzerrt war.
Schnell suchten wir uns eine Arbeit, die erledigt werden musste. Ich stellte hinter die Bar, um ein paar Gläser abzuwaschen und Lucy ergriff eines der Tücher, damit sie die Theke abwischen konnte, obwohl diese schon glänzend sauber war.
Mister Wolf ging währenddessen zu unser aller großen Überraschung ein paar mal im Club umher, als würde er einen Test machen, um zu kontrollieren, wer seine Arbeit ordentlich machte und wer nicht.
Mir fiel nach eingier Zeit auf, dass an seiner Stirn ein Pflaster klebte, das vorher noch nicht da gewesen ist. Befand sich darunter eine Platzwunde? Ich bemerkte, dass seine linke Hand zweimal hintereinander nervös zu seinem Hals glitt, wo sich ebenfalls ein großes, rundes Pflaster befand, das er aber mit dem Kragen seines Jacketts zu verbergen versuchte. Normalerweise wirkten alle Menschen im Rotlicht gebräunter als sie wirklich waren, doch mein Boss sah alles andere als gesund aus, seit er sein Büro verlassen hatte. Was war darin geschehen? Sein Gesicht war kreidebleich, so, als hätte man ihm Unmengen an Blut abgenommen.
Ich erschrak. Hatte Ares ihn so zugerichtet? Wenn ja, warum? Nur, weil er uns draußen beim Liebkosen gesehen hatte? Er hatte es doch nicht absichtlich getan! Eigentlich mochte ich meinen Boss nicht besonders, aber das verdiente er trotzdem nicht. Schließlich war er dieses mal nicht derjenige gewesen, der mich angefasst hatte.
War Ares etwa nach Hause gegangen oder war er noch immer in Mister Wolfs Büro? Ich hatte ihn jedenfalls nicht hinausgehen sehen. Vielleicht aber hatte er den Hinterausgang genommen, dessen Standpunkt er aus irgendeinem Grund genau wusste. Das war ziemlich merkwürdig. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ihn irgendjemand zuvor hier herumgeführt oder dass er jemals hier gearbeitet hatte. Das passte einfach nicht zu ihm. Er benahm sich, wenn man den Augenblick absah, wo wir von Mister Wolf gestört worden sind, zwar wie ein gewöhnlicher Bürger dieser Stadt, aber einige Indizien sprachen dennoch dafür, dass er sich von den meisten unterschied. Er gab ziemlich gerne mit seinem Wohlbefinden und seinem Geld an, aber ich hatte das Gefühl, dass er dies nur in meiner Gegenwart tat, weil er wusste, das ich es ihm nicht übel nahm.
Nach einigen Stunden war meine Nachtschicht endlich vorbei, sodass ich mit Lucy in die Garderobe gehen und meine Handtasche holen konnte. Es war eine wundervolle Nacht gewesen. Das erste mal seit Guztavols Verschwinden hatte es mir wieder Spaß gemacht hier zu arbeiten. Ich hatte mich nicht nur unglaublich gut mit Lucy verstanden, sondern auch gemerkt, dass es mir wirklich gefehlt hatte mich mal wieder mit einer Frau meines Alters zu unterhalten. Sie war zwar ein bisschen lebendiger als ich, aber sonst unterschied uns beide gar nicht mal so viel. Wir hatten ziemlich viele gemeinsame Interessen. Sie hatte mir sogar anvertraut, dass sie genauso wie ich viel lieber alleine und in der Stille war und dass ihr Privatleben eigentlich ganz anders aussah, als man hier auf der Arbeit dachte. Ich glaubte nicht, dass sie mir Lügengeschichten erzählt hatte. Dazu hatte sie viel zu aufrichtig gewirkt und schrecklich viel gelacht. Wenn jemand log, fiel mir das normalerweise immer sofort auf, also konnte ich mir sicher sein, dass sie aus ganzem Herzen freundlich zu mir war und es nicht nur vorspielte.
Sie nahm wie üblich den normalen Ausgang, während ich den Hinterausgang benutzte, sodass sich unsere Wege für heute trennten.
Mit eiligen Schritten lief ich an der Holzhütte auf diesem Gelände vorbei, während mich mal wieder dieser unangenehme Verfolgungswahn überkam, sodass sich meine Schritte beschleunigten, bis ich endlich auf die Straße biegen konnte, wo ich gerade erleichtert durchatmen wollte, als mein Kopf plötzlich gegen etwas Festes stieß.
Als würde die Müdigkeit nicht schon reichen, da überkam mich auch noch Schwindel. Ich hätte das Gleichgewicht verloren und wäre auf den harten Boden gefallen, hätten sich nicht zwei Arme um meine Taille geschlungen, um mich an eine
Weitere Kostenlose Bücher