Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
angegriffen wurde?“
„Nein“,
entgegnete ich und ließ sie nicht aus den Augen.
„Als ob sie
von einem Vampir umgebracht worden wäre. Es gab kein Blut, Roxy, gar nichts.
Irgendjemand hat ihr die Kehle aufgerissen und ihr jeden einzelnen Blutstropfen
aus dem Körper gesaugt.“
Sie schlug
die Hand vor ihren Mund, als ob sie sich davon abhalten wollte loszuschreien.
Ich hätte jedenfalls die größte Lust dazu gehabt. „Oh mein Gott, du glaubst
doch nicht etwa ... Christian?“
„Ich kenne
in der Gegend hier sonst keine anderen Vampire. Du etwa? Oh Mann, und das ist
ganz allein meine Schuld. Ich hatte doch keine Ahnung, dass er so leicht die
Kontrolle über sich verlieren würde. Ich dachte, wenn er es seit neunhundert
Jahren aushält, dann hält er auch noch ein bisschen länger durch, bis wir seine
Geliebte gefunden haben. Ich schätze mal, ihm ist schließlich doch klar
geworden, dass ich es jedenfalls nicht bin, und dann ist er einfach Amok
gelaufen.“
„Oh mein
Gott“, sagte Roxy noch einmal. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
„Christian
... Wer hätte das gedacht? Zu uns war er so nett.“
„Ich muss
ihn unbedingt finden und beruhigen und zur Vernunft bringen. Ich muss dafür sorgen,
dass er so etwas nie wieder tut.“
„Und wie
willst du das anstellen?“
„Ich weiß
nicht“, wimmerte ich. Ich machte mich auf den Weg an den Toiletten vorbei
zurück zum Rest der Menschheit. „Aber ich muss mich auf jeden Fall beeilen,
bevor sich am Ende noch jemand anders zusammenreimt, was passiert ist, sonst
findet sich der berühmte, zurückgezogen lebende Schriftsteller C. J. Dante bald
am gefährlichen Ende eines spitzen Pfahls wieder.“
Roxy und ich
suchten den ganzen Platz ab, fanden Christian aber nicht. Wir sahen Raphael und
Dominic, die in ein ernstes Gespräch vertieft waren, während neben ihnen ein
schweigender Milos stand.
Arielles
Tarotbude war dunkel und leer, deshalb nahm ich an, dass man ihr den Tod ihrer
Schwester mitgeteilt hatte. Roxy bot an, ihr Gesellschaft zu leisten, nachdem
ich mir von einem netten Pärchen ein Handy geliehen und erfolglos versucht
hatte, Christian in seinem Schloss zu erreichen.
„Ich habe
mich mit Demeter unterhalten“, berichtete mir Roxy nach einem kurzen Plausch
mit der Frau von der Aurafotografie. „Sie sagt, dass Paal Arielle zu ihrem
Wohnwagen begleitet hat und Renée bei ihr ist. Mittlerweile wissen alle hier
Bescheid darüber, was Tanya zugestoßen ist.“
„Das musste
ja früher oder später rauskommen“, sagte ich und tippte mir gedankenverloren
mit dem Finger gegen die Unterlippe. Ich fragte mich laut, wohin Christian sich
wohl zurückgezogen haben könnte und wie ich ihn bloß finden sollte.
„Das ist
leicht. Du musst ihn rufen“, schlug Roxy vor.
„Das hab ich
gerade versucht. Ich glaube, ich habe seine Haushälterin aufgeweckt. Die sagte
mir jedenfalls, dass er den Abend außer Haus verbringe und sie nicht weiß, wann
er zurückkommt, und dass ich doch bitte nicht noch mal so spät anrufen solle,
weil sie in aller Herrgottsfrühe aufstehen müsse, um sich auf das Festival
vorzubereiten.“
„Doch nicht
so! Nicht anrufen, du sollst diese vulkanische Gedankenverschmelzung nutzen
oder eben diese Sache, von der du erzählt hast.“
Bei dem
bloßen Gedanken an eine derartige Intimität mit einem Mann, der einen anderen
Menschen auf brutalste Weise umbringen konnte, überzog Gänsehaut meine Arme.
„Nein, vielen Dank.“
Roxy drehte
sich zu mir um. „Warum? Wovor hast du Angst? Er hat geschworen, dir niemals
wehzutun.“
Ich rieb mir
über die Arme. „Ich habe einfach Angst, okay?“
Sie lächelte
zaghaft. „Weißt du noch, als wir sieben waren und ich mir den Kopf zwischen der
Turnhalle und dem Regenrohr eingeklemmt habe und mich anschließend monatelang
nicht mal in die Nähe der Turnhalle gewagt habe? Da bist du mir philosophisch
gekommen und hast gesagt, es sei schon in Ordnung, vor etwas Angst zu haben,
solange man nicht zulässt, dass die Angst einen kontrolliert.“
„Ich
erinnere mich.“ Ich warf ihr einen düsteren Blick zu. „Das hat meine Mutter
immer zu mir gesagt. Verdammt, ich hasse es, wenn du recht hast. Also gut, ich
werd mal nachsehen, ob er empfangsbereit ist, aber du bist schuld, wenn er
deswegen über mich herfällt und mich verschleppt.“
Sie packte
meinen Arm und beobachtete mich.
„Was?“,
fragte ich.
„Hast du
schon angefangen?“
„Nein!“
„Oh.“ Sie
klang enttäuscht. „Und machst
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