Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
eine Privataudienz nicht besonders gut
stehen.“
„Kann ich
ihm nicht verdenken. Wenn ich so viele weibliche Fans hätte, die scharf auf
meine geilen Romanhelden sind, wollte ich sie auch nicht alle vor dem
Schlosstor stehen haben“, sagte ich. „Dann mache ich jetzt noch ein Nickerchen.
Das brauche ich dringend, weil du mich ja für heute Abend auf dem Markt
verpflichtet hast. Weck mich rechtzeitig, damit wir vorher noch in die Schänke
gehen können.“
„Aha!“,
machte Roxy und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Du willst noch in die
Schänke - in der Hoffnung, dass ein gewisser rattenscharfer Nicht-Vampir dort
auftaucht?“
„Natürlich!
Das würdest du doch auch tun, wenn du an meiner Stelle wärst!“
„Nee.“ Sie
schüttelte den Kopf. „Würdest du nicht?“
„Ich müsste
gar nicht auf ihn warten, denn wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte
ich mich heute Mittag aus dem Wohnwagen geworfen und den Rest des Tages mit
einem gepflegten Rodeo verbracht. Schlaf gut! Ich glaube, ich lege mich auch
noch mal hin. Ich habe ein Auge auf Henri geworfen, das ist der Typ, der die
Folterkammer betreibt, und ich muss ein bisschen vorschlafen, wenn ich die
ganze Nacht mit ihm durchtanzen will.“
Drei Stunden
später weckte ich Roxy, um ihr zu sagen, dass wir eine Nachricht von dem
geheimnisvollen Herrn Dante bekommen hatten.
„Lass mich“,
nuschelte sie und wollte gar nicht unter ihrer Schlafmaske hervorkommen.
„Komm schon,
Roxy, du musst aufstehen! Dantes Sekretärin hat angerufen! Wir sind zu einem
späten Tee eingeladen. Wenn du dich nicht beeilst, kommen wir zu spät!“
„Was? Dante?
Er hat angerufen?“
Ich kramte
in ihrem Schrank und holte das Kleid heraus, das Roxy auf mein Drängen hin für
eventuelle Nobel-Events eingepackt hatte. „Hier, wasch dein Gesicht und zieh
das an! Du willst doch gut aussehen, wenn du Dante kennenlernst, oder nicht?“
Sie hob die
Maske auf einer Seite an und linste in meine Richtung. „Das ist doch wohl kein
hinterhältiger Scherz, oder?“
Ich stemmte
die Hände in die Hüften und funkelte sie an. „Sehe ich so aus, als wäre das ein
Scherz?“
„Nein. Du
hast dein gutes Kleid an.“
„Genau. Und
jetzt mach! Das Taxi ist in fünfzehn Minuten da.“
Eine halbe
Stunde später fuhren wir am Pförtnerhaus des Schlosses vorbei auf eine gekieste
Zufahrt.
Den Weg
säumten brennende Fackeln - echte Fackeln, keine elektrischen. Roxy und ich
waren beeindruckt.
„Muss nett
sein, wenn man Personal hat, das einem jeden Abend die Fackeln anzündet“,
dachte ich laut.
Roxy grunzte
zustimmend. Sie drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt und spähte
hinaus in die einbrechende Dunkelheit. Ich wusste aus meinem Reiseführer, dass
es vor dem Schloss gepflegte Rasenflächen und einen architektonischen
Blumengarten gab, und dort sollte das große Halloween-Vampirfestival
stattfinden. Die Zufahrt führte in einem Bogen an diversen Nebengebäuden vorbei
zur Rückseite des Schlosses.
„Sieh nur!“,
flüsterte Roxy ehrfürchtig, als wir an den Familiengräbern vorbeikamen. Fackeln
beleuchteten ein kleines gruftähnliches Bauwerk zwischen den Grabsteinen. Das
Licht fiel lodernd auf komplizierte Ornamente, die in den Bogen über der Tür
gemeißelt waren. Darüber breiteten zwei steinerne Adler ihre Flügel aus und
schrien ihren ewigen Schmerz in den Himmel. „Was mag das sein?“
„Ein
Mausoleum, würde ich sagen“, entgegnete ich und stellte verärgert fest, dass
auch ich flüsterte. Ich räusperte mich. „Aber guck dir erst mal das da an!“
Roxys Blick
folgte meinem Zeigefinger. Vor uns ragte das gewaltige Schloss auf, dessen
Umrisse sich von dem immer dunkler werdenden indigoblauen Himmel abhoben.
Besonders ein spitzer Eckturm auf der einen Seite und ein imposanter Giebelturm
auf der anderen waren gut zu erkennen. Das ganze Gemäuer verbreitete den Duft
jahrhundertelanger Geschichte - kein Wunder, denn es war bereits vom
vierzehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert der Sitz der Herren von Per tejn
gewesen.
Die hohen,
schmalen Fenster waren mit weißen Steinen eingefasst, wie man sie in der Region
überall sah.
„Fantastic!“, hauchte Roxy ergriffen, als das Taxi vor der großen dunklen Flügeltür
anhielt, die von zwei brennenden Fackeln beleuchtet wurde. „Was der ganze Spaß
mit den Fackeln wohl kostet?“
„Frag
nicht“, entgegnete ich und legte den Kopf in den Nacken, um bis zum obersten
Stockwerk zu schauen.
Roxy gab
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