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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Jessie, immer noch auf allen vieren, riss die Hand zurück und stieß dabei gegen einen Mann, der seitlich neben ihr hockte. Der Kerl legte ihr eine rissige, schwielige Hand über den Mund. »Kein Mucks, klar?«, zischte er und packte sie mit der freien Hand am Kragen. Im Schein des Flammeninfernos wirkten seine Augen blassgrün; der Blick aus ihnen aber war kalt wie Eis. »Kein Mucks und dass du mir ja keinen Finger rührst!«
    Hektisch nickte Jessie. Ihr Blick zuckte von rechts nach links, um Silas in Rauch und Chaos zu entdecken.
    Dann ging ihr Blick über die Schulter des Mannes hinweg, und sie sah eine Frau, kaum mehr als eine Silhouette mit üppigen Kurven. Die Frau trug einen winzigen Hut und kam direkt auf sie zu, ohne stehen zu bleiben, um Caleb anzublicken oder mit ihm zu sprechen. Sie kam auf Jessie und den Mann, der sie gepackt hielt, zu, sprach aber weder mit Jessie noch mit dem grünäugigen Kerl. Im Vorbeigehen hob sie Calebs Athame auf und drückte ihn Jessie umstands- und immer noch wortlos in die Hand.
    Am Pfahl warf sich Caleb in seine Fesseln. »Das Buch …«, stieß er hervor.
    »Erledigt. Damit sind wir quitt.« Eine weitere Frau, eine Brünette mit entschlossenen Gesichtszügen, hielt Curios schweres Buch gegen die Brust gedrückt. Der Blick, den sie für Jessie erübrigte, war stechend und abschätzig. »Beweg dich!«, rief sie. »Geh schon!«
    Trotz der Eiseskälte, mit denen die hellgrünen Augen des MannesJessie betrachteten, grinste er sie an. »Vielleicht ein andermal, meine Süße«, sagte er und tätschelte ihr die Wange. »Mach, dass du hier wegkommst, solange du noch kannst!« Er erhob sich und folgte den beiden Frauen ins Wasser.
    Jessie rollte sich herum und stemmte sich hoch. Aber noch ehe sie sich ganz aufgerichtet hatte, waren die drei fort. Untergegangen in einem Meer aus ums sich schlagenden Hexern und Hexen.
    In einem Meer aus Menschenleibern.
    Jessie fuhr sich an die Kehle. »O mein Gott!«, hauchte sie. Scheiße aber auch, es passierte! Die Prophezeiung wurde wahr. Das war der Ort und die Stunde, in der sie den Tod fände!
    Nein, halt, das war der Ort und die Stunde, in der jemand den Tod fände!
    Eine Vorahnung jagte kalte Schauer über Jessies Rücken. »Caleb?« Sie wirbelte herum, rannte zu ihm und hieb auf das Seil ein, das ihn an dem Pfahl hielt. »Caleb, was passiert hier?«
    »Ganz ruhig!« Caleb schlang einen starken Arm um ihre Taille, als das Seil endlich zu Boden fiel und ihn freigab. »Du musst sofort hier weg!« Er wand ihr den Dolch aus den kraftlosen Fingern, schüttelte sie, als sie wankte und in Ohnmacht zu fallen drohte. »Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Jessie!«
    Heftig schüttelte Jessie den Kopf; ihre Kehle war wie zugeschnürt. »Ich werde nicht …« Ein orangeroter Flammensturm fauchte wenige Meter neben ihnen in die Höhe, Trümmer wurden hochgespuckt, und Schreie von Menschen in Todesnot gellten um die Insel herum auf. Schützend zog Caleb seine Schwester an sich, drückte sie an seine Brust, während sie versuchte sich loszumachen. »Silas!«, keuchte sie und hustete, als Rauch in ihre Kehle drang.
    »Verfluchte Scheiße, nein, Jessica, lauf! « Caleb stieß sie fort von der Feuersäule. Der Stoß war so heftig, dass Jessie stolperte, über die Betoneinfassung der Insel ging und im Wasser landete. Heftig ruderte sie mit den Armen, fand ihr Gleichgewicht wieder und warf sich herum. Aber da wusste sie schon, welche Szene sich ihr gleich bieten würde.
    Caleb veränderte die Art, wie er den Dolch hielt, jetzt war sein Athame eine Angriffswaffe. Jessie sah ihren Bruder über die Insel hasten und sich auf der anderen Seite in den Teich stürzen, dessen trübes Wasser sich blutrot und rußschwarz verfärbt hatte. Er pflügte durch das knietiefe Wasser; seine Miene verriet Entschlossenheit. Er hatte nur Augen für den tödlichen Kampf zwischen dem Zirkelmeister und dem Hexenjäger.
    Caleb streckte den Arm aus, die Finger der Hand weit gespreizt, und brüllte etwas. Es klang rau, unversöhnlich. Peterson taumelte rückwärts, als habe ihn etwas getroffen, und stürzte rücklings ins schlammige Nass. Mit wutverzerrtem Gesicht kam er wieder hoch auf die Füße. Die nasse Robe schlang sich ihm um die Beine.
    Silas, blut- und dreckverschmiert, war anzusehen, wie viel Kraft ihn dieser Kampf kostete. Sein Haar und seine Schultern bestäubte Asche, die aus den Rauchschwaden herabregnete. Als Caleb ihn am Kragen packte, erstarrte Silas, blickte

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