Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
du es jetzt?“
„Roxy,
das ist doch keine Zirkusnummer. Ich werde es ganz bestimmt nicht tun, solange
du mich beobachtest.“
„Warum
nicht?“
„Weil das
etwas ziemlich ... Intimes ist. Ich kann das nicht, wenn mir jemand zuguckt.
Ich muss irgendwo ganz allein sein, damit ich weiß, dass mich keiner sieht.“
Sie blickte
sich um. In dem langen Gang, der zum Hauptzelt führte, wo sich gerade die
zweite Band für ihren Auftritt bereit machte, standen die Leute dicht gedrängt.
Weder der Tarotstand noch der Handlesestand boten ausreichend Privatsphäre. Sie
drehte sich mit einem schwachen Grinsen zu mir um. „Ich schätze, es gibt nur
einen Platz, den du dafür benutzen kannst.“
Ich nickte.
„Raphaels Wohnwagen.“
Sie
schüttelte den Kopf. „Willst du wirklich riskieren, dass Christian an einem Ort
über dich herfällt, wo sich zufällig ein Bett befindet - gerade richtig für den
überaus bedeutsamen fünften Schritt der Vereinigung?“
„Oh. Das ist
ein Argument. Also, was hast du für einen tollen Vorschlag?“
Sie deutete
auf die Reihe der Klos vor uns. „Voila! Sofortige Ungestörtheit garantiert.“
Das gefiel
mir ganz und gar nicht und ich verbrachte mindestens fünfzehn Minuten damit,
eine Alternative zu suchen, aber am Ende stand ich doch ungefähr drei Millionen
Jahre an, um ein Klohäuschen zu ergattern. Roxy blieb die ganze Zeit über bei
mir, damit mir nicht langweilig wurde. Das sagte sie jedenfalls. Ich vermute,
dass sie eigentlich nur darauf aus war, mich doch noch dabei beobachten zu
können, wie ich „es tat“.
„Viel
Glück!“, rief sie mir nach, als ich die kleine Kabine betrat und die Tür mit
einer ganzen Reihe verdutzter Blicke im Rücken schloss. Ich entschied mich,
lieber stehen zu bleiben, statt mich hinzusetzen, und schloss die Augen.
Ich
versuchte, meinen Geist von allem Überflüssigen freizumachen und ausschließlich
an Christian zu denken. Das war gar nicht so leicht bei dem ganzen Krach -
mittlerweile war der Auftritt der zweiten Band im Gange -, von der eher
unappetitlichen und nicht gerade wohlduftenden Umgebung ganz zu schweigen, aber
ich gab mein Bestes, das alles auszublenden.
Ich sandte
meine Gedanken aus, um ihn zu finden.
Christian?
Ich empfing
eine Art Bild als Bestätigung, dass er sich meiner bewusst war: Christian
drehte sich zu mir um, aber er antwortete nicht. Das brachte mich auf einen
furchtbaren Gedanken. Vielleicht wusste er nicht mehr, wer ich war.
Vielleicht
war er schon so hoffnungslos dem Wahnsinn verfallen, dass er jede Erinnerung an
mich verloren hatte?
Christian,
ich bin's Joy. Bist du in Ordnung?
Ein
schwacher Laut strich an mir vorbei, so leise, dass es auch der Wind hätte sein
können, der in den Bäumen seufzte.
Ich weiß,
du bist im Moment sehr verletzt und wütend, Christian, aber ich mache mir
Sorgen um dich.
Wenn du
mir wenigstens sagen könntest, wo du bist und dass alles in
Ordnung ist, würde ich mich viel besser fühlen.
Mein Kopf
war von Schweigen erfüllt.
Christian?
Bitte sag mir doch, dass es dir gut geht.
Er
antwortete nicht. Ich versuchte noch einige Minuten lang, Verbindung mit ihm
aufzunehmen, aber er reagierte auf nichts von dem, was ich sagte.
„Das war
wohl nichts“, sagte ich zu Roxy, als ich die Toilette endlich wieder verließ.
„Du solltest
mehr Kleie essen“, riet mir ein kleines Grufti-Girl mit knallig pinkem Haar in
perfektem Englisch, kurz bevor sie in dem Klohäuschen verschwand.
Ich
ignorierte Roxys Kichern und begann mich von den Klos zu entfernen, völlig
erschöpft von dem Versuch, Christian zu kontaktieren.
„Raphael
sucht dich. Die Polizei ist hier, aber das darf niemand wissen. Raphael meinte,
wir sollten am besten wieder zur Tagesordnung übergehen. Was tust du denn jetzt
wegen Christian?“
Ich zuckte
mit den Schultern und suchte in der Menschenmenge nach meinem bernsteinäugigen
Romeo.
Er stand in
der leeren Tarotbude, zusammen mit Dominic und Inspektor Bartos.
„Was kann
ich schon tun? Er antwortet mir einfach nicht. Ich weiß, dass er irgendwo da
draußen ist, denn ich kann ihn fühlen, aber aus irgendeinem Grund ignoriert er
mich. Ich habe schließlich keinerlei Kontrolle über ihn, Rox. Ich kann ihm
nicht befehlen, zu mir zu kommen, also gibt es nichts, was ich tun kann, außer
zu hoffen, dass er sich irgendwo weit weg von allen Menschen verkrochen hat.“
Sie nickte.
„Raphael sagte, die Polizei will sich mit uns allen unterhalten. Ich bin noch
nie als Zeugin
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