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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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zwischen Caleb und dem Zirkelmeister hin und her. Caleb sagte etwas. Wegen der Schreie und dem Explosionsnachhall konnnte Jessie aber nichts verstehen.
    Silas wandte den Kopf, sah zu ihr herüber, sein Mund wurde zu einem entschlossenen, dünnen Strich in seinem Gesicht.
    Dann nickte er.
    »Nein!«, sagte Jessie leise vor sich hin, als Silas einen Schritt, dann zwei zurückwankte. Sie ballte die Fäuste, so fest, dass das Blut sich staute und ihre Finger schmerzhaft pochten. Denn was sie sah, war, dass die beiden einzigen Menschen auf der ganzen Welt, die sie liebte, die Plätze miteinander tauschten. Die Plätze tauschten und die Obhut über sie.
    Jessie wusste es.
    Im Licht der Feuersbrunst um sie herum wirkte das Lächeln des Zirkelmeisters diabolisch. »Na, dann komm!«, bellte er Caleb entgegen. Er brüllte gerade laut genug, um den infernalischen Lärm, das Tosen der Flammen, die Schreie der Sterbenden zu übertönen.
    Silas kam auf Jessie zu, taumelte, stolperte immer wieder. Sein Gesicht war eine starre, grimmige Maske, als er sich seinen Weg durch Schlamm und Wasser bahnte. Im Vorbeigehen packte er Jessie am Arm, seine Finger Schraubzwingen um ihren Oberarm.
    Trotzdem wehrte sie sich. »Nein!«, wiederholte sie laut, heftig.
    »Verflucht, Jessie …«
    » Nein! Ich lasse ihn nicht noch einmal im Stich!« Silas kümmerte ihr Protest nicht. Er packte sie um die Taille, hob sie hoch und warf sie sich über die Schulter, ging weiter, ohne ihre Weigerung zur Kenntnis zu nehmen. Jessie bearbeitete seine Schulter, den Arm mit Fäusten und Fingernägeln, schlug und kratzte ihn.
    Sie musste mitansehen, wie ihr kleiner Bruder durch Feuer und Rauch sprang und mit dem Gegner, dem Hexer namens Curio, zusammenprallte, Klinge gegen Klinge klirrte. Sie musste mitansehen, wie Calebs magische Kräfte, als er sie entfesselte, aufloderten wie der Schweif eines dem Untergang geweihten Kometen. Wie diese Kräfte ihn und seinen Gegner gleichermaßen einhüllten.
    Wie er lichterloh brannte, wie seine entfesselte Magie ihn verzehrte.
    Das Wasser glänzte feuerrot. Hoch droben, am stählernen Himmel der Unterstadt, reflektierte der dicht verwobene Teppich aus miteinander verflochtenen Stahlrohren den Feuerschein. Alles war rot. Verzweifelt griff Jessie nach den in ihr selbst verborgenen magischen Kräften, mühte sich, sie gegen die Magie, die sie banden, heraufzubeschwören.
    Aber alles, was sie in sich fand, war Wut. Niederschmetternde Trauer.
    Und Calebs Ruhe und Stärke.
    »Caleb!«, schluchzte Jessie. Silas packte noch fester zu. Mit roher Kraft zwang er sich und sie durch das stehende, morastige Wasser und hinüber zum Ufer des Teichs. Jessie strampelte mit den Beinen, die Stiefel voller Schlick. »Lass mich sofort los!«
    Silas setzte sie ab, aber unbeirrt, grimmig wie der Tod, der überall um sie herum reiche Ernte hielt, hielt er Jessie gepackt, zog sie mit sich.»Ich werde dich nicht noch einmal verlieren«, brüllte er. »Verflucht, Jessie, beweg dich! Los!«
    Jessies Kampfgeist war erschöpft. Tiefe Müdigkeit schlug über ihr zusammen wie eine Welle. Jessie klammerte sich mit beiden Händen an Silas’ schmutziges T-Shirt und ließ sich von ihm wegführen. Wie durch Nebel hindurch folgte sie ihm, als sie aus dem Wasser stiegen und Silas mit ihr durch den Park eilte, zwischen Feuern hindurch und Ruinen.
    Eine neuerliche Detonation ließ den Boden beben, und Hitze und Druckwelle überrollten die beiden Flüchtenden. Silas riss es fast von den Füßen, er stolperte, kämpfte darum, das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und Jessie landete bäuchlings, Beine und Arme ausgestreckt auf dem Boden, schrammte sich das Fleisch bis hinunter zu den Knochen auf. Schmerz schoss ihr durch alle Nervenbahnen, überwältigte sie. Doch schlimmer noch war die schwarze Leere, die sich ganz plötzlich in ihr Herz fraß, ihre Seele. »Caleb!«, schrie sie, mehr ein heiseres Heulen aus ausgedörrter Kehle als ein Schrei. Sie rollte sich zur Seite, stemmte sich hoch, war auf den Füßen.
    Das Inferno war nur noch dumpfe Lärmkulisse, und einfach so gab es Caleb nicht mehr.
    Warme Hände umfassten Jessies Schultern, strichen über ihre Arme, ihre Taille. Sie spürte, wie sie hochgehoben wurde und starke Arme sie trugen. Sie schluchzte, klammerte sich an Silas fest, seine Stärke ihr ganzer Halt. Jessie vergrub das Gesicht an seiner Schulter, während Silas sie auf starken Armen in Sicherheit brachte.
    Begreifen rann wie Eiswasser durch Jessies

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