Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
nach. Ich blieb noch einmal stehen. „Diese Sache,
deretwegen du dir Sorgen machst... Hast du deshalb eine Pistole unter dem
Kopfkissen?“
Er schwieg
eine Weile, doch dann nickte er, und in seinen Augen lag ein eigentümliches
Funkeln. „Man weiß ja nie, wem es einfällt, unangemeldet hier
hereinzuschneien!“
Ich nickte
ebenfalls, winkte ihm noch einmal zu und zog die Tür leise hinter mir ins Schloss.
„Alles in
Ordnung?“, fragte Roxy, als ich mich atemlos gegen die Tür lehnte und gierig
die Luft in mich einsog, die mir seit Betreten des Wohnwagens weggeblieben war,
wie es mir vorkam. „Der hat dir aber auch ein paar Küsse verpasst, was? Da habe ich ja schon rote Ohren bekommen, obwohl ich nicht mal beteiligt war.“
„Mmm“,
machte ich, dachte jedoch nicht an Raphaels Küsse - an seine wundervollen,
erregenden Küsse -, sondern an den Gesichtausdruck, als er mir unterstellt
hatte, etwas über ihn zu wissen. War ich eigentlich noch bei Sinnen? Ich hatte
mich praktisch einem Mann versprochen, in dessen Vergangenheit alle möglichen
Geheimnisse vergraben waren. Einem Mann, der eine Waffe unter dem Kopfkissen
hatte. Einem Mann, der offensichtlich gebildet war und dennoch auf einem
kleinen herumreisenden Markt arbeitete - vermutlich für einen Hungerlohn.
Ich wusste
nichts über ihn, rein gar nichts, und trotzdem war ich drauf und dran, mich auf
etwas Ernstes mit ihm einzulassen, auf etwas Richtiges, keine unbedeutende
Affäre. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete, wenn ich mein ganzes Leben
auf den Kopf stellte, um mit ihm zusammen zu sein, und doch spielte ich
ernsthaft mit dem Gedanken, genau das zu tun. Mein Leben zu verändern bereitete
mir viel weniger Kopfzerbrechen als die Tatsache, dass ich nichts über ihn
wusste und trotzdem total verrückt nach ihm war.
Vielleicht
kannte ich ihn aber auch viel besser, als ich dachte. Andererseits ...womit
hatte Dominic ihm am Abend unserer Ankunft gedroht? „Ein Wort von mir und du
bist erledigt!“ Das hörte sich für mich so an, als hätte Dominic etwas gegen
Raphael in der Hand, und offenbar scheute er sich auch nicht, damit Druck auf
Raphael auszuüben.
Und das
verwirrte mich nur noch mehr.
„Joy? Du
hast doch nicht wieder eine Vision, oder?“
Ich lächelte
matt. „Nein, ich habe nur gerade überlegt, wie lange Arielle wohl schläft.“
Roxy sah
mich erstaunt an.
„Ich habe
ein paar Fragen an sie“, sagte ich, nahm meine Freundin am Arm und trat mit ihr
den Rückweg zum Hotel an.
„Was für
Fragen?“, fragte Roxy argwöhnisch.
„Fragen über
Raphael. Ich glaube, Dominic erpresst ihn, und um ihm zu helfen, müssen wir
herausfinden, was sein Geheimnis ist. Ich hoffe, Arielle kann ein bisschen
Licht in die Sache bringen.“ Ich legte einen Schritt zu. „Komm, wenn wir uns
beeilen, können wir mit dem kanadischen Pärchen zur Punkva-Höhle fahren.“
„Du willst
jetzt zu dieser Höhle? Jetzt? Wo wir einen Vampir aufspüren und einen Erpresser
stellen müssen? Du liebe Zeit, das klang ja gerade wie aus einem schlechten
Abenteuerroman. Hey, warte, ich habe nicht so lange Beine wie du!“
„Die Leute
vom Markt schlafen bestimmt bis nachmittags und bis zur Höhle ist es nur eine
halbe Stunde. Um den Vampir kümmern wir uns später. Jetzt würde ich mir
wirklich gern die Höhle ansehen.“
„Okay, aber
wenn wir zurück sind, erinnere mich daran, dass ich dir noch etwas sagen muss.“
Ich blieb
stehen. „Was?“
Roxy
spurtete an mir vorbei. „Hat mit dem Markt zu tun!“
Ich hastete
hinter ihr her und wir liefen quer über die Wiese an der Zeltstadt vorbei, die
allmählich zum Leben erwachte.
„Was?“, rief
ich noch einmal etwas atemlos, als wir den Berg zum Hotel hocheilten.
Roxy
beschleunigte ihren Schritt und rief mir noch etwas zu, aber außer
„Runensteine“ konnte ich nichts verstehen.
„Was? Was
ist mit den Runensteinen? Roxy, bleib doch endlich stehen und sag, was du zu
sagen hast!“ Ich hatte bereits Seitenstechen und drosselte das Tempo.
Roxy hatte
etwa dreißig Meter Vorsprung - dank ihrer verfluchten Joggerkondition, denn sie
lief täglich fünf Kilometer, bei jedem Wetter. Sie blieb stehen, drehte sich zu
mir um und legte die Hände trichterförmig um den Mund. „Runensteine!“, brüllte
sie.
„Tanya
sagte, du hättest es nicht drauf, und ich habe ihr widersprochen und irgendwie
haben wir dann miteinander gewettet. Ich habe alles, was ich habe, auf dich
gesetzt, und wenn du nicht willst, dass ich
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