Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
geschäftlich unterwegs. Er hat viele Projekte. Der Gothic-Markt ist nur
eines davon. Das da ist Raphael. Dominic hat ihn nach Le Havre eingestellt. Er
ist für unsere Sicherheit verantwortlich.“
Der Mann
namens Raphael beobachtete mit regungsloser Miene, wie Tanya mit Dominic
sprach.
Dann betrat
er langsam die Schänke und nickte dem Wirt zu, der ihn begrüßte und ihm ein
großes Glas Bier reichte.
Ein
Vampir.
„Sei einfach
still, ich höre dir sowieso nicht zu“, murmelte ich.
„Was? Hast
du was gesagt?“, fragte Roxy. „Nein.“
Sie zog eine
Augenbraue hoch, wandte sich aber rasch wieder den beiden Männern zu, die allein
durch ihre Anwesenheit den Raum beherrschten.
Nun, einer
von ihnen jedenfalls, denn Dominic hatte eindeutig nicht Raphaels Format.
„Und dieser
Raphael ... ist er auch ein Vampir?“, fragte Roxy Arielle.
Arielle
spielte mit ihrem Bierglas herum. „Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube es
eigentlich nicht, aber er bewegt sich immer sehr leise und unauffällig, und
manchmal habe ich das Gefühl, er beobachtet mich...“
War er nun
einer oder nicht? Das wusste wohl nur sein Frisör. Ich lächelte grimmig über
mein lahmes Witzchen und versuchte, die Frage endgültig zu klären, ob ich a)
verrückt wurde, b) unter Drogeneinfluss halluzinierte oder c) mich in
Gesellschaft von etwas befand, an dessen Existenz ich nicht glaubte.
Doch wenn
man bedachte, was ich gerade erlebt hatte, war ich wohl nicht die Richtige, um
zu beurteilen, was real war und was nicht. Ich sah mich nach Raphael um. Er
lehnte neben einer Topfpalme an der Wand und nickte bedächtig, während der Wirt
munter auf ihn einredete.
Als der Mann
kurz verschwand, um jemanden zu bedienen, drehte Raphael sich um und kippte wie
versehentlich sein halbes Bier in den Blumentopf.
Ich musste
grinsen. Ein betrunkener Vampir wäre ja wirklich das Allerletzte!
„Oh Gott, er
ist sooo hinreißend! Ich wusste doch, dass sie so aussehen! Joy, sieh dir das
nur an!“
„Ja, ja“,
murmelte ich. Dominic und Tanya zogen eine richtige Show ab. Sie gebärdete sich
völlig albern, während er sie auf eine Art und Weise befummelte, die er
bestimmt für höchst schockierend und erotisch hielt, dabei war es eigentlich
nur geschmacklos, wie er mit seinen künstlichen Zähnen völlig übertrieben an
Tanyas langem weißen Hals herumknabberte. Ich fand die beiden langweilig und
richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann, der inzwischen zu seinem
Gespräch mit dem Wirt zurückgekehrt war.
Raphael
hatte seine Jacke ausgezogen und ich starrte wie gebannt auf sein Hinterteil,
als er sich vorbeugte, um dem Wirt etwas zuzuraunen. Er trug Schwarz wie
Dominic, aber er sah darin wirklich elegant und faszinierend aus und so ..
„Männlich“,
seufzte ich.
„Das kannst
du zweimal sagen“, pflichtete Roxy mir bei, die allerdings Dominic im Visier
hatte.
Alle Augen
waren auf ihn und Tanya gerichtet, denn er wirbelte sie unvermittelt im Walzerschritt
durch den Raum. Im direkten Vergleich mit seinem schwarzen Seidenhemd, dessen
obere Knöpfe offen standen, sodass seine Brust zu sehen war, wirkte seine Haut
kalkweiß.
„Wahrscheinlich
ist er total gepudert und rasiert sich die Brust“, sagte ich leise.
„Glaubst
du?“, fragte Roxy und ihre Augen leuchteten auf, als das Paar an uns
vorbeitanzte, wobei Dominic sich perfekt in Szene setzte, indem er grinsend die
Zähne bleckte. Roxy seufzte sehnsüchtig.
„Bei ihm
sieht es wirklich gut aus. Ich frage mich, ob Miranda die Botschaften der
Göttin vielleicht vertauscht hat und ich eigentlich diejenige bin, der ein
Vampir bestimmt ist. In so einen könnte ich mich glatt verlieben!“
Es lag mir
auf der Zunge, ihr zu sagen, dass Dominic nicht im Entferntesten so interessant
wie sein Begleiter, und schon gar kein Vampir war, aber als ich wieder in
Raphaels Richtung schaute, stellte ich überrascht fest, dass er mich
beobachtete. Er hielt lässig sein Glas in der Hand und lauschte mit geneigtem
Kopf dem Wirt, aber seine seltsamen Augen waren eindeutig auf mich gerichtet.
Als sich unsere Blicke kreuzten, wurde ich von den unterschiedlichsten Gefühlen
überwältigt: Da war Wut, zwar unterschwellig, aber dennoch gewaltig, und ich
spürte eine Einsamkeit, die so groß war, dass mir die Tränen in die Augen
traten. Vor allem aber empfand ich Verzweiflung, die in großen Wellen über mich
hereinbrach und mich förmlich unter sich begrub.
Doch fast
genauso schnell, wie sie gekommen waren, verflogen
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