Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
Auge Raphael im Blick behielt,
der sich ihm weiter näherte.
„Jetzt
fangen sie schon wieder an“, sagte Roxy zu Christian. „Das ist fast wie eine
Folge der Waltons, findest du nicht auch?“
Er hob die
Augenbrauen. Sie schmachtete ihn an.
„Es reicht
jetzt.“ Raphael befreite meine Finger aus Dominics Griff und liebkoste meinen
Handrücken mit seinem Daumen, als er mich zu meinem Stuhl zurückbegleitete. Ich
hätte ja nur zu gerne dem Prickeln nachgegeben, das seine Berührung auslöste
und meinen ganzen Körper erfasste, aber angesichts der Gesellschaft, in der wir
uns gegenwärtig befanden, zog ich es doch vor, einen klaren Kopf zu behalten.
„Warum hören wir nicht endlich damit auf, unsere Zeit zu vergeuden? Für wen
soll sie denn die Runen befragen, Dominic?“
Dominic
wirkte leicht verschnupft darüber, dass man ihm sein Spielzeug entwendet hatte,
aber er rieb die Hände aneinander und warf mir einen anzüglichen Blick zu, der
mir um ein Haar mein wunderschönes weinrotes Kleid vom Leib gerissen hätte.
„Für mich
selbst, natürlich, Milos und Tanya.
Ich denke,
wir drei bieten Joie ausreichend Gelegenheit, ohne den geringsten
Zweifel zu beweisen, dass Tanyas Behauptungen erlogen sind.“
„Nein, nein
und nur über meine Leiche. Es interessiert mich nicht die Bohne, was Tanya
behauptet“, murrte ich. „Bei der Wette ging's nur darum, dass ich dreimal die
Runen deute.“
„Ich kann es
keinesfalls erlauben, dass sie deine Ehre in dieser Art und Weise befleckt“,
erwiderte Dominic. „Leider Gottes obliegt mir die unerfreuliche Pflicht, dich
daran zu erinnern, dass die Wette besagt, dass du dreimal erfolgreich die Runen
deuten musst. Demnach wirst du nicht einfach nur die Runen befragen, sondern
deine Deutung muss makellos sein.“
„Eine
hundertprozentige Genauigkeit gibt es bei den Runensteinen nie“, protestierte
ich.
„In
angemessenen Grenzen“, fügte er hinzu.
„In
Ordnung“, sagte ich unglücklich, denn ich hatte wohl keine andere Wahl. „Aber
es gibt keinen Grund, dass ich ausgerechnet euch drei nehmen muss. Arielle ist
doch sicherlich über jeden Verdacht der Komplizenschaft erhaben. Christian ist
neutral und Raphael ist schließlich dein Angestellter, um Himmels willen! Gegen
sie kann es doch keine Einwände geben.“
Offensichtlich
wohl. Tanya gab an Dominic gerichtet eine wahre Flut von unverständlichen
Kommentaren ab. Er zuckte nur mit den Schultern und wandte sich wieder an mich.
„Um Tanya zufriedenzustellen, musst du drei faire Angestellte wählen, mon
ange.“ Seinen Worten war anzuhören, dass er auf dieser Forderung beharren
würde.
Ich
überlegte, ob ich unsere kleine Auseinandersetzung vielleicht so lange
fortführen sollte, bis ich ihn mürbe gemacht hatte, aber dann beschloss ich,
dass ich genauso gut nachgeben und diesen verdammten Mist hinter mich bringen
könnte.
„Na gut.
Dann nehme ich Raphael, Arielle und Milos. Seid ihr jetzt zufrieden?“
„Mit einer
winzig kleinen Änderung. Statt Milos soll es Tanya sein.“
Ich sah
zwischen Milos mit seinen kalten Augen und der tobenden Tanya hin und her und
zuckte innerlich mit den Schultern. Da war einer so schlimm wie der andere.
„Schön, aber sie kommt als Letzte dran. Wenn meine Deutungen irgendwelche
Naturgewalten beschwören, will ich mich schnell verdrücken können.“
Ich
ignorierte die Hand, die Dominic mir anbot, und setzte mich an den Tisch.
Beim Anblick
des dramatischen und protzigen Tuchs darauf verzog ich unwillkürlich das
Gesicht.
Ich
schleuderte es weg und rief Roxy zu: „Gib mir doch bitte mal deinen roten
Schal, okay?“ Sie brachte ihn mir, ich breitete ihn aus und strich ihn glatt,
bis er ganz flach auf dem Tisch lag. Dann sah ich die Leute an, die sich
versammelt hatten. Ich befand mich in einer Ecke am Rand der Bühne, hinter
einem kleinen Tisch, und schwitzte unter den grellen Scheinwerfern, die jemand
angeschaltet hatte. Tanya und Milos nahmen zwei Stühle aus den Sitzreihen und
gesellten sich zu dem Halbkreis von Menschen, die bereits vor mir saßen. Die
Ironie der Situation - etwas beweisen zu müssen, an das ich überhaupt nicht
glaubte - entging mir nicht. Wenn das so weiterging, würde es mir bald wie
Lewis Carrolls Alice ergehen, die schon vor dem Frühstück sechs unmögliche
Dinge glaubte.
„Alles klar.
Ich bin so weit. Ich möchte mit Arielle anfangen.“
Arielle
hatte still neben Roxy gesessen, sah mich nun vorsichtig an und warf dann ihrer
Schwester einen
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