Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
deutschen Akzent, der sehr gut zu ihrem kurzen
silberblonden Haar und ihrem properen Erscheinungsbild passte. Sie sah vom
Scheitel bis zur Sohle nach Hausfrau aus, aber die Aura der Macht, die sie
umgab, war alles andere als gewöhnlich. „Ich bin Guarda White, die Präsidentin
der Gemeinschaft zur Analyse von Geistererscheinungen und -aktivitäten. Ich
heiße Sie herzlich zu unserer sechsten von acht Veranstaltungen im Londoner
Raum willkommen! Denjenigen von Ihnen, die zum ersten Mal dabei sind, sei kurz
erklärt, dass wir Freiwillige aus dem Publikum suchen, die an einer
Gruppenbeschwörung teilnehmen möchten, was unter Laien häufig als Seance
bezeichnet wird. Die Teilnehmer, bei denen wir eine besondere übersinnliche
Begabung feststellen, werden eingeladen, unserer Vereinigung beizutreten. Mein
Kollege Eduardo Tassalerro von Milan Psychics Limited, der selbst ein bekanntes
Medium ist, wird sich zu uns an den Tisch gesellen. Wir brauchen zehn
Freiwillige. Wenn Sie mitmachen möchten, heben Sie bitte die Hand, und eine
unserer Assistentinnen wird Ihre Personalien aufnehmen.“
Der Vorhang hinter Guarda ging auf, und es kam ein großer runder Tisch
mit zwölf Stühlen zum Vorschein, der von einem Seheinwerfer angestrahlt wurde,
während der Rest der Bühne im Halbdunkel lag. Ich überlegte, warum jemand einem
Verein beitreten sollte, über den man gar nichts wusste, wo es doch zahlreiche
anerkannte Gruppen gab, denen man sich anschließen konnte. Ich wandte mich
Christian zu, um ihn zu fragen, was er davon hielt, doch der streckte zu meinem
größten Erstaunen munter einen Arm in die Luft.
„Was tust du da? Du bist ein Vampir - du kannst keine Geister
beschwören!“
„Stimmt, aber du kannst es.“
„Ich?“ Ich sah mich um und stellte entsetzt fest, dass eine junge Frau
mit einem engen Minirock Christians Handzeichen gesehen hatte und schnurstracks
auf uns zueilte. Es drängte mich, die Hand auf sein Bein zu legen, um ihr zu
verstehen zu geben, dass er schon vergeben war ...
„Verflixt!“, fluchte ich leise vor mich hin.
„Ist irgendwas, Allegra?“
Allerdings war irgendetwas. Christian gehörte mir nicht; ich hatte
keinen Besitzanspruch auf ihn. Ich setzte rasch ein munteres Lächeln auf, nach
dem Motto „Der Mann neben mir ist nur ein flüchtiger Bekannter, an dem ich kein
bisschen interessiert bin“, und hoffte, dass es überzeugend aussah.
Christian legte grinsend einen Arm um meine Schultern.
„Sie möchten mitmachen?“, fragte die Minirock-Tussi mit schmachtendem
Blick. Ich stellte meine Bemühungen ein, Christians Arm abzuschütteln, und
überlegte, ob ich schnell einen kleinen Dämon beschwören sollte.
„Leider verfüge ich nicht über die Fähigkeiten, die man braucht, um
erfolgreich an einem Beschwörungszirkel teilzunehmen, meine Begleiterin
hingegen schon. Sie ist sehr interessiert an der Arbeit Ihrer Gemeinschaft und
wäre ganz begeistert, wenn sie an den Tisch gebeten würde.“
Ich funkelte ihn wütend an und befand, dass zwei Dämonen durchaus
angemessen wären.
Die Frau musterte mich kurz und runzelte skeptisch die Stirn. „Ich
kann nicht garantieren, dass Ihre Freundin ausgesucht wird. Mrs. White geht
alle Informationen durch und entscheidet dann persönlich, wer mit ihr am Tisch
sitzen darf.“
Christian legte eine zusätzliche Portion Schmelz in seine - von Haus
aus wunderschöne und samtweiche - Stimme, sodass ihm die Worte förmlich von der
Zunge perlten (und wie ich zu meiner Schande gestehen muss, entfachte der
Gedanke an diese Zunge ein kleines Feuer in meiner Leistengegend). „Können Sie vielleicht
irgendetwas tun, um sicherzustellen, dass meine Begleiterin ausgesucht wird?
Ich versichere Ihnen, sie ist dieser Ehre durchaus würdig.“
Wie von Zauberhand glätteten sich die Gesichtszüge der jungen Frau.
Christians Charme vollkommen erlegen, nickte sie eifrig. „Ich tue, was ich
kann.“
Sie notierte rasch meinen Namen, meinen Beruf (ich verriet ihr
lediglich, dass ich für die amerikanische GEDÜ arbeitete) und ein paar
Stichworte zu meinem Werdegang.
„Sie sind die Liebenswürdigkeit in Person“, sagte Christian und
lächelte sie so strahlend an, dass ich ihr am liebsten meine Sonnenbrille
angeboten hätte. Wie geblendet wankte sie davon.
„Okay, du Überredungskünstler, dann verrat mir jetzt bitte mal, was du
vorhast. Warum willst du unbedingt, dass ich da mitmache?“
Er zog unschuldig die Augenbrauen hoch. „Wieso sollte mir daran
gelegen
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