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Dark Moon

Dark Moon

Titel: Dark Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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unterzuordnen. Und es waren unglaubliche Meisterwerke, das sah sogar ich sofort. Die Bilder zeigten abstrakte Farbspiele, die an magische, im Nebel versinkende Landschaften erinnerten. Nur zwei der Gemälde waren gegenständlich. Das eine musste Hunderte von Jahren alt sein. Auf eine Holzplatte war ein Riese gemalt, der in wilder Raserei Menschen und Tiere verschlang. Das andere Bild zeigte eine anmutige junge Frau. Ihr langes, dunkles Haar war zu einem hohen Knoten aufgesteckt, die Hände hatte sie im Schoss gefaltet.
    »Hübsch, nicht wahr?«, sagte Emilia. »Damals waren meine Haare so schwarz wie deine.«
    Ich trat näher an das Porträt heran und war überrascht, mit welch feinen Strichen das Gesicht herausgearbeitet war. Die Wangen waren leicht gerötet, die Augen seltsam verschattet, doch auf den Pupillen hatte der Künstler Glanzlichter gesetzt. Vielleicht kam es mir deshalb so vor, als würde mich die Frau direkt ansehen. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück. »Wie alt sind Sie auf dem Bild?«
    »Anfang zwanzig.«
    »Wer hat denn damals das Porträt gemalt?«, wollte Mark wissen.
    »Ein Freund, der schon lange tot ist.« Sie lächelte verlegen. »Das Dumme ist nur: Jedes Mal, wenn ich umziehe, weiß ich nicht, wo ich es hinhängen soll.«
    »Welchen Platz hatte es denn in Ihrer alten Wohnung?«, fragte ich.
    »Es hat im Keller gehangen.«
    »Im Keller?«, fragte Mark überrascht. »Auf die Idee wäre ich allerdings nicht gekommen.«
    Emilia lachte. »Ernsthaft: Würdet ihr ein Porträt von euch selbst ins Wohnzimmer hängen?«
    »Wenn es so schön wäre wie dieses? Ja.« Ich strich über die vergoldete Rahmenleiste.
    »Haben Sie Angst, dass andere Leute Sie für eitel halten?«, fragte Mark spöttisch. Ich sah ihn überrascht an. Solche Fragen waren gar nicht seine Art. Zwischen den beiden hatte sich beinahe unbemerkt eine Spannung aufgebaut, die ich nicht zu deuten wusste. Es war keine echte Abneigung. Eher ein Spiel, bei dem jeder versuchte den anderen aus der Reserve zu locken.
    Emilia dachte einen Augenblick nach. Dann winkte sie einen Arbeiter zu sich heran, der gerade dabei war, eine der Transportkisten zu zerlegen.
    »Ja, Ma’am?«, sagte er.
    »Könnten Sie bitte dieses Bild über den Kamin hängen?«
    Er musterte die Natursteinquader des Mantels. »Das geht schon«, sagte er. »Den richtigen Bohrer müssten wir auch dabeihaben.«
    »Dann bitte.« Der Mann nickte und ging davon.
    »Versuchen Sie gerade, mir etwas zu beweisen?«, sagte Mark lauernd.
    »Nein, ich möchte nur etwas ausprobieren«, erwiderte Emilia.
    Der Mann kehrte mit einem Schlagbohrer zurück, den er an eine Steckdose anschloss. Mit einem kurzen Druck auf den Schalter vergewisserte er sich, dass alles funktionierte. »Sie müssen mir nur sagen, wie hoch ich es hängen soll.«
    Emilia nahm einen Zollstock, der zusammen mit anderen Werkzeugen auf der Fensterbank lag. Dann maß sie erst die Höhe des Bildes und anschließend die des Kaminmantels. Schließlich kletterte sie auf eine Trittleiter, um auf die richtige Stelle zu zeigen. »Hierhin«, sagte sie. »Geben Sie mir einen Stift, ich mache Ihnen eine Markierung.«
    »Jawohl, Ma’am«, sagte der Mann und reichte ihr ein Stück Kreide.
    »Das Hängen eines Bildes ist eine exakte Wissenschaft«, sagte Emilia ernst, als sie von der Leiter stieg. »Ein schlechtes Bild wird durch den richtigen Platz nicht besser, aber ein gutes kann man durch eine falsche Hängung ruinieren.«
    Die Bohrmaschine heulte auf. Emilia öffnete die Terrassentür. »Lasst uns den Tisch und die Stühle aufbauen. Es wird Zeit fürs Mittagessen. Pizza für alle. Gibt es hier in der Nähe einen guten Lieferservice?«
    » Sorrento’s am Marine Drive ist ziemlich gut«, sagte Mark. »Wenn Sie wollen, kann ich dort anrufen. Ich habe die Nummer gespeichert.«
    »Dann sei doch bitte so gut und frag die Arbeiter, was sie haben wollen. Mir bestellst du bitte eine Margherita oder sonst etwas Vegetarisches. Ihr seid natürlich eingeladen.«
    Eine halbe Stunde später saßen wir auf der Terrasse. Die Getränke waren kühl, die Pizza locker und saftig. Meine war mit frischem Basilikum gewürzt, Mark hatte eine mit Schinken und Pilzen bestellt. Emilia aß nur die Hälfte ihrer Portion und klappte dann den Deckel ihres Kartons zu.
    »Erzähl mir mehr von dir«, forderte sie mich auf. »Du hast gesagt, dass du Squamish-Wurzeln hast.«
    Ich wischte meinen Mund an einer Papierserviette ab. »›Meine Wurzeln ‹ – das

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