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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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ist aus, als wir am Wasser angekommen waren«, erklärte Jessie dann. Die Erinnerung ließ sie frösteln. »Matilda ist genau im richtigen Moment mit ihrem Boot aufgetaucht.«
    Die alte Frau stemmte die Hände in die Hüften und blickte die zwei abschätzig von Kopf bis Fuß an. »Du, mein lieber Junge, hast einen verdammten Dickschädel!«
    Jessie grinste. In ihren Augen hingen Tränen, aber das Grinsen sprach Bände. »Matilda hat uns aufgelesen und wieder in ihr Tal gebracht. Ich …« Ihr Blick verdüsterte sich. »Ich weiß nicht, was mit Caleb passiert ist. Ich glaube, er … hat einfach aufgehört zu sein. Aufgehört, dort zu sein.« Bei dem Wort dort fasste sie sich mit zitternder Hand ans Herz. Tief in ihrem Dekolleté glänzte warm der Obsidian neben einem Anhänger in Form eines silbernen Blatts.
    Ehe Silas eine diesbezügliche Bemerkung herausrutschte, biss er sich lieber auf die Zunge. Er biss so heftig zu, dass er zusammenzuckte.
    »Nichts ist wirklich klar, wenn es um Prophezeiungen geht«, warnte Matilda, wie sie es schon einmal getan hatte. Sie zog das karierte Handtuch vom Korb, das dessen Inhalt verborgen hatte. »Ihr beide müsst unbedingt etwas essen. Ich habe doch nicht diese ganzen Schwierigkeiten euretwegen durchgestanden, nur um euch jetzt den Hungertod sterben zu sehen!«
    »Nein, sicher nicht«, erwiderte Silas. Aber er ließ Jessies Gesicht nicht aus den Augen. Um ihre Mundwinkel herum und in ihren Augen lag tiefe Trauer. Und daran war Silas schuld.
    Zu wissen, dass das von Anfang an sein Schicksal gewesen war, machte es ihm nicht leichter. Der Schmerz darüber schnürte ihm die Kehle zu.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass Matilda sich umgedreht hatte und den Pfad zurückging, den sie gekommen war.
    Jessie legte Silas eine Hand aufs Herz. Es schlug gleich heftiger, versicherte ihr, dass er am Leben war. »Ich weiß, dass du … glaubst, Caleb sei ein böser Mensch gewesen«, sagte sie leise. »Und vielleicht hat er böse Dinge getan, Silas. Aber …«
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Er war dein Bruder, Sonnenschein. Ich weiß.« Mehr Trost wusste er ihr unter den gegebenen Umständen nicht anzubieten. Schließlich wusste er, dass Caleb geplant hatte, seine Schwester zu töten, oder ihren Tod zumindest billigend in Kauf genommen hatte. Und er wusste, dass Caleb ein Mörder war.
    »Ja«, bestätigte Jessie schlicht und küsste Silas’ Finger.
    Silas wollte nicht, dass Jessie weiterhin von ihrem eigenen Bruder als einem Mörder dachte. Sie musste einfach begreifen, dass Caleb am Ende sein Leben gegen das ihre eingetauscht hatte. Daran und an nichts anderes sollte sich Jessie, wenn es nach Silas ging, immer erinnern, wenn sie an ihren Bruder dachte.
    »Keine Lügen mehr, ja?«, fragte er leise. Er strich ihr mit der Hand durchs zerzauste Haar. »Also dann: Ich fühle mich, als ob ich von einer Klippe gesprungen wäre. Als ob ich Faust gegen Magie mit einem wahnsinnigen Hexer gekämpft und den Kampf verloren hätte. Als ob ich blutig geschlagen worden wäre, um dann angeschossen und in ein Boot gehievt zu werden, das mich direkt in den Himmel befördert hat.« Silas blickte Jessie direkt in die Augen, musterte sie aufmerksam.
    Inständig betete er darum, dass er noch nicht alles vermasselt hatte. Da war so viel Zorn in ihm, und er war so dumm und weigerte sich strikt, die Dinge mit ihren Augen zu sehen. Und dennoch hoffte Silas, Jessie hätte immer noch die Gefühle für ihn, die sie ihm vor gar nicht langer Zeit gestanden hatte.
    »Silas«, ihre Stimme nur ein Flüstern, »es steht so viel zwischen uns. So viel in unserer Umgebung, das uns bestimmt .«
    »Das ist so und wird auch immer so bleiben«, erwiderte er. Er schüttelte den Kopf, blickte ihr dabei aber unverwandt in die Augen. Er wünschte sich, dass sie die Worte in seinen Augen, den Spiegeln seiner Seele, lesen könnte. »Das ist für uns beide Neuland. Aber die Welt da draußen hält uns für tot. Wir können ganz von vorn anfangen.«
    Jessies Lider flatterten. »Für tot«, wiederholte sie. Etwas regte sich in ihren Augen, etwas Wildes, Ungezähmtes. Wieder nahm sie sein Gesicht in beide Hände, beugte sich vor und drückte ihre Lippen auf seinen Mund, sanft und zärtlich. Im bernsteinfarbenen Schmelz ihrer Augen schimmerten Tränen, stand Trauer zu lesen. Unsicherheit, Zweifel.
    Aber auch eine Liebe, die so zart und zerbrechlich war, dass es Silas den Atem nahm.
    Mit dieser Mischung, da war sich Silas sicher,

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