Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
dass Dominic nur schauspielert, und von
den Männern hier wäre er der Einzige, der außer Raphael noch infrage käme,
stimmt's?“
„Mag sein.
Trotzdem will ich nicht, dass du irgendetwas zu Raphael sagst.“
„Jetzt sei
nicht so stur! Er muss es sein!“, erwiderte Roxy. „Was denkst du?“, fragte sie
Christian.
Er hob
verteidigend die Hände. „Diese Diskussion überlasse ich lieber den Experten.“
„Ich gebe
dir gleich morgen früh ein paar von meinen Book-of-Secrets-Romanen“, entgegnete
sie.
„Lies sie
und du wirst sehen, dass ich recht habe.
Ich habe
immer recht, wenn es um Vampire geht!“
Nach einem
Fußmarsch von einer Viertelstunde erreichten wir die große Wiese, auf deren
nördlicher Hälfte der Gothic-Markt stattfand. Die Wohnwagen, kleinen Zelte und
Holzbuden waren kreisförmig angeordnet und am Rand stand das große Hauptzelt,
wo die Bands spielten. Das Ganze erinnerte stark an einen kleinen Wanderzirkus,
bis hin zu dem Geruch von kaltem Rauch und Popcorn. Die südliche Hälfte der
Wiese war am Tag zuvor noch leer gewesen, füllte sich aber nun mit den Zelten
der Besucher, mit Lieferwagen, Autos und mobilen Toilettenkabinen.
Hinter der
Zeltstadt ragten hohe Bäume auf und auch von hier war nur ein Turm des Drahaner
Schlosses zu sehen, das jenseits des Waldes lag.
„Was steht
auf dem Programm, Rox?“
„Tarotkartensitzung,
Aurafotos, Handlesen, Runenorakel -das macht jetzt übrigens Arielle - und dann
Zaubertränke und Beschwörungen ...“
„Das klingt
ja total nach diesen Esoterik-Messen, wie sie in Bingohallen stattfinden!“,
protestierte ich.
„Dieser
Markt ist viel besser! Hier gibt es echte Vampire!“
„Warum
sollte man sich mit einer Kopie zufriedengeben, wenn man ein Original haben
kann?“, neckte ich Roxy und sah Christian Beifall heischend an. Er zuckte nur
mit den Schultern.
Ich
ignorierte Roxys missbilligenden Blick. „Okay, fangen wir ganz oben auf deiner
Liste an. Wer liest uns die Zukunft aus den Tarotkarten?“
„Tanya.“
„Danke für
die Warnung! Dann halte ich mich von diesem Stand lieber fern. Was ist mit den
Aurafotos?“
„Die macht
ein Paar namens Reynaldo und Demeter“, las Roxy aus dem Marktprospekt vor, den
man uns in die Hand gedrückt hatte, nachdem wir das Eintrittsgeld bezahlt
hatten. „Ich wette, Reynaldo ist ein Vampir. Oh, das klingt interessant! Da ist
eine Frau, die macht Rückführungen in frühere Leben.
Um acht
beginnt Dominics Show Magique Macabre und ab zehn gibt's Musik. Heute
spielen zwei Bands - zuerst Six Inches of Slime, und um halb zwölf eine Band
von hier, die Rychlovka heißt.“ Sie sah Christian an. „Was bedeutet das?“
Er hüstelte.
„So
schlimm?“
„Ich
fürchte, ja.“
„Wirklich?“,
fragte ich, als Christian mich am Ellbogen nahm und um eine Gruppe Jugendlicher
in klobigen Stiefeln herummanövrierte, die über und über mit Ketten behängt
waren und jede Menge schwarzes Vinyl am Leib trugen. „Ist das ein Schimpfwort?
Wenn ich richtig wütend auf Roxy bin, kann ich ihr dann rychlovka hinterherbrüllen?“
Christian
lachte. „Nein, das ist kein Schimpfwort. Es bedeutet so viel wie Quickie.“
„Mist, dann
muss ich wohl mit do prdele auskommen!“
Er hüstelte
wieder und ich grinste ihn an. Da zeigte Roxy auf ein kleines schwarzes Zelt,
vor dem etliche Menschen standen. „Was gibt's denn da?“
Die Leute
machten uns Platz, als wir näher kamen.
Einer von
den Vinyl-Teenies beugte sich über einen Eimer. Ich las das Schild, das hinter
ihm am Zelt hing. „Piercings. Dieses Zelt lassen wir lieber aus!“
„Worauf du
dich verlassen kannst, Schwester“, sagte Roxy mit einem missbilligenden Blick
auf den kotzenden Jungen.
Dann steckte
sie ihre Nase wieder in den Prospekt.
„Hey, das
könnte was für uns sein - eine Folterkammer! Aufregend, was?“
Ich verzog
das Gesicht und tat, was ich schon die ganze Zeit getan hatte: Ich suchte die
Menge nach einem großen, gut aussehenden Mann mit ungewöhnlichen
bernsteinfarbenen Augen und - wie zu befürchten war - noch weitaus
ungewöhnlicheren Essgewohnheiten ab.
„Folterkammern
entsprechen meines Wissens oftmals nicht den gängigen Erwartungen“, meldete
sich Christian mit milchschokoladenweicher Stimme zu Wort. „Was hat diese denn
Besonderes zu bieten?“
„Hm ... mal
sehen, ob hier was dazu steht.“ Roxy blätterte in dem Prospekt.
„Die schreiben
nur: ,Betreten Sie die Schattenwelt und ergeben Sie sich in Ihr dunkles
Schicksal.’
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