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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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auf die Jagd. Bei einem Fall von einfacher Wilderei macht die Polizei keine Fotos. Außerdem wurde das Tier nicht hier an der Straße getötet. Ihm ist die Kehle durchgeschnitten worden. Da müsste es überall Blutspuren geben.«
    Der Polizist blickte seine Kollegin verstohlen an.
    »Allein in dieser Woche ist es das dritte Reh, das auf diese Weise umgekommen ist«, sagte sie, ohne aufzublicken. Sie öffnete den Sack und gemeinsam legten sie das Tier hinein. Dann trugen sie es zum Kofferraum ihres Wagens und streiften die Handschuhe wieder ab.
    »Haben Sie Ihre Papiere dabei?«, fragte die Polizistin. »Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns bei Ihnen.«
    »Natürlich«, sagte Mark und zog sein Portmonee aus der Hosentasche, um seinen Ausweis vorzuzeigen. Ich gab dem Polizisten meinen Führerschein. Beide notierten sich unsere Anschrift, dann gaben sie uns die Dokumente wieder zurück.
    »Gute Fahrt«, sagte die Polizistin dann und stieg auf der Beifahrerseite ein. Ihr Kollege nickte uns freundlich zu und sie fuhren davon. Als der Wagen hinter der Kurve verschwand, waren wir wieder mit der Sprinkleranlage allein.
    »Geht’s dir besser?«, fragte Mark.
    Ich atmete tief durch. »Keine Ahnung, was vorhin mit mir los war. Wirklich.«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hast du ja mal als Kind Bambi geschaut und kannst seitdem keine toten Rehe mehr sehen.«
    »Sehr witzig«, sagte ich nur.
    »Lach nicht.« Mark blieb todernst. »Mom bricht immer noch jedes Mal in Tränen aus, wenn Bambis Mutter von dem Jäger erschossen wird.« Er sah auf die Uhr. »Wir sollten los, sonst werden wir nicht mehr rechtzeitig fertig.«

Kapitel
    O bwohl man die Möbel längst abtransportiert hatte, war das Haus, in das M s Frazetta einziehen sollte, für mich noch immer vom Geist der Familie Dupont beseelt. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ab morgen jemand anderer hier leben würde. Schweren Herzens sammelten wir die letzten Habseligkeiten der Duponts ein und machten noch einmal alles sauber. Es war ein endgültiger Abschied, deshalb hasste ich diese Arbeit. Wenn Mark heute die Tür hinter sich zuzog, hatte er sein Zuhause verloren.
    Er hatte mir erzählt, dass sein Vater George nach der Pleite seiner Baufirma regelrecht zusammengebrochen war. Nun hatte George Dupont ein Alkoholproblem und fast zwei Millionen Dollar Schulden, Haus, Vermögen und die Kunstsammlung waren dahin.
    Ich machte einen letzten Kontrollgang durch das Gebäude, um sicherzugehen, dass wir nichts vergessen hatten. Es war ein großzügiger, an den Hang gebauter Bungalow, der sich zur Meerseite hin öffnete; die Nachmittagssonne schien durch das hohe, offene Panoramafenster und brachte die weißen Wände zum Glühen. Der wuchtige Kamin aus ockerfarbenem Naturstein, der im Winter das ganze Haus heizte, war jetzt kalt. Die letzten Aschereste hatte ich am Vormittag weggesaugt. Die dunklen Ränder, die die Bilder an der Wand hinterlassen hatten, waren beim Weißeln übermalt worden, den hellen Parkettboden hatte man abgeschliffen und neu versiegelt. Es roch nach frischer Farbe, Bohnerwachs und Reinigungsmitteln.
    Ich stieg die Treppe hinab ins erste Untergeschoss, in dem sich Marks Zimmer befand. Dort stand er vor dem weit geöffneten Fenster, die Hände in den Taschen seiner Cargohose vergraben. Er blickte über den Lighthouse Park hinaus aufs Meer. Jenseits der Strait of Georgia waren schemenhaft die Bäume des Stanley Park zu sehen. Ich trat neben ihn, hakte mich bei ihm ein und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
    »He«, sagte ich leise.
    »He«, antwortete er mit einem rauen Flüstern und schaute mich an. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    »Ja, es ist nicht einfach, von hier wegzugehen.« Sanft strich mir Mark eine Haarsträhne hinters Ohr. Es war eine Geste der Zuneigung, so vertraut wie der Duft seines Aftershaves oder sein schiefes Lächeln. Ich nahm ihn in die Arme und schloss die Augen. Es war still. Auf der Terrasse raschelte trockenes Laub im Wind. In der Ferne heulte ein Schiffshorn. Ein kühler Luftzug wehte vom Meer heran. Ich bekam eine Gänsehaut und Mark hielt mich fester.
    In diesem Moment klingelte mein Telefon. Ich verdrehte die Augen. Es gab nur einen Menschen, der selbst auf diese Entfernung ein so untrügliches Gespür für falsches Timing hatte.
    »Ja, Mom?«, seufzte ich in mein Handy.
    »Lydia, braucht ihr noch lange?«, fragte sie. Im Hintergrund hörte ich

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