Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
Mal an aufzuhören, aber die Worte klangen
in meinen Ohren wie ein nutzloses Stoßgebet.
Sein Atem
verharrte noch eine Weile über der Stelle, doch dann verschwand er plötzlich
und ich lag frierend, zitternd und außer mir vor Angst, aber unversehrt in
meinem Bett. Mir war übel wie bei den Visionen, aber viel schlimmer war das
Gefühl der Trauer. Warum wollte Raphael mir Leid zufügen?
Warum spürte
ich mit jeder einzelnen Faser meines Körpers, dass ich in seiner Nähe in
Lebensgefahr schwebte? Warum wollte er mir etwas antun, wenn ich seine
Auserwählte war?
Allmählich
kam wieder Gefühl in meine Gliedmaßen, und als ich die Augen öffnete, war ich
allein im Zimmer. Die Nachttischlampe brannte und ein warmer goldener
Lichtschein fiel auf das Bett.
„Was zum
Teufel?“ Erschrocken zog ich mir die Decke bis ans Kinn. So blieb ich bibbernd
eine gute Stunde liegen und zuckte bei jedem Geräusch in dem alten Gebäude
zusammen, während die Gedanken in meinem Kopf kreisten und ich die Bedrohung zu
ergründen versuchte, die Raphael für mich darstellte.
Ich ließ das
Licht an, als ich erneut wegdöste - nicht weil ich erwartete, dass er
wiederkam, sondern weil ich der kindischen Angst vor der Dunkelheit nachgab.
Ein leises
Klopfen an meiner Tür ließ mich hochschrecken. Mir schlug das Herz bis zum
Hals.
„Komme
gleich“, krächzte ich und schaute auf die Uhr, als ich aus dem Bett sprang. Es
war zehn Minuten nach zwei. Roxy hatte sich die Bands offenbar bis ganz zum
Schluss angehört.
„Du hast
wohl den Verstand verloren“, schimpfte ich, als ich die Tür öffnete.
Ich wollte
ihr eine Standpauke halten, weil sie die halbe Nacht weggeblieben war, um mit
einem Haufen gepiercter Teenies um die Wette zu tanzen.
„Gut
möglich.“ Raphael stand im Türrahmen. „Aber ich komme auf deine Einladung hin!“
Seine Augen weiteten sich, als sein Blick von meinem Gesicht zu meinen Zehen
wanderte und wieder zurück. Sein Adamsapfel hüpfte ein paarmal auf und ab. Aus
seinen Augen sprach eine Verblüffung, die das Weib in mir außerordentlich
erfreut hätte, wenn er mich nicht kurz zuvor erst mit seiner Blutgier in die
ewige Verdammnis hätte schicken wollen.
„Bleib mir
bloß vom Leib!“, sagte ich, wich zurück und machte rasch das Kreuzzeichen. „Mir
ist ganz egal, wie sehr es dich drängt, mich zu verführen und all diese wilden,
erotischen Dinge mit mir zu tun, von denen du träumst
... Und wo
wir gerade beim Thema sind, muss ich dir sagen, dass einige davon rein physisch
gar nicht möglich sind, obwohl ich zugegebenermaßen ein, zwei Aspekte wirklich
sehr interessant fand, aber trotzdem wird nichts daraus! Du bist böse! Du bist
ein böser, böser Mann und ich habe es mir anders überlegt!“
Raphael
blieb eine Weile auf der Schwelle stehen, dann kam er ins Zimmer und ließ die
Tür auf. Ich tastete hinter mir nach einem Gegenstand, mit dem ich mich
verteidigen konnte, doch er hob nur beschwichtigend die Hände.
Irgendetwas
war ... anders. Er war anders. Da stand ich nun, völlig hilflos und mit
einem Mann in einem kleinen Zimmer gefangen, der mich wenige Stunden zuvor zu
Tode geängstigt hatte; mit einem Mann, der meine Seele und mein Blut haben
wollte, und dennoch hatte ich ... ein gutes Gefühl. Mehr als das - ich begehrte
ihn.
Vielleicht
war es ja nur ein Albtraum gewesen?
Vielleicht hatte
ich den bösen Raphael nur wegen der Schuldgefühle heraufbeschworen, die mich
plagten, weil ich mich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hatte, den ich gar
nicht kannte. Vielleicht war ich wirklich verrückt geworden, aber der Mann, der
nun vor mir stand und mich besorgt mit seinen bernsteinfarbenen Augen
betrachtete, wollte mir eindeutig nichts Böses antun. Ich strich mir verwirrt
über die Stirn. Was auch immer los war, eines wusste ich genau: Ich vertraute
ihm. Trotz der bedrohlichen Vision, trotz der Möglichkeit, dass er ein Vampir
war, vertraute ich ihm.
„Also? Was
ist jetzt? Soll ich gehen?“, fragte Raphael und legte die Hand auf den
Türgriff.
„Ich ... äh
...“ Ich schluckte und ging ein paar Schritte auf ihn zu, um zu prüfen, ob
meine innere Alarmanlage losging, doch das tat sie nicht.
Allerdings
traten die Cheerleader in Aktion. „Tut mir leid. Ich war nur ... irgendwie ...
Du kannst reinkommen.“
Er schloss
stirnrunzelnd die Tür. „Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die so
wankelmütig ist wie du! Erst ziehst du mich mit Blicken aus und im nächsten
Moment.
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