Dark Love
schon meine erobert hatten.
Kapitel 9
Die Rente meines Großvaters musste enorm hoch sein. Seit er nach Las Vegas zu meiner Mutter und mir gezogen war und sich ein bisschen umgesehen hatte, bestand er alle paar Tage darauf mit mir etwas Schönes zu unternehmen. Ich wusste, dass diese Casinostadt fabelhaft war, wie es auf dem im Jahre 1959 von Betty Willis entworfene "Welcome to Fabulous Las Vegas Schild" stand, aber mir kamen die grellen Lichter draußen ganz natürlich vor. Auch an die unzähligen Touristen, die jeden Tag durch die Stadt liefen, um irgendwelche Attraktionen zu besuchen, waren ganz natürlich für mich. Ich hatte wahrscheinlich schon in meinem ganzen Leben Menschen aus fast allen Ländern der Welt gesehen.
Wir waren eben gerade im Shark Reef gewesen wo wir uns die vielen Haie, Schwertfische, Rochen und viele andere Meerestiere angesehen haben. Mein Großvater war so freundlich die Hotelrechnung für eine Nacht für mich mitzubezahlen. Ich war schließlich früher schon oft dort gewesen und hatte sich mit meinem Vater amüsiert. Deshalb hatte ich nur widerwillig zugestimmt, das außergewöhnliche Aquarium zu besuchen. Normalerweise hielt ich mich von Orten, die mich sehr an meine Vergangenheit erinnerten, fern, doch mein Großvater war ein unglaublicher Sturkopf, der wohl immer das bekam, was er wollte. Man konnte ihm einfach nicht wiedersprechen. Entweder war er dann beleidigt, sprach mit einem mehrere Tage lang nicht und beachtete einen kaum oder er ging jemandem so lange auf die Nerven, bis dieser zustimmte. Und genau das war bei mir der Fall gewesen. Allerdings hatte er bei mir alle Methoden angewandt, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe, weil er dann auch noch angefangen hatte nichts mehr zu essen. Ich hatte nur zwei Tage zugesehen, aber als er dann einmal beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, konte ich nicht anders als nachzugeben. Er konnte seine Mitmenschen wirklich in den Wahnsinn treiben. Und dennoch war er manchmal für einige Dinge wirklich gut zu gebrauchen, zum Beispiel, als wir ins Kino gehen wollten und die Leute uns keine Eintrittskarten mehr geben konnten, weil es ausverkauft war. Mein Großvater hatte so lange herumgenörgelt und behauptet, er wäre schwer krank und es sei sein letzter Wunsch, diesen Film anzuschauen, bis sie uns kostenlos hereingelasen und uns sogar die besten Sitze im ganzen Saal gegeben hatten.
Ich erinnerte mich noch sehr gut, wie wir selbst während des Films nicht hatten aufhören können zu lachen.
Eben gerade hatten wir den Stratosphere Tower, auch von vielen Menschen
The Strat
genannt, betreten und nachdem ich mich wie eine Lady bei meinem Großvater eingehakt hatte, gingen wir über den glänzenden Teppich, dessen Anblick mir den Atem für einen Augenblick verschlug, um schließlich die goldene Treppe hinauf zu steigen, um gleich danach mit dem Aufzug nach oben fahren zu können. Von überall her blendeten grelle, bunte Neonlichter meine Augen, an die ich mich jedoch nach einigen Minuten gewöhnte.
Es fiel mir unglaublich schwer in den High Heels, die ich trug zu laufen, aber sie waren die einzigsten Schuhe gewesen, die zu meinem leuchtend roten Kleid passten. Es hatte keine Träger, war oben herum eng geschnitten und fiel von meiner Hüfte in sanften Wellen so weit hinab, dass die Mitte meiner Oberschenkel noch bedeckt wurde. Ich trug das erste mal nach langer Zeit eine durchsichtige Feinstrumpfhose, bei der ich befürchtete, dass sie schnell reißen könnte, wenn ich irgendwo gegenstieß oder zu fest daran zog.
Eigentlich hätte ich so etwas, das mich ziemlich sexy aussehen ließ, was mir die Blicke der vielen jungen Männer verrieten, niemals angezogen, aber mein Großvater meinte, dass er nicht mit jemandem in Schlabberjeans und T-Shirt an einem Ort wie diesen gesehen werden wollte. Nur deshalb hatte ich mich so sehr aus den Schuhen geputzt und ein bisschen mehr Make-Up verwendet als normalerweise. Den Lippenstift würde ich mir jedoch nachher wegwischen. Ich hasste es, wenn meine Lippen deshalb klebten. Es war schon schlimm genug, dass ich mich überhaupt nicht in diesem Aufzug wohl fühlte.
Mir war schon klar, dass ich mich eigentlich freuen sollte, weil mein Großvater schließlich nichts Böses will. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen mit meiner Mutter reden hören, wo sie ihn praktisch angefleht hatte, dass er mich unbedingt von meinem stressigen Alltag ablenken soll.
Ihrer Meinung nach hatte ich in der letzten Zeit ziemliche
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