Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
meldeten. Die Leute im
Zuschauerraum unterhielten sich leise, und das Getuschel hallte von der hohen
Decke wieder, als zöge ein Schwärm kleiner Vögel über uns hinweg. „Also, unter
Umständen werde ich diese Frage bedauern, aber ich habe doch schon zu spüren
bekommen, was für eine Macht du hast. Wie kann man einen Dunklen denn gegen
seinen Willen gefangen halten?“
Christians Augen färbten sich mattschwarz. „Es gibt Mittel und Wege.“
Ich erschauderte angesichts der Kälte in seiner Stimme und beschloss,
das Thema nicht weiter zu vertiefen. „Okay, du glaubst also, dass Guarda und
Eduardo Sebastian irgendwo gefangen halten, und deshalb möchtest du, dass ich
mich mit ihnen anfreunde und herausfinde, wo er steckt. Und wie kommst du auf
die Idee, dass ich bereit sein könnte, dir zu helfen?“
Er liebkoste mein Gesicht regelrecht mit seinem Blick, und ich spürte,
wie ich weich wurde. „Mir selbst stehen hier nur wenige Ressourcen zur
Verfügung. Ich hatte die Hoffnung, an deine Neugier und deine Hilfsbereitschaft
appellieren zu können.“ Ich hob den Kopf. „Das sind allerdings ganz andere
Eigenschaften als eigensinnig, stur und ohne Selbstvertrauen'. Nenn mir einen
guten Grund, warum ich dir helfen sollte!“
Er sah mir unverwandt in die Augen. „Weil ich dich demütigst darum
bitte, mich bei der Suche nach meinem Freund zu unterstützen.“
Es lag so viel Aufrichtigkeit und Hoffnung in seinen Worten, dass meine
Eingeweide vollends dahin zu schmelzen drohten, und ich rief sie zur Ordnung,
um in Ruhe nachdenken zu können. Christian zu helfen stand nicht auf meinem
Plan. Ich hatte nur drei Wochen in London, und fünf Tage waren bereits
vergangen. Wenn ich mich auf diese merkwürdige Geschichte einließ, dann ging
mir eine Menge Zeit verloren, die ich für die Beschwörung von weiteren Geistern
brauchte. Andererseits kam ich so vielleicht an Material, das ich meinem Chef
vorlegen konnte, um meine Stelle zu sichern. Ich betrachtete Christian
nachdenklich, nagte an meiner Unterlippe und gestand mir schließlich innerlich
seufzend ein, dass ich seiner Bitte nicht wegen eines sicheren Arbeitsplatzes
oder wegen seines in Not geratenen Freundes nachkommen würde, sondern einzig
und allein um seinetwillen.
„Also gut, ich werde dir helfen, aber es gibt ein paar Bedingungen.“
Er verdrehte die Augen. „Das habe ich geahnt.“
Ich grinste ihn an. „Du bist eben ein cleveres Kerlchen, trotz deines
Machogehabes. Erstens: Du musst dich mal ein bisschen lockerer machen und wirst
mich nicht mehr so herumkommandieren. Ich führe keine Befehle aus, ich
berücksichtige Wünsche.“
Da war er wieder, dieser gequälte Blick, und sein Gesicht war so
angespannt, dass er beim Sprechen kaum die Zähne auseinander bekam. „Das wird
nicht einfach sein, aber ich werde mich bemühen, meiner Neigung, meine Wünsche
in Form von Befehlen vorzubringen, nicht nachzugeben. Genügt dir das?“
„Wohl kaum, aber ich will mal nicht so sein. Bedingung Nummer zwei:
keine Bemerkungen mehr über meine Kleidung!“
„Einverstanden.“
„Drittens ...“
„Wie viele Bedingungen willst du denn noch stellen?“, unterbrach er
mich.
„Das ist die letzte. Also, drittens: Du musst aufhören, ständig in
meinen Kopf zu gucken.“
Er sah mich überrascht an.
„Jetzt tu nicht so! Ich spüre doch, wie du meine Gedanken belauerst.
Und du fängst an zu grinsen, wenn ich denke, dass du...“ Ich hielt inne, denn
Christian lächelte. „Da ich meine Gedanken sehr gut vor der Außenwelt
abschirme, bedienst du dich anscheinend irgendwelcher vulkanischer
Bewusstseinstricks.“
„Von vulkanisch kann nicht die Rede sein. Ich bin ein Dunkler!“
„Aha! Du gibst es also zu!“
„Ich gebe gar nichts zu. Wenn es eine innere Verbindung zwischen uns
gibt, dann kann ich nichts dafür.“
Ich musterte ihn argwöhnisch, aber er sah mir direkt in die Augen. Ich
konnte keine Anzeichen dafür erkennen, dass er mich belog, und für solche Dinge
hatte ich ein ziemlich gutes Gespür. „Also gut“, sagte ich widerstrebend. „Aber
bleib aus meinem Kopf, wenn ich dich nicht ausdrücklich hereinbitte!“
Christian fing wieder an, meinen Handrücken zu streicheln. Es kamen
noch drei Personen den Gang hinunter, aber es waren keine Zuschauer. Sie trugen
schwarzen T-Shirts mit der Aufschrift GAGA und gehörten also auch zu Guardas
Gemeinschaft.
„Du musst mir allerdings noch ein paar Dinge erklären. Ich verstehe
zum Beispiel nicht, warum Leute,
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