Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
sie der Frau auf Deutsch. Sie lächelte dem
Mann scheu zu, der hinter der Frau stand. „Du hast nur eine Bindungslinie.“
Die blonde
Frau kicherte und drehte sich mit kokettem Blick zu ihrem Begleiter um.
„Deine
Herzlinie läuft mit der Kopflinie zusammen, was bedeutet, dass dein Herz in
Liebesdingen sehr stark von deinem Verstand kontrolliert wird.“
Die Frau
lächelte zufrieden. Ich winkte Arielle kurz zu und stellte mich hinter dem Paar
an. Was ich bisher gehört hatte, war der übliche Standard - Verallgemeinerungen
und vage Erklärungen, die dem Kunden ein gutes Gefühl gaben.
„Du hast
eine ganz kurze Schicksalslinie. Das bedeutet, dass das Schicksal keinen allzu
großen Einfluss auf dein Leben hat. Das ist gut, weißt du? Das heißt, du hast
dein Leben selbst unter Kontrolle.“
„Oh ja, sehr
gut“, freute sich die Frau, der offenbar immer besser gefiel, was Arielle
sagte. „Ich habe gern alles unter Kontrolle.“
Ihr
Begleiter schnaubte zustimmend. Sie ignorierte ihn jedoch und schaute gespannt
auf ihre Handfläche. Arielle zeigte auf eine Erhebung. „Dein kleiner Marsberg
deutet auf Aggressivität hin, aber dein großer Marsberg lässt
Selbstbeherrschung erkennen.
Manchmal
würdest du zwar am liebsten alle aus dem Weg schubsen, aber du hast dich unter
Kontrolle.“
Die Frau
nickte zu allem, was ihr gesagt wurde, und legte konzentriert die Stirn in
Falten, als Arielle auf ihre Fingerkuppen zeigte und erklärte, dass man daran
ablesen könne, was für ein kreativer und künstlerisch begabter Mensch sie war.
Fünf Minuten später beendete Arielle die Sitzung mit der Prophezeiung, dass die
Frau zwei Kinder bekommen, viel Glück in ihrem langen Leben haben und außerdem
viel reisen würde. Die Deutsche bezahlte begeistert und steckte Arielle ein
paar hundert Kronen Trinkgeld zu, bevor sie mit ihrem Freund davonging, der
sich irgendetwas piercen lassen wollte. (Nasenflügel? Brustwarzen? Meine
Deutschkenntnisse reichten für Piercing-Fachgespräche nicht aus.)
„Guten
Abend, Joy“, begrüßte mich Arielle. „Wie geht es deinem Kopf?“
„Schon viel
besser. Ich möchte dich bitten, für mich eine Runendeutung zu machen, aber
vorher ...“ Ich biss mir auf die Unterlippe und sah mich um.
Zum Glück gab
es hier, am Ende der Budengasse, noch keine langen Schlangen und wir waren
unter uns. „Kannst du mir vielleicht sagen, wo Raphael ist?“
Sie
zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Er sieht sehr gut aus, nicht wahr?“
Ich merkte,
wie ich rot wurde. Hoffentlich konnte Arielle in dem diffusen Licht der
Glühbirnen über unseren Köpfen nicht sehen, dass ich geradezu jungfräulich
errötete. „Ah ... kann man so sagen. Weißt du, wo er ist?“
Sie
antwortete mit diesem vielsagenden Schulterzucken, das offenbar nur die Franzosen
beherrschten.
„Leider
nein. Er schaut normalerweise immer bei mir rein, bevor Dominics Show beginnt.
Dann muss er nämlich im Hauptzelt aufpassen. Ansonsten spaziert er kreuz und
quer über den Markt und sorgt für Ordnung.“
„Aha. Okay.
Dann halte ich einfach weiter nach ihm Ausschau.“ Ich zeigte auf den
Samtbeutel, der am Tischende lag. „Würdest du eine Deutung für mich machen?“
„Mit
Vergnügen“, antwortete sie und legte ein rot-gold gemustertes Tuch auf den
Tisch. „Ich mache das allerdings noch nicht lange und bin noch nicht so gut
darin.“
„Kein
Problem. Um ehrlich zu sein, will ich mir nur ein bisschen die Zeit vertreiben,
bis Roxy und Christian von der Streckbank kommen.“
Arielle
hielt inne, während sie in den Beutel griff.
„Von der
Streckbank?“
„Ach, nicht
wichtig. Mach nur weiter, ich wollte dich nicht unterbrechen.“
Sie
verteilte die glänzenden schwarzen Hämatitsteine, die mit goldenen Runen bemalt
waren, auf dem Tuch und fragte mich in professionellem Plauderton, ob dies mein
erstes Runenorakel sei, doch dann hielt sie plötzlich inne und sagte mit
normaler Stimme:
„Oh, aber
Roxy hat ja gesagt, du beschäftigst dich auch damit. Bitte verzeih mir, ich
wollte dich nicht beleidigen.“
„Hast du
auch nicht“, versicherte ich ihr.
Arielle
setzte wieder eine professionelle Miene auf und bat mich, an die Frage zu
denken, die ich beantwortet haben wollte.
„Konzentriere
dich bitte ganz auf diese Frage und wähle fünf Steine aus!“
Ich
betrachtete die Steine auf dem Tisch. Dieses Verfahren kannte ich zwar nicht,
doch man lernt ja immer gerne dazu. Also schloss ich die Augen und griff fünf
Steine
Weitere Kostenlose Bücher